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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-06/0007
Die Markgrafschaft

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Stunden mit. Lörracher Vrenele trugen den Kranz
der Heimat, den Bürgermeister Braye für die
Hebelstadt Lörrach niederlegen ließ. Packend und
eindrucksvoll war das Wort an die Jugend, das
der Präsident des Hebelbundes, Pfarrer Richard
Nutzinger sprach. Währenddessen kamen schon
die ersten Gäste aus Frankreich und der Schweiz
an, so u. a. die Trachtengruppe von Montbeliard
mit ihrem ausgezeichneten Dirigenten Jean La-
mielle, die nach einer herzlichen Begrüßung im
Saale des Hotels „Zur Krone" ihrer Freude im
Lied geradezu künstlerischen Ausdruck verlieh.

Der Gruß an die Toten

Durch die Allee des Mittelganges schritten am
Sonntag morgen, dem eigentlichen Hebeltag, um
8.45 Uhr die Lörracher Vrenele mit dem Präsidium
des Hebelbundes zum Totenmal auf dem
Ehrenfriedhof, wo die Gefallenen von zwei Weltkriegen
ruhen. Ihrer zu gedenken empfand der
Hebelbund als eine besondere Verpflichtung. In
die besinnliche Ansprache drang der feierliche
Ton der Glocken, mischte sich hinein die Wehmut
und der Schmerz um diejenigen, die für immer
draußen geblieben sind und für diese Heimat das
größte Opfer dargebracht haben.

Der Gedenkgottesdienst

Um 9.30 Uhr wurde in der Sakristei der Evangelischen
Stadtkirche dem Festprediger des diesjährigen
Hebeltages, Oberkirchenrat Dr. Heidland
aus Karlsruhe, der Willkommgruß entboten. Inzwischen
hatten die Trachtengruppen mit dem
Präsidium die Plätze in den Kirchenbänken eingenommen
und öffneten mit den übrigen Gläubigen
Ohr und Herz der geradezu klassischen Predigt
des derzeit berufensten Kanzelredners der
Evangelischen Kirche des Landes Baden. In einer
großen durchgeistigten Schau spannte er den
Bogen von Johann Peter Hebel zu dem großen
Arzt und Menschenfreund in Lambarene, Dr.
Albert Schweitzer, der das Buch von der „Ehrfurcht
vor dem Leben" geschrieben hatte und
führte seine aufmerksamen Hörer zu der Bewunderung
vor Gott. Hebeltag am Sonntag Trinitatis
! Diese Stunde wird allen, die ihr beiwohnten
, unvergeßlich sein.

Der „Vreneleweg"

Mit einem sichtlichen Gefühl der Freude übergab
wenige Minuten nach 11 Uhr Bürgermeister
Braye im Rosenfelspark vor einer großen Menschenmenge
als Morgengabe zum diesjährigen
Hebeltag den „Vreneleweg". Während ein Lörracher
Vrenele das Band durchschnitt, erklangen
in der Weite des Parkes Musik und Lied. Unterdessen
strömten immer mehr Menschen in die
Stadt, die nur für die kurze Dauer einer Mittagsrast
eine vorübergehende Stille aufwies. Dann
rollten die überfüllten Züge aus allen Richtungen
an. Die Bundesbahn hatte wieder eine Rekordleistung
vollbracht, 16 800 Personen wurden von
ihr befördert und 12 000 Schweizer kamen über
die Grenze, all die Einzelgänger, Radfahrer und
Insassen von Höhenwagen nicht gerechnet. Sie
alle wollten die

Hebelehrung durch den Umzug

miterleben. Das Besondere daran war in diesem
Jahre, daß man den Flüchtlingen und Heimatvertriebenen
den Ehrenplatz an der Spitze des
Zuges eingeräumt hatte. In sinnvoller Weise
grüßten die Menschen, die ihre Heimat verloren
haben, das alemannische Heimatvolk, eindrucksvoll
schaute man zu den Deutsch-Ordensrittern
auf, die auf ihrem weißen weiten Mantel das
schwarze Ritterkreuz trugen, dann folgten die
Wappenträgerinnen. Die klangvollen Namen
ihrer schönen Städte wurden nicht nur gelesen,
sondern Wehmut beschlich dabei das Herz.

Dann kam die Jugend wie ein Frühling des
Lebens in weißen Kleidern und mit Blumen reich
geschmückt, und dann begann die bunte Schau
der schönen alten Trachten, die bei strahlendem
Sonnenschein aufleuchteten. Von weit her waren
sie gekommen, aus den Tälern und von den
Bergeshöhen, man spürte, das Heimatvolk Hebels
gab sich hier wirklich ein Wiedersehen. Vertreter
des Handwerks, Gruppen der Innungen, Festwagen
und schneidige Bürgermiliz - Kapellen,
Dorfmusikanten in Trachten und mit der Basler
Stadtfahne, voran die Basler Knabenmusik, schritten
im festlichen Zuge.

Zehntausende säumten die Straßen, warfen
Blumen und spendeten Beifall und hatten ihre
helle, beglückende Freude. Diejenigen, die bis
jetzt alle Hebeltage miterlebt haben, meinten, es
sei der schönste Umzug gewesen in seiner Art.

4fr

Im Rosenfelspark

Fast vermochte das südliche Rasenfeld des
weiten Parkes all die Tausende nicht aufzunehmen
, die sich um das Podium scharten, wo die
Darbietungen der Heirriat- und Trachtengruppen
nun abwechselnd folgten. Musik, Lied und Tanz
war Ausdruck der Freude und des herzlichen
Verbundenseins im Geiste Johann Peter Hebels.

Diese Herzlichkeit lag auch beim „Hebeltrunk"
in den gegenseitig ausgetauschten Ansprachen
von lieben Gästen, die in dieser Stunde wiederum
ein neues Bekenntnis zu Johann Peter Hebel und
der alemannischen Heimat ablegten.

Ausklang

Gegen 22 Uhr wogte das Leben im Park noch
immer. Mond- und Sternenlicht schien durch die
alten Bäume und all die fremden Besucher hatten
an dem herrlichen landschaftlichen Rahmen ihre
besondere Freude, bis zur mitternächtlichen
Stunde das Hebelwort aus dem Wächterruf „Loset
was ich Euch will sage" im wahrsten Sinne des
Wortes richtig verstanden wurde und nach dem
Jubel und der Freude die große Stille der Nacht
sigh über die Feststadt legte. Hanns UhL

die Monatszeitschrift des Hebelbundes

Sie erscheint monatlich und kostet einschließlich
Post oder Trägerlohn nur 50 Pfg.


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