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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-10/0018
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Die Markgrafschaft

Gilten Appetit / Jda Preusch-Müller

In einem Dörfchen, an dessen sonnigen Hängen
ein guter Markgräfler wächst, hatten sie vor
vielen Jahren einen Wächter. Wißt Ihr, was ein
Wächter ist? Das war damals eine wichtige Persönlichkeit
, Polizeidiener, Nachtwächter, rechte
Hand des Vogts und der Schreck der Handwerksburschen
und herumziehenden Zigeuner.

Dieser Wächter hatte ein Eheweib, das einen
schwunghaften Handel trieb mit schönem, weißem
Fegsand, den sie selber in der Grube holte.
Und wenn sie mit ihrer schallenden Stimme rief:
„Sa-a-nd, schöne Sa-a-nd, 's Beggeli nur e
Chritzer!", so liefen die Hausfrauen wie der
Wind, um der „Sandgotti" ihre schöne Ware abzukaufen
. Heute, wo man die modernen Scheuermittel
in Streudosen kauft, kennt man dieses
herrliche Gefühl nicht mehr, wenn einem der
kühle, feine Sand durch die Finger rieselt und
man die Hände wohlig darin vergraben kann.

In Müllheim hatte sie ihre festen Kunden,
denen sie regelmäßig ihren Bedarf ins Haus
brachte. Damals hatte man weder Email- noch
Zink-Wannen oder -Eimer. Alles war aus Holz
und mußte in einem ordentlichen Haushalt immer
weiß gescheuert sein.

Da stand denn oft der alte, klapprige Kinderwagen
, in dem der Sandsack lag, allein auf der
Straße, wenn die Sandgotti in den Häusern war.
Dann trieben die Buben Unfug damit, ließen ihn
die Straße hinunterrennen oder versteckten ihn
unter der Brücke, so daß die arme Frau große
Mühe hatte, bis er wieder war, wo sie ihn
brauchte.

Einmal erwischte sie gerade zwei Schlingel, als
sie den Wagen abführen wollten. Diese gaben
Fersengeld, und die Sandgotti rannte mit wehenden
Röcken hinter ihnen her, ihnen drohend:
„Meie, wenn der Wächter chunnt, er wird euch
lehre laufe!" Diese liefen auch so, bis sie in der
Bachgasse eine offene Haustüre sahen. Die Treppe
hinauf rannten sie bis auf den Speicher, um dort
zum Tagloch hinaus höhnisch die Drohung der
Sandgotti hinaus zu schreien. Und dieser Warnruf
scholl ihr von dort an einige Zeit aus allen
Ecken nach, wenn sie ihr Wägelchen durch die
Straßen schob. Sie machte sich aber nichts daraus,
und so hörte das bald wieder auf.

Auch in anderen Dingen war die Sandgotti
nicht empfindlich, und ihr gesunder Appetit war
durch nichts zu erschüttern. So gaben ihr die
Leute alles „Abgendige" mit heim, alte oder
räudige Katzen und Hunde, eingegangene Ferkel
und Hühner, die am abschnappen waren. Sie hatte
für diesen Zweck immer einen besonderen Sack
im Wagen. Eines Tages begegnete ihr der Gendarm
. Er fragte sie, ob sie gute Geschäfte gemacht
habe, und was denn in dem Sack so zapple. „He,
ne Chatz", sagte sie. „So, was wollt ihr denn mit
ihr machen?" „He, ich due si broote, jo, meie, das
isch guet! I due e bizzeli Schmutz in's Pfännli un
leg das Fleisch derzue. Meie, das isch fein, me
mueß numme kai Schuuche ha!"

Der Gendarm wünschte ihr lachend guten
Appetit. Den hatte die Sandgotti, er aber hatte
einen „Schuuche".

Z' Kandere

Der Ochsenwirt verstand es, das Leben zu
genießen. Am liebsten hätte er es gehabt, wenn
er alle zum gleichen ansehnlichen Wein-Konsum
hätte zwigen können, den er selbst für angemessen
hielt. Unter seinem Vorsitz, tagte der Stammtisch
, dessen Mitglieder sich verpflichten mußten,
nicht vor Tagesanbruch nach Hause zu gehen.
Vergaß einer diese Verpflichtung und versuchte
früher aufzubrechen, so soll der Ochsenwirt
regelmäßig eine Pistole aus der Tasche gezogen
und über den Kopf des Abtrünnigen in die Wand
geschossen haben, so daß dieser sich schleunigst
wieder klein hinsetzte.

Als der Ochsenwirt einmal in Basel war, fragte
ihn ein Basler Herr: „Nu, Ochsenwirt, was mache
si z'Kandere?", worauf der Markgräfler erwiderte
: „He, was mache si! Wer öbbis isch, sufft!" Pr.

Der Hebelbund berichtet:

Das „Fest des alemannischen Liedes", welches der
Hebelbund Müllheim, am Sonntag, 8. Oktober, zum 60.
Geburtstag des Meisters Franz Philipp in der Exerzierhalle
der ehem. Artilleriekaserne veranstaltete, gestaltete
sich, ideell gesehen, für den Hebelbund zu einem vollen
Erfolg.

Die Darbietungen der Chöre der ,Concordia Freiburg' unter
Leitung von Musikdirektor K. Ketterer und der „Sängervereinigung
Müllheim", unter Leitung von K. Rosewich,
zeigten hohes Können sowohl von Seiten der Chöre, wie
auch der Dirigenten. Der Männerchor Concordia Freiburg,
nach dem Urteil Franz Philipps einer der besten deutschen
Männerchöre, erntete reichen Beifall. Die Chorvorträge
werden den Zuhörern ein unvergeßliches Erlebnis
bleiben. Der Gesamtchor, unter Leitung von K. Rosewich
, brachte das Lied „In einem Wiesental" mit solcher
Feinheit zu Gehör, daß man den Eindruck gewinnen
mußte, der Chor sei immer unter dieser Leitung gewesen.
Auch die Redner dieses Festes: Ob er-Regierungsrat
Rothenberger, der die Grüße des Staatspräsidenten an
Jubilar und Festversammlung überbrachte, wie auch die
Ansprache des Vertreters des Landrats, Reg.Rat J. Ostertag,
der in feinsinniger Weise den Jubilar wie auch die Bedeutung
des Festes würdigte, fanden wärmste Aufnahme.
Herzlichen Dank auch gebührt dem Festredner, Pfarrer
R. Nutzinger, der in seiner Eigenschaft als Präsident des
Hebelbundes und wohl auch als der beste Kenner alemannischen
Wesens die Leistungen Franz Philipps würdigte
und sowohl die alemannische Sprache wie auch das
Lied in die hohe Sphäre unseres unvergänglichen Hebels
emporhob.

Dann sei auch noch allen herzlich gedankt, die in
uneigennütziger Arbeit, sei es in der Ausschmückung der
Halle oder am Büffet, dem Fest gedient und zum Gelingen
nicht unwesentlich beigetragen haben. Auch dem Gesangverein
Auggen für seine Mitwirkung unser herzlichster
Dank. F. W.

Herausgeber : Hebelbund Müllheim (Baden)
Redaktion : Leopold Börsig
Anzeigen-Annahme: Fr. Wolfsberger, Müllheim, Werderstr. 25
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)


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