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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-11/0018
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Die Markgraf scbaft

stürzte kopfüber in die reißende Flut., Mit einigen
kräftigen Stößen gelang es ihm, den Waid-
ling wieder zu erreichen. Aber seine gute Hanne
freute sich über seine unverhoffte Abkühlung
und schlug schadenfroh in die Hände, als ihr Ehe-
gespons triefend wie ein nasser Pudel und fluchend
auf seine Ungeschicklichkeit vor ihr stand.
Das mußte sie natürlich noch manchmal hören,
es tat aber ihrer Liebe zueinander keinen Abbruch
.

Gregor! und Hanne zogen noch lange durch
die Markgräfler Dörfer. Einmal kamen sie auf
einen ansehnlichen Hof, deren Besitzerin sie an
ihren Mann wies. „Der Herr isch dusse", sagte sie

zu Hanne, die in die Häuser kam, während Gregori
bei der Schiebkarre wartete. „Wu dusse?",
fragte Hanne. „Duß stoht er doch ufern Misthufe
un ladet Mist!", gab die Frau zur Antwort. Da
blitzten sie Hanne's Augen an: „So! Sit wenn
stoht denn e Herr ufeme Misthufe?!"

Als ihr Sohn alt genug war, brachten sie ihn in
ein Markgräflerdorf zu einem Küfer in die Lehre,
wo er heute noch lebt. Die beiden aber waren
alt geworden, und Hanne's Füße wollten nicht
mehr mit. Sie starb und das Kriegsende 1914/18
versperrte auch ihm seinen gewohnten und
geliebten Weg über den Rhein. So ist er dann
bald seiner Hanne nachgefolgt.

Diethelms Mühle

Zu unserem Titelbild: Diethelms Mühle in Müllheim.
Abseits vom Verkehr des Städtchens, malerisch an den
Fuß der „Hohle" gebettet, liegt die Diethelm'sche Mühle.
Über die älteste Geschichte dieser Mühle weiß auch der
Chronist Sievert nicht viel, da, wie er schreibt, „über
diese Mühle die wenigsten Nachrichten aufzutreiben
gewesen seien". Ihr Schicksal hat sie gewiß trotzdem
gehabt.

Die jetzige Mühle wurde 1733 von Nikolaus Blankenborn
erbaut (wahrscheinlich demselben, der durch Einheirat
auch Besitzer der Gabelmann-Mühle war). Von
dem früheren Bau sind keinerlei Unterlagen mehr vorhanden
. Nach einem Aufsatz von Dr. Fritz Fischer in
den „Markgräfler Nachrichten" vom 24. April 1937, zeigt
die Mühle auf einem alten Bild noch kein Satteldach,
sondern — wie der Fachmann sich ausdrückt —, ein
Krüppelwalmdach, d.h. die Giebel waren abgeschrägt.
Wahrscheinlich ist dieser Bau durch Brand zerstört
worden.

Der Sage nach, soll die Mühle ehemals zu Schloß
Rosenburg gehört haben. Sie wird auch einmal als
„Meder'sche Mühle" bezeichnet (das Geschlecht der
Meder war hundert Jahre [bis 1695] Besitzer der Rosenburg
).

Anfangs des 18. Jahrhunderts hatten eine größere
Anzahl Personen daran teil, schreibt Sievert. „Vogt
Blankenborn kaufte diese Anteile zusammen und brachte
so die Mühle in den Besitz seiner Familie". 1810 ist der
Sohn Karl Blankenborn Besitzer. 1814 Bartlin Claiß.
Dieser war von Beruf Lehrer in Müllheim und ein guter
Freund von Joh. Peter Hebel. Wie die mündliche Überlieferung
berichtet, soll Hebel Claiß geraten haben, beim
Schulfach zu bleiben.- Des Müllers Töchterlein aber
hatte es ihm angetan, und so wurde er Müller. 1834 starb
Claiß zur Erntezeit an einem Herzschlag. Die Witwe
Claiß führte die Mühle noch einige Zeit weiter, dann
wurde Georg Diethelm durch Einheirat Mühlenbesitzer.
1872 ging das Anwesen auf den Sohn Hermann Diethelm
über und 1904 auf den heutigen Besitzer Max Diethelm.

