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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-06/0013
Die Markgrafschaft

11

dem „Inseli". Beide Tummelplätze unserer glücklichen
Kinderzeit fielen der neuen Kanderbrücke
zum Opfer.

Damals endete die Blumenmühlgasse zwischen
den beiden Stegen, welche Bahnhofstraße und
Hammersteinerstraße verbanden und je einerseits
auf dem „Insele" auflagen, das sich allmählich
senkte bis in den Zusammenfluß der Kander

kamen nur ein paar Maikäfer oder lose Blätter
herunter, aber die Fantasie eines Kindes läßt
aus einem Kiesel einen Edelstein werden.

Mit Schuhen und Strümpfen über der Schulter
platschten wir ins kühle, durch den Zusammenfluß
der beiden Bäche immer bewegte Wasser
hinaus, die Röckchen über's Knie hochgenommen.
Aber wenn am Samstag abend die „Rösser" aus

Präsident und Vizepräsident des Hebelbundes mit einer Vreneligruppe

und Minderkander, der die „Schwemme" bildete.
Es war das Paradies für uns „Unterstädtler"-
Kinder. Gras und Blumen bedeckten es, und
mitten drauf stand ein Bäumchen. Leise Wellchen
plätscherten an dem Rand, glatte, glänzende
Steinchen und allerlei kleines Getier konnte man
herausholen. Oder auf den Rücken liegen und
den Wolken nachschauen. Und das alles mitten
im Städtchen. Man konnte auch einmal Aschenbrödel
spielen mit dem schlanken „Bäumchen
rüttle dich und schüttle dich". In Wirklichkeit

der Weißmühle, der Blumenmühle und vom
Kammüller Fuhrhalter in die Schwemme geritten
wurden, dann war es ratsamer, „an Land" zu
gehen. Rief mir dann der „Kammüller Bössi"
neckend zu: „Was isch, Schwarzi, witt mitryte?",
so konnte ich aus sicherem Hinterhalt zurückrufen
: „Nai, aber D u bisch e Schwarze!" Denn
ich war damals noch mittelblond.

So ist Seite um Seite aus dem Bilderbuch der
Kindheit herausgerissen worden. ... Alles fließt.

Stures ©päßlem /

Man muß mit Wirten keinen Spaß und Mutwillen
treiben, sonst kommt man unversehens an den Unrechten
. Einer in Basel will ein Glas Bier trinken,» das Bier
war sauer, zog ihm den Mund zusammen, daß ihm die
Ohren bis auf die Backen hervorkamen. Um es auf eine
witzige Art an den Tag zu legen und den Wirt vor den
Gästen lächerlich zu machen, sagte er nicht: „das Bier ist
sauer", sondern „Frau Wirtin", sagte er, „könnt' ich nicht
ein wenig Salat und öl zu meinem Bier haben?" Die
Wirtin sagte: „In Basel kann man für Geld alles haben",
strickte aber noch ein wenig fort, als wenn sie's wenig
achtete, denn sie war eben am Zwickel. Nach einigen
Minuten, als unterdessen die Gäste miteinander disku-
rierten, und einer sagte: „Habt ihr gestern das Kamel
auch gesehen und den Affen?", ein anderer sagte: „Es

Johann Peter Hebel

ist kein Kamel, es ist ein Trampeltier", sagte die Wirtin:
„Mit Erlaubnis" und deckte eine schneeweiße Serviette
vom feinsten Gebilde auf den Tisch. Jeder glaubte, der
andere habe ein Bratwürstlein bestellt oder etwas, und
„es ist doch ein Kamel", sagte ein dritter, „denn es ist
weiß, die Trampeltiere sind braun". Unterdessen kam
die Wirtin wieder mit einem Teller voll zarter Kuküm-
merlein aus dem markgräfischen Garten, aus dem Treibhaus
, fein geschnitten wie Postpapier, und mit dem kostbarsten
genuesischen Baumöl angemacht, und sagte zu
dem Gast mit spöttischem Lächeln: „Ist's gefällig?" Also
lachten die andern nicht mehr den Wirt aus, sondern
den Gast, und wer wohl oder übel seihen Spaß mit zehn
Batzen fünf Rappen 'Basler Währung bezahlen mußte,
war er.


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