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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-01/0006
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Die Markgrafschaft

Bi den Alte bisch guet ghalte!

Ansprache an die Alten in Hausen, gehalten am Hebeltag 1946 von Traugott Meyer

Liebi Huusemer alti Frauen und alti Manne!

Äntlig ischs wider so wyt, aß mir do ane chönne
cho, Euch chönne gseh und ghöre, Euch dörfe
grüeßen und zue Euch dörfen e paar Wort säge.

's isch fryli nonig so wyt, aß mir chönnen es
regelräcfyts Hebelmöhli durefüere, 's isch nonig
emol so wyt, aß darf cho, wär wötti cho. Aber
mer wai zfrieden und dankber sy, aß 's ämmel
afen esoo wyt isch.

En Afang! Und en Afang haißt jo nit Ändi!
Im Afang chyded scho der Trib zem Wachse,
uufgoh, blüejen und Frucht träge. Hoffe mer
also, dä Afang tüei au däwäg chyden und trybe
— eben i der Art vom Hebel — derno chas nit
fehle!

So überbring i Euch denn afe die früntlige,
härzlige Grüeß vo der Hebelkommission — jo,
und i glaube, vo der ganze Hebelgmain änen am
Rhy. Und zue denen offizielle Grüeß vom ene
Schüeler vo mir. Er gilt sym Großvatter müeter-
ligersyts, em Her Morath. Isch dä Her Morath
no do? — Schön! I ha nämlig myne Bueben und
Ströglen au vom Hebel verzellt, han ene gsait,
aß i hüt zue Euch chömm — und do het halt der
Hans Thomme, eben ain vo myne vierzähj ehrige
Burschte d'Hand uuf gha und mi gfrogt, öb i so
guet wöll sy und sym Großvatter dä Grueß überbringe
. Natürlig han i gärn „jo" gsait. I ha mi
sogar gfreut, aß i das darf mache, wils e Grund
mehr isch, für do ane z'cho. Der dörfet mers
glaube, aß i gärn cho bi. Wien i jo all gärn
cho bi.

Fryli, wenn i Euch eso alueg, so dunkts mi, es
syg nümm glych wie albe. Es dunkt mi, es fehlen
€ paar Gsichter. Sicher het der Mähder Tod i deer
lange Zyt d'Sägesen e paarnisch gwetzt und druf
e Garbe haigfüert. Nit numme do — au änen
am Rhy! Do dergegen isch eben ekais Chrütü
gwachse. Schicke mer is also dry!

Aber Dir, liebi Huusemer, syt no do! Und wenn
Ech nummen aluege, se wirds mer wohl ums
Härz. I ha nit „näi" gsait, wo me mi gfrogt het,
öb i zue den Alte wöll rede. Im Gegetail oder
Kunträri, es het mi gfreut und nöimen under em
Bruschttuech packt. Nit vergäbe het mer scho der
Großvatter selig ygscherpft: Bi den Alte bisch
guet ghalte! Und i has hundertmol scho as Bueb
und Grüenschnabel dörfen am aigene Lyb und
i der aigene Seel erläbe, aß das Sprüchli nit uf
-em Holzwäg wien e dürs Chnebeli uufgläse worden
isch; 's het öppis Wöhrs an im, isch überhaupt
duredur wohr! Müeßt wüsse, i han e gscheite, en
erfahrene Großvatter gha. Und dä het nit ver-
chehrt gschwätzt und am lätzen Ort öppis vüre-
gee. 's het alles Fade gha byn im und was er gsait
het, isch zerscht uf d'Woog cho. Jä, und zue däm
Großvatter het mer 's Läbe no d'Großmueter
gschänkt, öisers Grosi selig. Dasch quasi 's Zucker-
brötli gsi. Het das Grosi doch Märli und Sage

gwüßt, gwüs uf tuusig und zrugg! und nit numme
gwüßt, näi, verzelle het's ese chönne wie kai
Mönscht wyt und brait. Die Großmueter, die!
Gsfchichten a Gschichte, dasch aifach so uusecho,
wie 's Wasser us der Brunneröhre chunnt, ane-
nander und allewyl no. Aber nit gnue! Zuem
Verzellte hets no öppis anders gee: Ankeschnittli
oder Murbs oder Wäjestückli oder es Schnäfeli
us em Chemi oder e gsaftigi Bire, e rotbacketen
öpfel, e Hampfle Pfluume, Chriesi oder Chrüü-
seli. So im Versteckte, verstoht si! Under em
Fürtech vüre! Nit vergäbe sy mir Chinder meh
bi de Großeitere gsi as bi den Eitere. Es schläckts
halt kai Gaiß ewägg: Bi den Alte bisch guet
ghalte!

Das gilt nit numme für so üßeri Sache, näi, es
gilt au für die innere. Meh weder ainisch han i
chönnen erfahre, aß die Alte rächt hai, wenn i as
e junge Trüübel öppen anderscht grichted gsi bi.
Und i danke no hüt em Liebegott, aß er mi scho
vo früe uuf a die Alte gwiise het. Die chenne
's Läbe, die hai die rychi Erfahrig, die wüsse, wo
der Chare durelauft, die urtaile nit so hoppla-
hopp us eren Awandlig uuse. Si gsäje derdur und
derhinder! Si sy aigetlig d'Maischter, mir andere
im beschte Fall afe d'Gselle — und süscht numme
d'Lehrbuebe.

Wie mänggisch han i das wider chönne gseh!
Und 's isch woll nüt as rächt, wenn i so gärn zue
den Alte gange — i chönnt e Huufe Müschterli
uuschrome, won Ech zaige, wie vill Läbeswysheit
i so aifache Mandli und Fraueli steckt. No ainisch,
au ime tiefere Sinn het das Wort rächt: Bi den
Alte bisch guet ghalte! Nit blos der Lyb, näi, au
der Gaischt und d'Seel günne derby.

Und liebi alti Fraue, liebi alti Manne vo Huuse,
— isch nit grad das au e Grund, worum mir so
gärn zue öisem Hebel zruggchehre — allewyl
wider? Finde mer nit grad in ihm die guldigi
Läbeswyshait vom Alter und vo den Alte?
Dänked nummen a Wägwyser, a d'Vergänglich-
kait, a Wächter in der Mitternacht, a das und
dais vo synen Alimannische Gidichte, a die und
dai Gschicht us em Schatzchäschtli — und der
syt im Bild.

Dorum nonemol: Bi den Alte bisch guet ghalte!
Gäb Euch Gott, aß Der no meh so zähti Maien
erläbed! Und gäb öis Gott, aß mir au 's nechscht
Johr und 's übernechscht Euch wider dörfe gseh!
Es isch e Tag im Johr, e churze Liechtblick. Aber
er hilft is emänggs anders lychter träge. So
wöisch Ech dennen e früntlige Tag sant Oben und
Nacht, es guets Morn und Übermorn — und i
wöische, Dir möged der Herbscht und der Winter
rächt guet preschtiere — aß mer enander der
nechscht Maie wider zwäg und wohluuf chönne
d'Hand drücken und i d'Auge luege.

Bis dort ane bhüet Ech Gott, liebi alti Huusemer
Lütli! Und der Hebelgaischt mög Ech bi-
glaite!


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