Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-01/0012
10

Die Markgrafschaft

steiner sich mit der Vertreibung ihrer Herrschaft
, der Grafen von Lupfen, begnügten,
wüteten sie in St. Blasien wie Tollhäusler; alle
Vorräte zehrten sie auf, den Wein im Klosterkeller
ließen sie, nachdem sie sich daran gütlich
getan hatten, laufen, das Vieh wurde verteilt,
Fenster, Türen, Öfen zerschlagen, die Reliquien
zertreten, und was ihnen an Büchern und Meßgewändern
in die Hände fiel, wurde zerrissen.
Einer verschlang die Hostien und erklärte: „er
wolle nun einmal genug Herrgöttle fressen". So
wurden in unserer Gegend St. Trudpert, Gutenau
(zwischen Steinenstadt und Neuenburg gelegen),
Sitzenkirch, Bürgeln, Rötteln, Sausenburg, Badenweiler
genommen und geplündert.

Die Bemühungen des badischen Markgrafen
Ernst, den Frieden herzustellen, blieben erfolglos
. Zu groß war die Verbitterung und Wut unter
den Bauern. Die ihnen jahrhundertelang angetane
Schmach und Unterdrückung jeder Art, die oft
unerhörten Frohnen, die ihnen sowohl von geistlichen
wie weltlichen Herren auferlegt wurden,
waren Anlaß grimmigster Vergeltung. Das Bewußtsein
, sich nicht selbst zu gehören, sondern
mit Leib und Leben der jeweiligen Herrschaft
verfallen zu sein, lassen uns manches, was die
Bauern in ihrem Freiheitsdrang verübten, entschuldigen
. Leider fehlte dem ganzen Unternehmen
die starke, zielbewußte Hand, der einheitliche
Wille, der die entfesselten Kräfte in die
richtige Bahn wies. So mußte dieser Aufstand
schmählich enden, und nur zu gern befolgten die
Sieger den Rat des Erzherzogs von Österreich
und des Bischofs von Würzburg: man solle die
Bauern wie Tiere behandeln und totschlagen,
blenden, köpfen, hängen und vierteilen. Auch im
Markgräflerland ist man mit ihnen zum Teil
nach diesem Rezept verfahren, wie das Schicksal
des Schneiders Hans Hummel von Feuerbach
zeigt, der 1514 (wohl 1534), am Samstag nach
Laurenti geköpft und gevierteilt wurde. F. W.

(Fortsetzung folgt.)

Alte Geschlechter im Markgräflerland

Wir wollen dies interessante Thema einer
größeren Abhandlung überlassen und hier nur
Einzelheiten mitteilen. Im Jahr 1373 erfahren
wir mehrere Hügelheimer Namen anläßlich eines
Güteraustausches zwischen der Peterskirche von
Badenweiler und der Kirche der Johanniter in
Britzingen. Es werden zu diesem Zweck in der
Nähe von Zunzingen und Dattingen neue Grenzsteine
gesetzt und deren Lage in Bezug auf
andere Güter beschrieben. So steht ein Stein
,,vor Bertschins von Hugelnheim stucke"
und zwei andere auch an Bertschins Grenzen.
Ein weiterer in dem „Hanser" unter Heinin von
Hugelnhein.

Mit allerlei Namen aus dem Markgräflerland
macht uns die Schuldenwirtschaft der Grafen von
Freiburg, Herren zu Badenweiler, bekannt. Die
Herren brauchen immer Bürgen. Im März 1381
leiht Egon IV. vom Ritter Heinzmann von Neuenfels
100 Gulden. Bürgen sind u. a. Henni von
Hach aus Niederweiler (in Hach gab's ein Rittergeschlecht
; ein Zweig scheint in Niederweiler
gewohnt zu haben), dann Hentzin Bugenwalt,
vogt ze Mülhein, Henni Erli, vogt ze Hügelhein,
Bertschin, vogt ze Sefelden, u. a.

Im Jahr 1392 verpflichtet sich Graf Conrad,
des verstorbenen Egon Sohn, dem Edelknecht
Johann Berthold von Neuenfels 110 Gulden auf
den kommenden St. Gallentag zurückzuzahlen.
Bürgen sind einige Freiburger Adlige, doch auch
Bürger haben die Ehre: Hennin W e 11 i n ze
Oberen Wyler, Bertschin Reber, der müller von
Mülheim, Hennin Rinfelder und Hentzmann
Seringer zu Hügelhein. Hier tritt uns der Name
Bertschin als Vorname entgegen, er ist eine
häufige Koseform für Berthold.

Im gleichen Jahr übernimmt Graf Conrad eine
weitere Schuld seines Vaters: 250 Goldgulden

sind nach Breisach zu zahlen. Bürgen sind „her
Heinrich von gotz gnaden abpt zu sant Peter im
Swartzwald", einige Adlige, dann Henni G y s i n,
vogt ze Hügelnhein, Jeklin Kreps, vogt ze Sefelden
und mehrere Vögte der „unteren Vogteien",
die zur Herrschaft Badenweiler gehörten (Schallstadt
, Opfingen, Thiengen, Mengen).

Noch ein Wort über die Familie Seringer, von
der ein Zweig seit Jahrhunderten in Niederweiler
seßhaft ist. In der Müllheimer Chronik
wird für 1295 ein Ritter Berchtold der Seringer
genannt und weiter heißt es, Martin Seringer
von Hügelheim sei von 1455 Besitzer des Gut-
nauischen Lehenhauses in Obermüllheim gewesen
, in welchem Besitz ihm Berthold von Neuenfels
folgte. In einer Fußnote frägt dann der Verfasser
der M. Chronik: „Ist vielleicht das Haus
auf der Grüneck beim Orte Sehringen ein alter
Sitz dieses Geschlechtes gewesen?". An ritterliche
Herkunft der Seringer wäre zu denken,
denn es ist ein Familienwappen vorhanden
(laufender Löwe im Querbalken, als Helmzier
ein eigenartiger Hut). Das Geschlecht hat die
Ritterschaft bald abgelegt, genau so wie die
Ritter „de Hugelnhein".

Nur wenige Familien lassen sich bis ins
14. Jahrhundert und gar noch weiter zurück verfolgen
und dauern bis heute; wir werden
gelegentlich wieder einige nennen.

Scheffelt.

Abonnement Zf/J)U Vl/l&ty

die Heimatzeitschrift des Markgräflers

Sie erscheint monatlich und kostet einschließlich
Post oder Trägerlohn nur 50 Pfg.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-01/0012