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Die Markgrafschaft
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durch die an anderer Stelle bereits angeführte
„Planung eines* neuen Neuenbürgs", mit dessen
Ausarbeitung bereits begonnen worden war,
ungeheuer erschwert. Durch diese Aktion verschwanden
auch weniger beschädigte Gebäude,
weil sie nicht in das „künftige Ortsbild gepaßt"
hätten. Während anderorts solche Gebäudeteile
des Grundwassers sind Tausende von Obstbäumen
, die früher der Stadt das Gesicht eines
Vorgartens gegeben hatten, verschwunden. Vor
25 Jahren konnten die Neuenburger jährlich bis
zu 25 Waggons Zwetschgen ausführen; heute ist
die Gemeinde auf die Anfuhr von Obst angewiesen
.
Und das blieb von Neuenburg übrig
für den Wiederaufbau irgendwie verwendet werden
konnten, was einer Bauersparnis von
mehreren tausend Mark je Gebäude gleichkommt,
gingen der Gemeinde Neuenburg all diese Werte
verloren. Um so mehr ist die Stadt auf jede
erdenkliche Hilfe angewiesen.
Die zweite große Sorge, das Absinken des
Grundwasserspiegels des Rheins, greift an den
Lebensnerv der Bevölkerung. Von dem 643 ha
großen Gemeindewald können heute 360 ha nicht
mehr bewirtschaftet werden. Infolge der Senkung
All die erwähnten Schwierigkeiten und Sorgen
zeigen, wie schwer die Stadt Neuenburg abermals
um ihre Existenz zu ringen hat. Sieht man
aber, wie die Menschen dieser schwer heimgesuchten
Stadt am Rhein von früh bis spät arbeiten
und selbst im letzten Licht des scheidenden
Tages noch Zeit und Kraft finden, ihr Gärtlein
vor der dürftigen Baracke zu bestellen, so braucht
einen nicht zu bangen. Sie werden gleich ihren
Vorfahren vor Jahrhunderten die Stadt wieder
bauen! Karl Kraus-Mannetstätter.
Feuer zerstört die Erde
Der Weltuntergang in Hebels „Vergänglichkeit" und in „Muspilli"
Von Franz Hirtler t
„Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis". Wer
durch das Inferno eines Bombenangriffs, durch
die Zerstörungswelle eines Trommelfeuers hindurchging
, möchte dieses Erleben nachträglich
wohl in ein sinnvolles Weltbild einreihen und
sucht nach dichterischen Gestaltungen, die nicht
nur eine Schau, sondern auch eine Deutung
eines solchen verheerenden Geschehens geben.
Von Johann Peter Hebel, dem angeblich biedermeierischen
Kalendermann, dem vermeintlichen
Idylliker, wird man kaum eine dichterische
Widerspiegelung solcher elementarer Vernichtungsvorgänge
erwarten. Und doch wird der
Kenner Hebels hier auf jenes merkwürdige und
erschütternde alemannische Gedicht „Die Vergänglichkeit
" hinweisen können, auf eine der
gewaltigsten Visionen des Erdunterganges.
Großartig in ihrer bildhaften Eindringlichkeit
ist schon die Eingangsbetrachtung, in der die
Ruine des Rötteler Schlosses in einen Vergleich
gestellt wird mit dem „schaudrigen" Tod im
Basler Totentanz. Die kindliche Frage seines
Enkels beantwortet der „Ätti" mit einer tiefsinnigen
Betrachtung über die Vergänglichkeit,
in deren Zeichen ihm das ganze Weltgeschehen
zu stehen scheint, in dem „alles fließt", alles
kommt und geht. Basel, die prächtige Stadt,
werde auch einmal etwas Gewesenes sein. Der
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