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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-11/0017
Die Markgrafschaft

15

Der Felsenmüller

Erzählung aus dem „Immengärtlein" von Ida Guldenschuh

Von der kleinen Felsenmühle hinter dem
Isteiner Klotzen habe ich schon einmal erzählt.
Wo aber eine Mühle war, muß auch ein Müller
gewesen sein. Durch einen glücklichen Zufall
hörte ich bei meinem letzten Besuch in der Heimat
vom Ludwig-Götti auch etwas über den
Felsenmüller.

Es muß ja wunderbar gewesen sein, dort oben
zu hausen wie ein Adler in seinem Felsenhorst,
vor sich den Rhein, die Vogesen, das Rebland
und Basel. Kein Wunder, daß der Felsenmüller
eines Tages, als das glitzerige Basel so besonders
einladend vor seinen Augen lag, den Entschluß
faßte, dorthin zu gehen, weil gerade die alljährliche
Messe begonnen hatte. Eisenbahnen oder
andere schnelle Fahrgelegenheiten gab es damals
noch nicht. Das mußte alles noch zu Fuß erwandert
werden. Der Müller mußte aber vorher noch
aufschütten, das heißt ein Säcklein Weizen in den
Aufschüttkasten werfen und die Mühle richtig in
Gang bringen. Dann legte er die Sonntagskleider
und die schön gewichsten Schuhe an, versorgte
sein Häuslein, da er noch einspännig hauste, und
nun konnte er ruhig die Wanderung antreten.

Zuerst lief er fast gumpend seinen Felsenpfad
hinunter nach Istein. Dann ging er gemächlich
Kirchen zu, wo die letzte Brücke über den Feuerbach
war. Von dort war er bald am Rhein, dem
er aufwärts folgte über den Kandersteg, Märkt,
die Schusterinsel und Friedlingen nach Kleinbasel
. Nun mußte er über die mittlere Rheinbrücke
hinüber nach Großbasel, wo oben auf dem
Säuplatz die ganzen Herrlichkeiten der Messe
ausgebreitet waren, von den „Rosechüechli" bis
zu den Meßmocken.

Unser beschwingter Müller beschaute alles ganz
gründlich, denn er mußte wieder lange davon
zehren auf seinem Felsen. Vor dem langen
Heimweg hat er sich zur Stärkung wohl noch
einen Schübling und ein Weckli einverleibt. Dann
wanderte er fröhlich seinen Weg zurück. Den
Felsenpfad ist er aber ganz langsam hinaufgestiegen
, denn er war sehr müde von all dem Erleben
in der großen Stadt. Als er oben ankam, legte er
sich gleich zu Bett, da die Mühle noch klapperte.
Wie lange er geschlafen hat, weiß man nicht
Aber daß ihn das Glöcklein, welches bimmelte,
wenn das Korn fertig gemahlen war, aus dem
tiefsten Schlaf riß, das weiß man. Und daß der
Müller sich brummend erhob mit den Worten:
,,Dag un Nacht het me ke Rueih vor dem Gebimmel
", das weiß man auch.

Der aufmerksame Leser kann sich nun selbst
ausdenken (wenn er vom Oberland ist und den
Weg kennt), wie klein die Felsenmühle war. Er
kann den Weg nach Basel hin und zurück mit
dem Aufenthalt auf der Messe ungefähr errechnen
und den Müller noch einige Stunden schlafen
lassen bis das Glöcklein bimmelt, dann weiß er
genau, wie lange es gedauert hat in der Felsenmühle
, bis ein Säcklein Weizen zu feinem Weißmehl
wurde.

GregOfi Und Hanne /Paula Hollenweger

Unter diesem Namen kannte sie jedes Kind im
weiten Umkreis des Markgräflerlandes. Wo sie
auftauchten, wurden sie freundlich aufgenommen
, der Zainenmacher von Schalampi und seine
Frau, wenn sie, bei Neuenburg über den Rhein
kommend, in die umliegenden Dörfer zogen. Er
war ein großer, sehniger Mensch, das gesunde, rote
Gesicht durchwettert von tiefen Furchen. Seine
dunkelblauen Augen blitzten fröhlich unter den
buschigen, weißen und langen Augenbrauen in
die Welt. Ebenso strähnig standen seine langen
Haare am Hinterkopf unter seiner grauen Schildkappe
unbestimmten Alters hervor. Er besaß
einen unverwüstlichen Humor, der ihn trotz der
Härte seines nicht leichten Gewerbes zeitlebens
nie verließ. Seine Frau begleitete ihn auf allen
seinen Wegen. Sie war von rundlicher, doch nicht
kleiner Gestalt, trug einen weiten, graugewürfelten
Rock mit einer reichgefältelten dunklen
Schürze und eine graue Jacke, die Sommers wie
Winters mit einem schwarzen, geknüpften Dreiecktüchlein
zugeknöpft war. Hanne's Füße steckten
in derben Lederschuhen, während ihr Mann
selbstgeschnitzte Holzpantinen trug. Wenn sie oft
weit hinter ihrem Mann hertrippelte, dem sie
kaum zu folgen vermochte, wenn er mit weit

ausholenden Schritten mit ihr über Land fuhr,
schalt sie ihn oft laut, bis er schließlich lachend
seinen massiven Schiebkarren absetzte. Auf diesem
waren seine Körbe aufgesetzt, Kartoffelr
körbe, drei, vier Stöße. Rechts und links hingen
Henkelkörbe und Kirschenkörbe in allen Größen.
Wenn es nun den Berg hinunterging oder in der
Ebene, da hob Gregori wohl sein Weib, das in
seiner rundlichen Behäbigkeit ein schönes Gewicht
hatte, wie einen Federball hoch und setzte es oben
auf seinen Berg Körbe. Mochte sie nun wieder
keifen, so viel sie wollte. Mit Siebenmeilenschritten
trachtete er ins nächste Dorf zu kommen
, um bei den Bauern, die ihn schon erwarteten
, seine Erzeugnisse absetzen zu können, deren
Erlös ihn und seine Familie recht und schiecht
ernährte.

Das Arbeitsmaterial zu beschaffen, war nicht
leicht. Meistens holte er seine Weiden in den
Rheinniederungen bei Istein. Seine Frau half ihm
getreulich wie auch zu Hause bei der Verarbeitung
. Einmal waren sie bei Neuenburg auf
dem Rhein dabei, von einem Waidling aus die
vom Ufer herüberhängenden Weiden abzuschneiden
. Die Strömung war hier besonders stark. Da
machte Gregori eine ungeschickte Bewegung und


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