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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-03/0014
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Die Markgrafschaft

(Dftergrueß!

©olang Dt* flucti €töe
t>r 5Beg um ö'öunne mad)t,
mueß uns Das SBunDer n>erDe
ue SoD un 5Btnternad)t,
Daß ft tn alle breite
oerjüngt ftd) geige mueß
un ftd) mit 23lueme d)letDe
juem frobe Oftergrueß!

SBas ft tm 6d)oß verborge,
Das djromt ft fröblt'd) m 5
ft ftellt am Oftermorge
e 23aum tm 2Mueft Dot's £)us,
$erh>ad)t tn fttlle C&lufe
tfd), foas nur lebe mag;
un ftrecft ft £I)öpflt ufe
un grüeßt ft Oftertag!

£)örfcb, tote ft mustere

tm 23aum un ufern ©ad),

hne fem ft proDujtere

23rabnt6, JKojart, ©trauß un 23ad)? -

?Wenfd)ed)tnD? loß fabre
Äarfrtttgslet'D un *cf)lag?
un freu Dt an Dem Cläre,
funnljelle Oftertag!

Heimkehrer Konrad Manz / Von Karl Heinrich v. Neubronner

Schon über eine Stunde steht Mutter Manz
vor der Bahnsteigsperre. Sie wartet bis das Türchen
geöffnet wird, bis sie auf den Bahnsteig
stürzen kann und der Zug einläuft, der ihren
Sohn Konrad, den fast verloren geglaubten, nie
verlorenen, bringen wird.

Zitternd vor Erregung wartet sie auf diese
endgültige Rückkehr aus jenem fernen Land, aus
dem ihr Mann im ersten Weltkrieg als vermißt
gemeldet wurde. Auch er hatte Konrad geheißen.

Nach Ankunft der Postkarte, mit der ihr Sohn
seine baldige Entlassung aus der Gefangenschaft
ankündigte, hatte sich Frau Manz kaum glaublich
verändert. Ihr vergrämtes Gesicht wurde
verjüngt und ihr müder Schritt belebt, und sogleich
begann sie mit Verwandtschaft und
Freundschaft für den Empfang zu rüsten. Gestern
brachte eine Radiomeldung die ersehnte Bestätigung
: Heute kamen 120 Langentbehrte heim,
heute kam Konrad Manz.

Wie würde er aussehen? Abgezehrt von Entbehrungen
, aufgedunsen vom Wasser? 6 Jahre
waren seit dem letzten Wiedersehen verstrichen,
6 Jahre. —

Mutter Manz wartet nicht mehr allein. Frauen,
Männer, Kinder drängen sich zu hunderten
neben und hinter ihr. Dort ein Lachen, hier ein
Weinen. O namenlose, namenlose Freude.

Das Sperrentürchen springt auf, die Menge
flutet hindurch, der Zug dröhnt in die Halle, hält.

Die Waggontüren werden aufgerissen. Gesichter,
Gesichter. Jubel, Rufen, Schrei. —

Wo ist Konrad? Wo bleibt Konrad? Frau Manz
hört nichts mehr, sieht nichts mehr und atmet
schwer. Ihre Hand stützt die linke Brust, das
wunderliche Herz . . . Sie bezwingt sich, forscht
in den Gesichtern, sieht das Fest der Wiedervereinten
, hastet voran, zurück. Die Letzten
steigen aus, suchen, werden gefunden. Sie bleibt
allein.

Nun eilt sie auf den Transportleiter zu und
fragt mit bebender Stimme: ,,Konrad Manz, wo
ist er?" — ,,Soll er beim heutigen Transport
sein?", forscht der Mann. — ,,Natürlich, das
Radio meldete es doch". — ,,Dann ist er noch im
Zug. In den Abteilen sitzen noch einige Männer.
Teils sind sie krank, teils von der Reise erschöpft
oder zu sehr erschüttert. Gehen Sie durch den
Zug und rufen Sie seinen Namen aus".

Von einer Ordensschwester gestützt, erklettert
Frau Manz die Tritte zum ersten Waggon, und
sucht und ruft: ,,Konrad, Konrad Manz!"

Da, in einem Abteil hebt ein in sich gesunkener
Greis den Kopf. Fast erblindete, tief in den
Schädel eingegrabene Augen blinzeln und eine
mißtrauische Stimme fragt wie mit gelähmter
Zunge: „Konrad Manz?"

Die Frau tritt auf ihn zu als möchte sie die
Worte aus ihm herausreißen: ,,Ja, kennen Sie
ihn? Wo ist er?"


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