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Die Markgrafschaft
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Wenn die andere Rebhüeter chömme, wird er
trunke. Er wartet uf's un döst eweng vor sich ane.
Do hört er zmols öbbis un meint, es chäm ein
vu de andere. Er setzt sich ane un luschteret,
springt mit-eme Satz vu der Pritsche: das isch by
syne Rote! 's Gwehr in d'Hand un use! Do rusch-
lets aber in de Rebe hinte un vorne, obe un unte,
aber er rennt de Rote zue. Er längt an d'Rebe un
verschrickt: Die schönste dervu fehle, so lang un
so dick wie sy eigeni großi Hand! Do kriegt er e
gwaltsmäßige Zorn. Der Luusbueb krieg i, so
oder so! Chum hört mes ruschle in de Blätter,
wu der Trübeldieb dure rennt, aber im Bammert-
frieder syni guete Ohre lön ihn nit im Stich. Im
Dorf goht er syne Schritt no, all an de Hüüser-
wänd hintedri un merkt bal wu's ane goht. So so,
der Mäxli will sie syner Liebste verehre, syni
Rote! Dort hört er ihn au an 's Fenster chlopfe,
er schliicht nöcher ane un will-en stelle. „Marieli,
mach 's Fenster uf, i ha der öbbis!" „Was fallt dir
au y, so spot in der Nacht!", hört er 's Marieli
e wenig schimpfe, 's dreiht 's Liecht a un machts
schnell wieder ab. Do het's im Bammertfrieder
aber eini butzt: ufern Fensterbrett sin die Rote
glege — syni Rote! Er mueß der Ode ahebe, sich
z'sämme neh un überlege, wie er der Max jetz
am beschte verwütscht. Aber mit eim Satz sitzt der
dobe im Fenster un schlenkeret mit syne Beine.
Der het kei chleine Stolz, daß er sym liebe Maidli
so-ne Freud mache cha. Syni Kamrade hän ihm
ghulfe un die verrote ihn nit. Grad frogt der Max
's Marieli: „Sin si guet?" „Zuckersüeß, hmmm",
hört me 's Marieli sage. Do verschwindet im Max
sy Chopf im Fenster. „So süeß wie di Göschli?",
frogt no-neme Rung der Max. Do mueß sich der
Bammertfrieder doch ins Füstli lache: Jung Volk,
miserables! Aber 's Marieli dät ihm au gfalle,
denkt er, un sy Zorn verraucht so schnell wie-ner
chu isch. Er mueß eifach vor sich ane lache. Jungi
Herbsterlüt singe un göhn Arm in Arm durs
Dorf. Liis schliicht der Bammertfrieder vum
Schopfecke eweg, loost dem Lied no un goht
langsam wieder im Berg zue un lächlet no still
vor sich ane.
's Füür isch abebrennt im Bammerthüüsli, no
isch kein vu de andere do. Jetz mueß er sich
mit-eme guete Schluck stärke un er längt sy Wy-
logeli abe. Aber das chunnt ihm verdächtig liicht
vor. Jetz hän-em im Max syni Helfershelfer no
sy Wii ustrunke! Jetz isch der Zorn, wu ihm in
Chopf stygt, aber echt. Die Lusbuebe, die male-
fitzige!, wetteret er los, wenn-i die numme hätt!
Wenn das usechunnt, isch er blamiert für alli
Zyte, — un was wird der Usser-Buur vu ihm
denke! Seile het zwar e Lamento gmacht wege
syne Rote, aber keiner het öbbis dervu gwüßt un
keiner öbbis verrote.
Johre sin sither dur's Land gange.
Jetz in der Wuche vor-em Herbst het der Max
im Bammertfrieder inegruefe un ihm e Chrüegli
voll Wii ufegholt. 's Marieli isch scho lang im
Max sy Frau un ihri Chinder mache Lebe im
Huus. 's Marieli bringt no ne guet z'Obe un hört
der Bammertfrieder gern verzelle. Z'letscht het
der Bammertfrieder no verzellt, wien-er ihm
sellimols ufpaßt het un wie er selber z'letscht no
der lackiert gsi isch, un luschtig hen sie druf
agstoße.
Un wenn de am e Chrützweg stohsch
Un nümme waisch, wo's ane goht,
Halt still un froog dy Gwisse z'erst,
's cha Dütsch gottlob, un folg sym Root!
DER NEUE BAUSTIEL Auf Freiburg hatten
sie sich schon lange
gefreut, die Buben und Mädchen aus einer Mark-
gräfler Volksschule. Der Großstadtverkehr mit
seinen Autos, Straßenbahnen und Omnibussen
interessierte die kleine Schar mächtig. Selbstverständlich
wurde auch das Münster besichtigt, und
der Lehrer wußte eine Menge zu erklären: romanischer
und gotischer Baustil, Renaissance und
Barock; es wirbelte in den Buben- und Mädchenköpfen
nur so herum. Bei einem Rundgang durch
die Stadt waren sie eifrig dabei, den Baustil dieser
und jener Häuser zu bestimmen. Und manchmal
hatten sie ihn auch richtig herausgebracht.
Endlich bogen sie auch in die Bertholdstraße ein,
, Richtung Stadttheater, wo auf zwei Seiten die
neuen Behelfsläden stehen. Da wußte der Hanspeter
Bescheid, als er fachmännisch die im
Kindesalter stehen gebliebenen Häuschen betrachtete
: „Ich weiß, was säll für e Baustil isch, selli
Chaufläde dort, säll isch dr dütsch Barack!"
H.W.
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