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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-11/0007
Die Mar kg r a t s c h alt

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Neuenburg/ wie es nur wenige kennen

Aus der Chronik der ehemals freien Reichsstadt, am Rhein

5. Fortsetzung.

Nach dem großen Völkerringen

Wie alle Städte und Gemeinden landauf und
landab, so hatte auch Neuenburg, das nun wieder
Grenzort geworden war, sehr unter dem
wirtschaftlichen Zusammenbruch, der dem militärischen
auf dem Fuße gefolgt war, zu leiden.
Ein neues, bisher unbekanntes Gespenst begann
sich am Leidensweg des deutschen Volkes abzuzeichnen
: die Inflation. Von Tag zu Tag sank der
Wert des Geldes, und bald besaß die Mark nur
noch ein Zehntel ihres ursprünglichen Wertes.
Doch der Sturz in die Tiefe sollte vollends sein,
und als man das Jahr 1923 schrieb, rechnete man
nur noch mit Millionen, Milliarden und Billionen.
Man atmete deshalb befreit auf, als ausgangs
desselben Jahres dieser Papiergeldwahnsinn ein
Ende fand und anstelle wertlosen Papiers wieder
wertbeständiges Geld trat. Der Umrechnung legte
man damals allgemein den Wert von 1 Billion =
1 Rentenmark zu Grunde. Die Leidtragenden
jener Zeitepoche waren auch im Rheinstädtchen,
wie überall, viele fleißigen, und sparsamen Bürger
, die dabei um ihre sauer verdienten Spargroschen
gebracht wurden. Am härtesten jedoch
traf es die betagten Leute, denen auf ihre alten
Tage noch das Letzte genommen wurde. Nach
einem Leben harter Arbeit und mancher Entbehrung
sahen sie sich nun plötzlich der nackten
Not und dem Nichts gegenüber.

Vorübergehend verzeichnete Neuenburg auch,
wie bei Wenk zu lesen ist, einen Aufschwung des
Handels, der hauptsächlich auf eine Verfügung
des Versailler Vertrages zurückging, nach der die
Einfuhr elsässischer Textilwaren nach Deutschland
bis zum Jahre 1924 zollfrei war. Bald war
dieser Güterverkehr so stark, daß zur Abwicklung
ein eigener Güterbahnhof und eine große
Zollhalle gebaut werden mußten. Mit dem Erlöschen
der Vertragsklausel ging jedoch auch die
Wareneinfuhr aus dem Elsaß wieder rapid zurück
und bald herrschte auf dem Güterbahnhof
Grabesstille. Dafür kam ein anderer Umstand
dem Rheinstädtchen zugute: Durch die Abtretung
des Elsaß sahen sich verschiedene Firmen
genötigt, auf deutschem Boden neue Werke
erstehen zu lassen. So entstand u. a. das große
Sägewerk der Firma „Himmelsbach", welches
später an die Firma „Richtberg" überging.
Weitere Neugründungen waren die Likörfabrik
„Cusenier" und besonders die Baufirmä „Unser",
die sich damals in Neuenburg zur größten Baufirma
des Markgräflerlandes entwickelte. Diese
Neugründungen brachten durch ihre Umsätze der
Bevölkerung Arbeit und Brot. Zum Aufschwung
der Gemeinde trug vor allem auch der wieder
aufgenommene Schiffsverkehr zwischen Kehl und
Basel bei. Mit der ganzen Entwicklung Schritt
haltend, stieg indessen auch die Einwohnerzahl
Neuenbürgs zusehends wieder an.

Im Vorfeld eines neuen Krieges

Während die Bevölkerung tagsüber ihrer Arbeit
nachging und nur wenig Zeit hatte, sich um die
politischen Ereignisse in der großen Welt zu
kümmern, zogen sich bereits neue schwarze Wolken
am politischen Horizont zusammen, die nichts
Gutes versprachen. Das Wort „Krieg", das lange

Neuenburger Kirdie in Flammen

noch unausgesprochen blieb, weil es irgendwie
jeden Einzelnen anging, sprang wie ein tunke
am 1. September 1939 durch den Äther auf die
Menschheit über. Ein neuer Weltbrand war im
Entstehen. Schlimmer als alle seine Vorgänger
und unbarmherziger als alles bisher Dagewesene.

Für Neuenburg bedeutete es ein weiteres Glied
in der Kette des Unglücks und eine Lähmung
des ganzen Lebensrhythmus von einem Tag auf
den anderen. „Deutschlands Truppen marschieren
in Polen", „Frankreich und England erklären


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