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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-02/0013
Die Markgrafschaft

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Im »Hebelstüble« auf dem Langenhardt / Emil Baader (Lahr)

Näi, lue mer doch die Lohrer a!
Si wai es Hebelstübli ha.

Traugott Meyer.

Einer heimattreuen Markgräflerin haben die
„Lohrer" ihr „Hebelstüble" zu verdanken; Frau
Marie Wingert, geb. Riegert, der Wirtin des Gasthofs
zur „Schönen Aussicht" droben auf dem
Langenhardt. Sie stammt aus Eichen bei Schopfheim
. Im „Hebelbuch" findet man ihr Bild als
junge Markgräflerin mit der Flügelhaube und
das Bild ihres Heimatdorfes. Ihre Liebe zur
Hebeischen Heimatwelt spricht aus ihrem Stüble,
das binnen kurzer Zeit nicht nur eine Sehenswürdigkeit
der mittelbadischen Landschaft, sondern
eine wirkliche Stätte der Hebel-Andacht
geworden ist.

Der Langenhardt — das ist eine aus etwa zwölf
zerstreut liegenden Bauernhöfen bestehende Bergsiedlung
, ein „Weiler ob dem Wald" (wie es Ruth
Schaumann nannte). Er zählt zur Gemeinde Sulz.
Der Langenhardt besitzt ein eigenes Schulhäuslein
, wohl das kleinste im badischen Land. Große
Schafherden weiden auf dem ehemaligen Exerzierplatz
; auch eine Fohlenweide ist seit vergangenem
Jahr auf des Langenhardt Höhen, von
denen man die Vogesen und das Münster von
Straßburg schauen kann. Straßburg! Ist's nicht,
wie Basel, eine Hebelstadt! Wie gern weilte der
Dichter dort bei seinen Oberländer Freunden.

Vor einem Jahr noch befand sich an der Stelle
des Hebelstüble eine unfreundliche Kammer. Da
kamen die Schreiner und zimmerten aus Brettern
von Langenhardter Bäumen neue helle Wände
und Decken. Der Hafner kam und stellte
einen Schwarzwälder Kachelofen mit traulicher
„Chunscht" ins neue Gemach. Es kamen neue
Tische und Stühle, freundliche Vorhänge und
Lampen, wie sie passen für Hebels Gemach. Und
Bilder! Bilder der Langenhardter Landschaft, vom
Lahrer Meister Wickertsheimer geschaffen. Er
malte die Langenhardter Welt im Licht aller
Jahreszeiten. Dann kamen die Hebelbilder. Vorhanden
war bereits, als Erbe aus dem Mark-
gräflerland, goldgerahmt: „Hebel und 's Vreneli"
Der Landesverein Badische Heimat sandte Glattackers
berühmtes anheimelndes Hebelbild. Der
Lörracher Hebelbund folgte mit „Hebels Heimathaus
", einem alten Stich. Schweizer Freunde
sandten Hebels Geburtshaus, Silhouetten vom
Gymnasiasten und Präzeptoratsvikari, Hebelbilder
nach Stichen von F. Müller, nach der
Kreidezeichnung von Jwanow, nach dem Pastellbild
von Becker. Ein Lahrer Hebelfreund stiftete
Dambachersche Lithographien zu Hebels Schwänken
, der Bürgermeister von Schwetzingen ein
Bild von Hebels Grab. Es kamen Titelblätter zur
Erstausgabe der „Alemannischen Gedichte" und
des „Rheinländischen Hausfreund", der seit 1813*
in Lahr gedruckt wird.

Im Mai, an Hebels 190. Geburtstag, wurde das
Hebelstüble feierlich geweiht. Eine Markgräflerin

aus Wieslet las Gedichte von Hebel, um Mitternacht
las ein Ettenheimer Hebelfreund Hebels
großartige Dichtung von der „Vergänglichkeit".
Im Herbst, an Hebels Todestag, traf man sich
wiederum in der Langenhardter Stube. Man gedachte
zugleich des vor 100 Jahren verstorbenen
Hebelfreundes Sebastian Engler, der fast ein halbes
Jahrhundert im nahen Kippenheim als Kirchenrat
gewirkt hatte. Englers Enkel stiftete ein
Bildnis von „Angeliko", wie Hebel seinen Kippen-
heimer Freund nannte, bei dem er mehr als einmal
zu Gast war.

Zur Erinnerung an die mannigfachen Beziehungen
Hebels zur Kalenderstadt Lahr weihte
man im Spätherbst eine Gedenktafel am alten
Postwirtshaus „Zum Löwen", wo Hebel vor 150
Jahren zu Gast gewesen.

Eine Kostbarkeit der Langenhardter Hebelstube
ist sein „Hebelbuch". Der Graphiker Karl List
zeichnete das Titelblatt. Der Maler Wickertsheimer
gab als Aquarell ein Landschaftsbild.
Dann folgen die Grüße der Dichter aus dem
weiten alemannischen Raum.

Wilhelm Schäfer sandte von der Sommerhalde
in Ludwigshafen a. Bodensee folgendes Bekenntnis
zu Hebel: „Seit meiner Jugend war mir der
Kalendermann vertraut; daß er mein Erzieher zur
Epik wurde, bekenne ich gern und mit ehrfürchtigem
Dank".

Der 84jährige Schweizer Bauerndichter Alfred
Huggenberger sandte „mit einem Gruß aus der
Schweiz fürs Langenhardter Hebelstüble" ein
„Kleines Abendlied". Dazu schrieb er: „Ich hoffe
zuversichtlich, auch noch einmal im neuen Hebel-
stübchen auf dem Langenhardt zu Gast sein zu
dürfen".

Hermann Burte spendete sein berühmtes Gedicht
über Hebel „Du hesch as Wälderbüebli
Beeri gunne"; der Hebelforscher Wilhelm Zentner
sandte sein Bild, das aufgenommen wurde
unter Blütenbäumen des Wiesentals; dazu das
Gedicht „Sprache der Alemannen". Sätze über
Hebels Sprache widmete dem Buche der 85jährige
Meister deutscher Prosa, Emil Strauß in Badenweiler
, während Max Bittrich, der Spreewälder,
dem das Alemannenland seit 55 Jahren Heimat
geworden ist, einen Lobgesang auf den Schwarzwälder
Ginster sandte.

Franz Philipp, der alemannische Komponist, ist
im Buch vertreten mit dem von ihm komponierten
Lied „Hans und Verene". Das Lob der Heimat
singen die Dichter der Baar: Max Rieple, Josef
Albicker und Gottfried Schafbuch. Bekenntnisse
zu Hebel legen ferner ab Friedrich Franz von
Unruh (Merzhausen), Adolf von Grolman (Karlsruhe
), Eduard Reinacher (Ludwigshafen), Friedrich
Singer (Baden-Baden), Hans Matt-Willmatt
(Ay bei Waldshut), Richard Gäng (Freiburg),
Hubert Baum (Freiburg). Wie schön ist es, im
Langenhardter Hebelbuch Lina Kromer zu begeg-


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