Manche Heimsuchungen hatte die Mühle zu bestehen.
In früheren Jahren war die Kriegsnot fast ständiger
Gast bei uns. Zur Zeit der Befreiungskriege sollen es
sich in der Mühle die russischen Verbündeten recht
„gemütlich" gemacht haben, und die Müllerin mußte
sich einmal vor den Zudringlichkeiten der „Iwans" „ins
Geschirr", das ist das Getriebe mit den vielen Rädern
in der Mühle flüchten. Auch sonst wurden die Leute
von dieser Soldateska geplagt.

Den Bewohnern der Diethelm-Mühle brachten auch
die Hochwasser, die der Vögisheimer Bach führte, zuletzt
in der Nacht vom 17. auf 18. Juni 1922, schwere Heimsuchungen
. • Viel schwerer aber waren die Überschwemmungen
früherer Jahre, so z. B. in den 50er und 70er
Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auch Feuersnot ist
den Bewohnern der Mühle nicht erspart geblieben.

Von den Zeiten, da die Pest in unserer Gegend
wütete, berichtet die Überlieferung, daß der Müller (1639),
als die Pest besonders in Auggen krassierte, und ein
Befahren der Dörfer verboten war, für die Auggener
das Mehl auf dem Auggener Bück abladen mußte, wo

es dann von den Auggenern abgeholt wurde. Umgekehrt
waren die Einwohner von Auggen genötigt, ihr Getreide
zum Mahlen ebenfalls dorthin zu bringen.

Dicht an der Mühle, oberhalb vom alten ,3ucnhus",
war in der Zeit von 1850 bis 1870 ein Eisenbergwerk in
Betrieb. Die gewonnenen Erze wurden damals zur
Schmelze nach Oberweiler gefahren.

So hat die Diethelm'sche Mühle ihr Gesicht und ihre
Geschichte, eng verflochten mit der Geschichte unseres
Tales und unserer Heimat, und wir möchten sie nicht
missen und wünschen, daß sie noch vielen Geschlechtern
„'s Diethelms Mühli" bleiben möchte. W.

HERMANN BURTE

bk 6ede 6es Htden

Gedichte um Hebel

72 Seiten. Ganzleinen DM 3.50

Dies ist ein eigenartiges, vielleicht einzigartiges Buch:
es enthält die Gedichte, die Burte im Laufe seines
Lebens über den verehrten Meister Hebel schrieb. Echte
Liebe und wache Einsicht sind darin ebenso "wirksam
wie blitzender Witz und sonniger Humor. „Die Seele
des Maien" ist eine reine und reiche Gabe für Jugend
und Familie, Heimat und Volk, als Dichtkunst

ersten Ranges.

GG. UEHLIN . VERLAG . SCHOPFHEIM

Der Hebelbund berichtet:

Wie unsere Leser aus der Notiz auf der ersten Seite
unseres Blattes ersehen, wird ab 1. Dezember unser
verdienter Redakteur, Herr Leopold Börsig, aus dem
Redaktionsdienst der „Markgrafschaft" ausscheiden. Wir
bedauern diesen Rücktritt sehr, und möchten an dieser
Stelle Herrn Börsig für seine treue und hingebende
Arbeit herzlich danken. Mit Umsicht und Können hat er
„Die Markgrafschaft" geleitet und unserem Blatt manchen
wertvollen Beitrag aus seiner Feder geschenkt. Er
wird der „Markgrafschaft" jedoch auch weiterhin seine
Feder zur Verfügung stellen, was von unsern Lesern
sicher gerne zur Kenntnis genommen wird und wofür
ihm besonders herzlich dankt

der Hebelvogt.

Herausgeber : Hebelbund Müllheim (Baden)
Redaktion: Leopold Börsig
Anzeigen-Annahme: Fr. Wolfsberger, Müllheim, Werderstr. 25
Druck : Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)


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