http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-01/0007
Die Markgrafschaft
5
's Fasnachtsfiir
Wenn ein Fremder fragen würde, was denn
das Fasnachtsfeuer und das Scheibenschlagen
seien, so würde ihm der Markgräfler wohl darauf
antworten können. Aber selbst ein guter
Schilderer, der verstünde, alle Einzelheiten dieses
alten Brauches der Alemannen wie ein Maler
^aftnacbtefeuer
zu zeichnen, könnte dem Fremden nur ein äußerliches
Bild vom Scheibenschlagen vermitteln,
aber das letzte Geheimnis vermöchte er nicht zu
enträtseln, das schon in dem jüngsten Burschen
steckt, der seine Scheiben aus Buchenholz schnitzt
und sie am Ofenstengli chlepperdürr baihe läßt,
der unter den Weißdornhecken und Haselstauden
die schönsten Stecken herausschneidet, mit seinen
Kameraden zusammen das Holz für das Feuer
auf der Höhe sammelt und, wenn es endlich so
weit ist, mit „Forter' die glühenden Scheiben
vom Scheibenstuhl schlägt, daß sie in weitem
Bogen steigen und fallen.
Von Kindheit an muß
man das Fasnachtsfeuer und
Scheibenschlagen erlebt haben
, um jene geheime Gewalt
zu verspüren, die das
junge und das alte Volk
— ja auch die Großväter
machen noch mit — am
Sonntag nach der „Heere-
fasnacht" zu den Feuern auf
den Höhen lockt und den
Markgräfler in der Ferne
heimwehkrank macht. Er
wird mit seinen Gedanken
hinaufziehen zu den heimatlichen
Rebbergen und
Höhen, zum „Bögelhof",
zum „Steinacker", zum
„Hüenerberg", zur „Hohle",
zum „Häsler", „Innerberg",
„Guldechnopf" zur ,, Spitt -
lerei" und wie all die
Höhen und Stätten heißen,
auf denen die Fasnachtsfeuer
abgebrannt werden.
Und er wird sich an alles
erinnern, auch an die geringsten
Kleinigkeiten, wie
es einmal war, als er noch
bei Anbruch der Nacht
mit seinem Scheibenkranz
über der Schulter und den
,,Schiibestecke" in der Hand
hinaufstieg auf die Höhe.
Im Lauf der Jahre und
Jahrhunderte mag da und
dort einmal sich etwas an
dem Brauch geändert haben
, wie es heute die örtlichen
Besonderheiten zeigen
. Da ziehen in einer
alemannischen Stadt die
Schüler mit Lampions und
Fackeln und unter den
Klängen einer Musikkapelle
hinauf zum Scheibenfeuer,
in einem Dorf des Oberlandes
schwingen dieMaidli
brennende Stumpebäse am
Feuer, in einem anderen
Ort wird der sogenannte „Baschi" bei dem
Sammeln der Wellen auf dem Wagen mitgeführt,
ein Bub, der weite Hosen und eine große Bluse
trägt, die mit Stroh ausgestopft sind, damit er
recht dick erscheint; das Gesicht ist mit einer
Larve verdeckt. Der „Baschi" ist der Sprecher
£tnolfct)mtt t>on 3tfd)er
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-01/0007