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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-12/0003
DIE MARKGRAFSCHAFT

Nr. 12/2. Jahrgang

Monatszeitschrift des Hebelbundes

Dezember 1950

(^Ittutabeiitl mit ^ßelel

Von Rficjnard Nuyttfciinig'er, Präsidenten des Hebelbundes

Johann Peter Hebel hat bekanntermaßen jenes
reizende Weihnachtsgedichtlein geschrieben: „Die
Mutter am Christabend", wo die Mutter unter
allerhand beschaulichen Betrachtungen den Christbaum
zur Überra- f
schung für den in
der Wiege schlafenden
Knaben mit
mancherlei sinnigen
Gaben behängt, u, a.
auch mit einem
„Büechli mit schöne
Helgeli drin". Der
Hebelbund möchte es
in diesem Jahr nach
dieser Weisung Hebels
der Mutter
gleichmachen und
allen seinen Mitgliedern
und Freunden
doch wenigstens
-ein Heft „mit schöne
Helgeli drin" unter
den Christbaum legen
, nämlich diese
„Markgrafschaft". Sie
möchte mit ihren
„Helgeli" in Bild
und Wort manches
Liebe und Schöne
aus unserer Heimat
berichten aus alten
Tagen, aber sie soll
uns auch und vor
allem für unsere Gegenwart
und unser
eigenes Leben Wegweisung
werden aus
der guten Gesinnung
und dem reinen Geiste
unseres schlichten
, großen Dichters
heraus.

Dies erste Weihnachtsgedicht
schließt
mit den Zeilen: „Der
heilig Christ isch
hienecht choo, het

Chindes Fleisch un Bluet aagnoo! Wärsch au so
brav wie er!"

Und als habe es Hebel selbst empfunden, daß
dies so kurz hingeworfene, aber so inhaltsschwere
Anhängsel einer Entfaltung ins Einzelne bedürfe
und eine eingehende Sinndeutung geradezu erfordere
, hat er gleich jenes zweite Weihnachts-

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Geburt Christi

gedieht angefügt mit der Überschrift: „Eine
Frage". Darin macht er einen Rundgang durch
die Häuser des Dorfes, nicht als ein schreckhafter
„Santekla\is" — der kommt ja bei ihm überhaupt
nicht vor —,
sondern eher wie
der „lockig Chnab"
im „Karfunkel", das
Sinnbild des zum
Guten mahnenden
Gewissens. Und wir
wollen mit dieser
„liebe Seel" zusammen
doch auch in
unserer Zeit den
Rundgang mit antreten
und uns von
ifrr sagen lassen, was
auch bei uns noch
garnicht in der Ordnung
ist. Da im ersten
Haus beanstandet der
Dichter die „näär-
schi Freud7", die die
Mutter an ihrem
verwöhnten Büblein
hat, so daß ihr auf
den Kopf zugesagt
werden kann, daß sie
einmal nur Undank
ernten wird aus dieser
törichten Erziehungsweise
. Müßte
Hebel nicht auch bei
vielen Menschen unserer
Zeit ein warnendes
Fingerlein
machen über die
große Verwöhnung,
nicht nur der Kinder
, in der ganzen
Lebenshaltung, eine
Üppigkeit, die darum
so gefährlich ist,
weil sie uns den Geschmack
verdirbt und
den Menschen über
den Kopf wächst.
Wenngleich wir das Verlangen nach gebessertem
Lebensstandard durchaus verstehen als eine Reaktion
auf die Zeit bitterer Entbehrungen, so
sehen wir doch die Gefahr deutlich und drohend,
daß es eben nicht Reaktion bleibt, sondern zum
satten Zustand wird, der nicht mehr zur Aktion
kommen läßt, sondern über die Menschen Meister

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Federz. von Rudolf Schäfer


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