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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-02/0017
Die Markgrafschaft

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nen recht oft die Namen der Neuenfelser; sie
hatten Güter in Schliengen und Steinenstadt, in
Auggen und Müllheim, sie waren Schultheißen
der freien Reichsstadt Neuenburg, Burgvögte
und „phleger" der Herrschaft Badenweiler, einer
war Landvogt zu Rötteln (Michel von Neuenfels
1498). Auch Geistliche und Vorsteherinnen von
Klöstern gingen aus ihren Reihen hervor.

Den Namen des Geschlechts finden wir 1307
erstmalig in Neuenburg; es erhielten die Gebrüder
Johannes, Jakob, Rüdiger und Berthold „de
Nuwenfels" das Schultheißenamt der Stadt von
Kaiser Albrecht. Sie werden in der Urkunde
Bürger von Neuenburg genannt, doch haben sie
oder ihre Verwandten sicher damals schon die
Burg hoch über Britzingen inne gehabt. Auch im
Jahre 1337 ist ein Ritter Jakob von Neuenfels
Schultheiß der inzwischen vorderösterreichisch
gewordenen Stadt Neuenburg, er hat drei Söhne,
Jakob, Johann und Erhard und eine Tochter Nese
(Agnes), die mit „Hug, dem münch, dem man
spricht der zwinger" verheiratet war. Ritter Jakob
verkauft seinen Teil am Dinghof und an der
Kirche zu Britzingen seiner Schwägerin Clara,
der „ehelichen Würtin" seines Bruders Berthold,
der wahrscheinlich auf der Burg hauste, während
die Verwandten zu Neuenburg, Müllheim und
Auggen gewohnt haben mögen. Clara's Kinder
sind Berthold, Rudolf, Heinrich und noch einmal
ein Berthold. Nicht lange kann die Witwe mit
ihren Söhnen den Familienbesitz halten, sie verkaufen
im Jahr 1349 Dinghof, Zehnten und Pfarrsitz
um 420 Mark Silber an die Johanniter in
Freiburg. Später wird der Johannitersitz nach
Heitersheim verlegt und die ritterliche Bruderschaft
vergrößert ihren Besitz in und um Britzingen
noch erheblich. Die Neuenburger Linie der
Neuenfelser hatte noch den Bann in Britzingen
inne, d. h. die kleine Gerichtsbarkeit mit ansehnlichen
Einkünften; sie verkauften dieses Recht
1366 an die Gemeinde Britzingen. Das Schultheißenamt
von Neuenburg war bereits im Jahre
1344 an den Grafen Jmmer von Straßberg, Herrn
zu Badenweiler, übergegangen und dieser hat
auch die Burg Neuenfels auf friedlichem Wege
an sich gebracht, denn Jakob und Hans Erhard
einerseits, Berthold, Rudolf, Heinzmann und
Johann andererseits nehmen die Burg vom Grafen
zu Lehen. Sechs Ritter waren eben zu viel
für eine kleine Burg!

In der Folgezeit erscheinen die Neuenfelser in
den Urkunden über Käufe und Verkäufe, als
Richter und Priester, als Burgvögte und Obervögte
. Herr Jörg von Neuenfels war Abt „des
closters und goczhuses sant Trutpert, Caspar von
Neuenfels war 1454 Bürgermeister von Neuenburg
. Auch weibliche Mitglieder der weitverzweigten
Ritterfamilie werden genannt: Ennelin
von Neuenfels meisterin des closters zu Gutnau
(bei Neuenburg), Suselin von Neuenfels, Ehefrau
des vesten Cunrat Dietrich von Bolsenheim, u. a.
Etwa im Anfang des 16. Jahrhunderts lebte ein
Sproß des Geschlechts, eine Edelfrau Elisabeth
von Wahrenbach, in einem Haus zwischen Britzingen
und Zunzingen. Sie scheint ledig gewesen zu

sein und schenkte ihren Wald, den Eichwald an
der Nordabdachung des Steinbergs, den Gemeinden
Britzingen, Dattingen und Zunzingen. Mug-
gardt soll der Sage nach von der Schenkung ausgeschlossen
gewesen sein, weil die Edelfrau dort
einmal, als sie auf einem Esel durchs Örtlein
ritt, verspottet wurde. Der Wald, der jetzt noch
den drei Gemeinden gehört, ist 228 Juchart, d. h.
etwa 82 Hektar groß.

Den Gliedern des Hauses Neuenfels ging es
nicht immer gut; am übelsten war wohl Ritter
Christoph (Christoffel) dran, der im Jahre 1532
den Wald rings um die Burg, den letzten Grund-
- besitz des Geschlechts, an Britzingen verkaufte.
Er besaß einen klugen Hund, der den Insassen
der Burg Brot und Fleisch von Britzingen heraufzuholen
pflegte. Als nun das Tier einst mehrere
Tage lang nicht erschien, begaben sich einige
Bürger hinauf zur Burg und fanden ein grauenhaftes
Bild: der Ritter nebst Frau und Tochter,
zwei Mägde und das übrige Gesinde, zusammen
acht Personen, dazu auch der treue Hund, lagen
tot in den Gemächern. Sie wurden, wie die meisten
ihrer Vorfahren, in der Kirche von Britzingen
begraben. „Man hat niemalen erfahren, durch
wen der Mord geschehen. Seither ist das Haus
nicht mehr bewohnt worden, sondern ein Stück
nach dem andern eingefallen und abgegangen,
wie es noch vor Augen ist. Es ist sich wohl hoch
zu verwundern, wie ein solch starkes Gebäu in
einer so kurzen Zeit also verfallen und in solchen
Ruin geraten, da doch nichts davon abgebrochen
wird". So schreibt Vogt Peter Kaltenbach zu
Beginn des 30-jährigen Krieges ins „Britzinger
Lagerbuch" und nimmt an, daß dies schreckliche
Ereignis, das sein Vater als Kind noch miterlebt
hat, ins Jahr 1540 zu setzen sei. Da es zu jener
Zeit ziemlich friedlich in unserer Gegend zuging,
hat man auch Freitod der Familie angenommen.

Hernach treffen wir noch Angehörige des
Neuenfelser Geschlechts in Krozingen, ein
Christoph siegelt 1541 als Grundherr von Krozingen
. Die Müllheimer Güter kommen an Schwiegersöhne
und von da in andere Hände; im Jahr
1570 scheint nur noch eine Maria von Neuenfels
als letzte Namensträgerin zu leben.

Es sei zugegeben, daß die Edeln von Neuenfels
die Geschicke Oberbadens nie stark beeinflußt
haben, aber doch ist der Name des Geschlechts
mit der Ortsgeschichte von Britzingen,
Zunzingen, Badenweiler, Müllheim, Neuenburg
und Auggen eng verwoben.

Trotzdem der badische Staat vor etwa zwanzig
Jahren mit ansehnlichen Kosten versucht hat,
den Neuenfels vor dem Zerfall zu retten, macht
die Baufälligkeit des Gemäuers immer weitere
Fortschritte. Man muß jetzt schon davor warnen,
die aussichtsreiche Zinne (Wehrmauer) zu besteigen
. Aber wir Markgräfler können uns schwer
denken, daß der Neuenfels einmal nicht mehr
sein sollte. Hoffentlich tragen diese Zeilen ein
wenig dazu bei, ihn zu erhalten.


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