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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-06/0003
DIE MARKGRAFSCHAFT

Nr. 6 / 3. Jahrgang

Monatszeitschrift des Hebelbundes

Juni 1951

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99

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Es gibt nicht nur die Vorbereitung auf ein Fest,
die meist recht anstrengend ist, sondern auch eine
Art Nachbereitung, ein rechtes Ausschöpfen des
inneren Ertrages einer großen Feier, wie das
unsere Hebeltage doch darstellen. Es ist schade,
wenn man diese Nachlese nur eben dem Festkassier
überläßt, der das finanzielle Resultat errechnen
soll, und wenn die Verantwortlichen zu
müde geworden sind, den wahren
und großen Gewinn zusammenzustellen
. Daß aber bei un-
sern Hebeltagen — im Unterschied
zu den meisten Vereinsfestivitäten
— ein reicher Ertrag
herausspringt, wer möchte
es bezweifeln ? Und daß wir
gerade in diesem Jahr eine
große Ernte unter Dach und
Fach zu bringen haben, dürfen
wir beglückend feststellen.

Es war schon ein ganz großer
Akt, als beim Hebelmähli in
Hausen Albert Schweitzer als
Hebelpreisträger ausgerufen
wurde. Und es ist durchaus zutreffend
, was der Herr Staatspräsident
bei der laudatio sagte:
daß die Verleihung dieses Hebelpreises
mehr uns selbst als
dem damit Ausgezeichneten zur
Ehre gereicht. Ja, wir dürfen
wohl hinzufügen, daß die Ehrung
dieses einzigartigen Mannes
und großen Alemannensohnes
sich für uns in besonderer
Weise segensreich auswirken
wird. Denn wenn wir
das Schaffen dieses Sohnes aus
einem elsässischen Pfarrhaus,
der nun einfach und schlicht
mit seinem Christentum ernst
gemacht hat und uns zum Aufhorchen
zwingt, hineinprojizie-
ren in unser bescheidenes Wirken
im Sinne Hebels, so gibt
das unserer Arbeit einen ganz
neuen Impuls und eine ungeheuere
Triebkraft. Das unerbittliche „Nicht-müde-
werden", wie es ein Schweitzer bis in sein hohes
Alter ausübt, tritt da mahnend an uns heran, an
welcher Stelle wir auch stehen mögen. Es ist ja
erstaunlich, wie dieser Urwalddoktor überall mit
Hand angelegt hat, und bekannt ist wohl jene
kleine Episode, die sich beim Bau des Spitals in
Lambarene ereignete. Als der Doktor da mit seinen
Negern Baumstämme herbeischleppte, schaute
ein anderer Schwarzer mit den Händen in der
Tasche gemütlich zu. „Greife doch mit an", rief
ihm Schweitzer zu, aber der gab nur die verächtliche
Antwort: „Ich habe das nicht nötig,
ich bin ein Intellektueller". „Mensch", erwiderte
Schweitzer, „da hast du aber Glück gehabt. Ich
bemühe mich schon ein ganzes Leben lang, ein

Intellektueller zu werden und
habe es noch nicht dazu gebracht
". — Es will mir vorkommen
, als sei es wirklich für
uns alle an der Zeit, die Hände
aus der Tasche zu nehmen,
unsern guten Willen aus müder
Resigniertheit herauszureißen
und Hand anzulegen, Steine zu
tragen zum Bau des Hauses, in
dem unser Volk sich wieder
daheim fühlt und in dem es
ihm heimelig wird. Daheim
aber sind wir Menschen nur,
wo alles echt, urtümlich und
wahrhaftig ist.

T)as ist uns dann wieder beim
Festgottesdienst zum Bewußtsein
gekommen, als uns Oberkirchenrat
Dr. Heidland sagte:
Darum ist Hebel und ist Albert
Schweitzer echt, weil» sie beide
Bewunderer Gottes und seiner
Schöpfung sind.

Und der dritte im Bunde, der
gleichfalls so echt und schlicht
ist, das ist der Hebeldankträger
dieses Jahres, Professor Franz
Philipp. Wer ihn am „Schatzkästlein
" gehört hat, wie er mit
ganz demütigen Worten gedankt
hat für diese Ehrung, der hat
es sich sagen müssen, falls er
bisher noch in Zweifel war:
Das ist der Mann, dem unser
Kulturpreis zuzuerkennen war;
groß in seinem Werk, bescheiden
in seiner Person.
Und wenn wir schließlich noch
auf unsern einzigartigen schönen Festzug blicken
und da das Bild alter Geschichte in den Ordensrittern
, die Namen der Städte aus Ost- und Westpreußen
und den Gruß der Schlesier aus der
Heimat Eichendorffs an das Land J. P. Hebels
vor Augen sahen, wenn wir, um nur dies aus
dem reichhaltigen Bilderbuch des Umzugs herauszugreifen
, uns die Gruppe von Montbeliard mit

öcc £)rimf efjrer

Us der Fremdi chunnt der Frieder
In sy Heimet z'Obe spot
No so viele Johre wieder,
T luege, wie's um d' Heimet stoht.

Friedlich ruehje Höf und Stroße,
Nur um d'Chlimse striicht der Wind,
Mueß sy Obelied no bloße,
Bis-em.mu.ed der Ton verrinnt.

Vor'me Hüsli mit-re Landre
Blibt er stillversunne stoh,
Loßt do anem durewandre
Alti Zyt enanderno.

Und dort ruscht en-alte Brunne
Heimelig; 's isch wiene Lied,
Vo der Liebi zart umspunne,
Das-em dur d'Erinnrig zieht.

Alti Bilder styge ufe,
Eis ums ander chunnt-em für,
's isch-em grad as hör er schnufe
D' Chindheit dur e gheimi Tür.

Jetz erst isch er recht deheime,
Spürt, wo syni Wurzle stöhn,
Wie sy usem chüele Leime
Innern uf zuem Herze göhn.

Heilig wird-em jede Zacke,
Baum un Huus im Sternestrahl;
Ohni Moose, ohni Magge,
Denkt er, isch mi Heimetdal!

F. Wolfsberger


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