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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-06/0009
Die Markgrafschaft

7

erwacht etwas Neues in ihm, das ihn auf künftige
Aufgaben vorbereitet: der Mensch, das Geheimnis
Mensch tritt in'den Vordergrund; er steht
auf der zweiten Stufe seiner Entwicklung. Die
ethischen Probleme erfassen ihn, Mensch und
Natur, Natur und Geist, Gefühl und Gedanke, —
Dinge die ihn, als der Auftrag an ihn herantritt,
eine Wand der Aula der Universität Freiburg zu
bemalen, mit Begeisterung das Thema ergreifen
läßt: Prometheus! Der Licht- und Heilbringer der
Menschheit aus innerem Muß; wenn er auch an
dieser Tat sterben wird, das Opferbereite in ihm,
seine Seele, wird nicht sterben. Bühler beweist
mit diesem großartigen Werk zugleich schon seine
technische Meisterschaft. Die Freskomalerei hat
er in Italien studiert, er malt auf Schieferplatten,
wodurch das Werk, trotz des Brandes, der bereits
die Hinterwand erfaßt hatte, erhalten blieb. Nach
Beendigung dieses Werkes, in dem auch schon
seine erst später niedergelegte Farbenlehre anklingt
, und noch während seiner Ausführung
unternimmt er Wanderungen an den Kaiserstuhl.
Dort findet er seine Wahlheimat. Die Wildheit
der Ufer des Altrheines, die mythische Stille, die
hier herrscht, die seltene urwüchsige Vegetation,
die hier noch beheimatet ist, die Unberührtheit
dieser Natur bannt ihn. Er erwirbt Burg Sponeck,
wo die Wolken nach eigenem Rhythmus zu kreisen
scheinen. Angesichts dieser einzigartigen
Sphärenharmonie entstehen in einer weiteren
Entwicklungsstufe seine großen Landschaften,
wie das „Deutsche Stromland", für das er auf der
Pariser Ausstellung ausgezeichnet wird.

Der erste Weltkrieg reißt ihn aus der Arbeit.
Aber das Heimweh und die Einsamkeit lösen
drei Dinge in ihm aus: aus der Sehnsucht nach
dem Nachtigallengesang entsteht das Radier werk:
„Das Nachtigallenlied", wobei er sich auf ein
kleines Format beschränken muß. Geistig ist er
von Klinger beeinflußt. Die Sehnsucht nach der
Palette regt ein innerliches Farbenstudium an.
Losgelöst von Newton, Goethe und Runge wird
seine Farbenlehre geboren. Es offenbaren sich
ihm Zusammenhänge und geheimnisvolle Erkenntnisse
. Mit Ehrfurcht naht er sich diesen
Dingen; wie einst Jakob Böhme, beginnt er sie
nur für sich niederzuschreiben. Er sagt selbst
darüber: „Sie ist nicht die Frucht langer Forscherarbeit
, sondern das Geschenk gütiger Schicksalshände
". Eine Macht, die niemand kennt,
drückt ihm die Feder in die Hand. Und als Drittes
kommt ihm im Zusammensein mit den Kameraden
das Individuelle im Menschlichen, nicht das
Typische, nahe. Heimgekehrt, malt er eine Reihe
herrlicher Bildnisse, darunter „Jakob Böhme",
der Schuhmachermeister, der sinnend vor der
Schusterkugel sitzt, ein „Selbstbildnis" mit den
Schicksalsvögeln im Hintergrund. Zunächst ist
eine romantische Periode in seinem Nachkriegs-
werk festzustellen. Der Sponeckzauber wird in
ihm lebendig. Seine Temporatafeln sptegeln eine
phantastische Märchenwelt. In den zwanziger
Jahren entsteht dann ein Bildnis nach dem andern
: Arthur Drews, Hans Thoma, Franz Philipp,
Albert Schweitzer, Hermann Eris Busse, Wilhelm
Volz und andere. Hätte er in seinem Leben nichts

anderes gemalt wie diese Bildnisse, er stünde
unter den ganz Großen unserer Zeit als Portrait-
maler. Eine noch größere geistige Erkenntnisstufe
offenbaren seine Werke „Maya", „Wieland",
„Zwieheit", „Heimkehr" und andere. Ein Lebenswerk
ganz großen Formates steht vor uns.

Und jetzt an seinem Lebensabend schließt sich
der Ring mit der erneuten Hingabe an die Natur,
an die Mutter Erde. Voll Ehrfurcht neigen wir
uns vor ihm und seiner Gestaltungskraft.

S. B.—K.

Do z'Basel stoht im Santehans-
Quartier ne Hüüsli chlii.
De Platz heißt schuudrig: Totetanz.
Do chehre mer hüt ii.

Ne Stübli in dem Huus in lit
grad gäch so überm Rhii.
Sii Fenster luegt uf d'Berge wit;
der Himmel blauet drii.

Es isch so heimelig im Ruum,

un alles chilchestill.

I trau mer weger z'schwätze chuum,

wo 's Herz doch sage will:

Do in bisch also du uf d'Welt,
Hanspeter Hebel, choo,
ne Sternli ab em Himmelszelt,
Un hesch dii Aug uftoo;

hesch d'Berg do gseh im Morgestrahl
un 's Ruusche ghört vom Rhii,
un trunke überm wite Tal
de heiter Sunneschii.

Mengg Wörth hesch scho früejh un frisch

mit denen Urmächt tuuscht.

Kei Wunder, daß e Dichter bisch

un 's us der strahlt un ruuscht.

Richard Nutzinger.

XOk man in den U)al6 fd)vt\t...

Ein Mann, der etwas gleichsah, aber nicht viel Komplimente
machte, kommt in ein Wirtshaus. Alle Gäste, die
da waren, zogen höflich den Hut oder die Kappe vor
ihm ab, bis auf einen, der ihn nicht kommen sah, weil
er gerade die Stiche zählte, die er im Mariaschen von
seinem Nachbar gewonnen hatte. Und als er eben das
Herz-Aß durch die Finger schob und sagte: „Zweiundfünfzig
und elf sind dreiundsechzig", und bemerkte den
Fremden immer noch nicht, der etwas gleichsah, fragte
ihn der Fremde: „Herr, für was4 sehet Ihr mich an?" Der
Gast sagte: „Für einen honetten Mann; was weiß ich
von Euch?" Der Fremde sagte: „Das dank' Euch der
Teufel!" Da stand der Gast vom Spieltisch auf und
fragte: „Für was sieht denn der Herr mich an?" Der
Fremde sagte: „Für einen Flegel". Darauf sagte der
Gast: „Das danke dem Herrn auch der Teufel! Ich merke,
daß wir einander beide für den Unrechten angesehen
haben". Als alber die andern Gäste merkten, daß doch
auch in einem feinen Rock ein grober Mensch stecken
könne, setzten sie alle die Hüte wieder auf, und der
Fremde konnte nichts machen, als ein andermal manierlicher
zu sein. J. P. Hebe\l.


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