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Die Markgrafschaft
ders guet gschmeckt. Endlich isch's Wägeli in
Hof gfahre un d'Gotti isch inechu, het dief
gschnuft und het-ene alles verzehlt.
Am andere Dag isch derno der lang Hochzyts-
zug im Heimetdörfli vu der Brut ufs Rothuus un
in d'Chilche. Ne Chettene mit-eme Tannriischranz
drum isch zerscht vorem Brutpaar durezoge
worde, d'Schuelkamrade hen ihre alte Hochzyts-
spruch gsait, hen mit-ene agstoße, un der rot Wii
uf ihr Wohl ustrunke. Der Bräutigam het natürli
bleche müesse, will er d'Brut ins ander Dorf gholt
het. Druf het mes laufe lo. Wohl het me gseh,
aß d'Brut arg bleich gsi isch un kei bizzeli glacht
het, aber me het halt denkt, 's sei au e gar ernsti
Stund für sie.
's Luisli isch mit sym styflinige Gspiel gar nit
z'friede gsi. Wu me drum mit de Landauer un
Scheese uf-em Ernst sym Hof achu isch, het es
sich e wenig um die stilli Brut gchümmeret un
het noher alles agordnet für d'Tafle. Ohni sich
azluege het 's neuvermählt Paar der erst Teller
voll Suppe mitenander usglöfflet. Was der Choch
het Feins erdenke chönne, het er inegschickt:
Rindfleisch un Meerrettig, blaui Forelle, Gans-
lebere-Pastetli — Herz was begehrsch! Me het scho
fast gnueg gha vum aluege. 's Luisli het derfür
gsorgt, daß d'Gläser nit leer worde sin un der
guet Wy het d'Zunge glöst un aber au dermit der
Druck, wu no uf alle gläge isch. Der Hermann-
Götti het d'Hemdsärmel ufegrollt un het mit syne
azügliche Witz sy Fründ Berti usegforderet.
Schließlich hen sie mit ihre Posse un Dummheite
die andere alli agsteckt un selte isch so-ne lustigi
Hochzyt je nemol ghalte worde. Sogar die ernst-
hafti Brut hän sie z'letzt zuem Lache brocht un
dermit isch au das hert Iis gschmulze, wu sie
gmeint het, 's steck ihr Herz drin.
Das tüchtig Luisli aber isch wenig Wuche
nonem Ernst synere Hochzyt wieder mit-em
gliche Choch, wu nit numme im Choche erfahre
gsi isch, in-ere heiße Bachstube in der noche Verwandtschaft
gstande. Un wieder hätt 's Luisli
solle Gspiel sy. Drum het's e wenig bedenklich
gsait zuem Choch: „Hoffentli gen sie mir au e
nettere Ehrgsell as bym Ernst synere Hochzyt!"
Er het glacht un gmeint: „Numme nit aß de mi
derno im Stich losch bym Festesse". „Nei, das
chäm gar nit in Frog, het's abgwehrt un isch ganz
rot worde derbi. Denn es het scho ungfähr gwüßt,
wer 's chönnt sy.
's Luisli het derno in synere feine Markgräfler-
tracht au gar proper usgseh un der Ehrgsell het
nüt dergege gha, daß er's het müesse in d'Chilche
füehre. Ihm het aber der Ehrgsell au mehr as
guet gfalle. Wege syne dunkelbrune Auge het es
sie Verspreche ganz vergesse. Wu's ihm nemol
spöter ygfalle isch, do isch's mit-eme rote Chöpfli
zue-n-em in d'Chuchi gange. Er het-em e Finger
gmacht: „Das Mol isch's schient's der Recht gsi!"
Un er isch's au gsi! Überem Johr het me im
Luisli d'Chettene gspannt, un es isch mit sym
Schatz glücklich in sym neu ygrichtete Hof yzoge.
Sie lebe hit no mitenander, verbünde dur viel
Freud un Leid un sueche sich mit Liebi die hochi
Zahl vu ihre Lebesjohr z'verschönere un luege
mit viel Wisse z'ruck uf e riich un gsegnet Lebe.
Der Biersieder von Wehr / Von Jda Preusch-Müller
Es war vor mehreren Menschenaltern. Auf den
Höhen des Schwarzwaldes lagen die wenigen
Dörfer und Höfe noch einsam und von allem Verkehr
abgeschlossen. Die Wälderbauern lebten ihr
eigenes, urwüchsiges Leben: hart und arm, gesund
und stark, zufrieden und gottesfürchtig.
Die Felder trugen wenig Frucht, die Weide war
spärlich. Der .einzige Reichtum waren die großen
Wälder. Herrliche alte Tannen, stolze Buchen und
knorrige, oft mehrhundertjährige Eichen ragten
in den Himmel. Eine Menge Wild belebte das
dichte Unterholz.
Aus diesen reichen Wäldern zog der Bauer
seinen Hauptverdienst. Neben dem Transport der
Stämme, die durch breite Schneißen ins Tal geschleift
wurden bis auf den Brennet, um von dort
zu Flößen zusammengebunden auf dem Rhein
landabwärts bis Holland zu schwimmen, blühte
auf den Höhen zwischen Wiesen- und Wehratal
das Gewerbe der Kohlenbrenner. Von Gersbach
über das Tote Moos, vom Alten Stein bis nach
St. Blasien und jenseits über den Hotzenwald
rauchten die Meiler.
Wo Arbeit war, gabs Geld. Darum hatte sich
eine Räuberbande zusammengefunden, die das
Wehratal ringsum bedrohte. Die Raubgesellen
hatten ihr Versteck teils in den Ruinen des
Bärenfels und des Wehrer Schlosses, teils in
Wehr selbst oder in der Umgebung.
Am südlichen Hang des Bergkopfes lag damals
der Berghof, ein schöner alter Schwarzwaldhof.
Die Rückseite des Hauses, in dem Menschen und
Vieh unter einem Dache wohnten, schmiegte sich
haltsuchend an den Berg. Das alte, moosbewachsene
Strohdach legte sich schützend und wärmend
tief über alles Leben darunter. Eine lange Reihe
kleiner, blanker Fenster erhellte die große
Wohnstube an der Südseite des Hauses. An zwei
Seiten zog sich eine lange, schöngeschnitzte Laube
unter dem Dache hin. Alles Holzwerk war schwarz
verräuchert. Frei war der Blick nach dem Hotzenwald
, und bei klarer Luft stiegen schimmernd
die schneeverhüllten Zacken der Alpen hinter den
dunklen Tannenrücken herauf. Es war ein gutes
Wohnen dort.
Der Uerich-Hansjörg war Bergbauer. Ein stämmiger
, wetterharter Mann, der still und zäh seiner
Arbeit nachging und dankbar seinen Feierabend
genoß. Er redete wenig, aber was er sagte,
das galt. Darum gab es kein Streiten um seine
Worte. Sie waren gesagt und standen da in dem
abgeschlossenen Leben dieser Menschen wie
Marksteine im Feld.
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