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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-06/0018
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Die Markgrafschaft

mals; es wartete kein Zug und kein Kraftwagen
auf die fertige Arbeit. Und es war meist ein gutes
Denken, eine innige Verbundenheit mit der Welt
und ihrem Schöpfer, darin der Wälder lebte.

Was niöht Bau- oder Brennholz gab, wurde
verkohlt. Ganz sorgfältig und sachgemäß mußte
der Meiler aufgeschichtet und luftdicht mit Erde
abgedeckt werden. Der Luftschacht mußte gut
ziehen, damit die Kohlen gerieten. War der Meiler
abgebrannt und erkaltet, mußten die Kohlen
auf die Reise gehen. In große geflochtene Wannen
gefüllt, wurden sie auf dem Kopf stundenweit
getragen bis zur Fahrstraße, die über die
Mettlener Höfe nach Wehr hinabführte. Dort
nahm ein Fuhrwerk die Kohlen auf und brachte
sie an Ort und Stelle. Der Berghof brachte die
seinen meistens nach Wehr in die Biersiederei,
deren Kessel mit Holzkohlen geheizt wurden.

Die günstige Lage am Ausgang des Wehratales
machte das Städtchen zum Mittelpunkt des Handels
. Hier wurden die Märkte für eine weite
Umgebung abgehalten. Der Herbstmarkt war der
bedeutendste, weil dort die Wälderbauern ihr
Geld für die gelieferten Kohlen einzogen, und
nun kauflustig und kaufkräftig waren.

Es war nicht ratsam für einen, allein den
Heimweg anzutreten, mit Geld oder Waren oder
einem erhandelten Stück Vieh. So schlössen sich
immer einige Männer aus benachbarten Höfen
zusammen zum gemeinsamen Rückweg.

Da es damals noch kein Papiergeld gab, mußten
die Bauern ihre Silbergulden in einem Geldgurt
um den Leib schnallen. Auf diesen hatten es die
Raubgesellen besonders abgesehen. Die Bauern
trugen zu ihrem Schutz starke, feststehende
Messer im Gurt und oft eine alte Pistole an der

Seite. Trotzdem blieb mancher verwundet und
beraubt oder gar tot am Wege liegen. Und mancher
verschwand auch, ohne daß je wieder eine
Spur von ihm zum Vorschein kam.

Aber schon manches Jahr hatte der Berghofer
seinen Gurt voll Geld für ein selbst aufgezogenes
Stück Vieh oder für seine vielen Kohlen unangefochten
heimgebracht.

Nun rückte wieder die Zeit des Herbstmarktes
heran, und der Berghofer sammelte die Wünsche
der Seinen. Ein neues Fürtuch sollte die Mutter
haben, das Kätterli ein Halstüchle, die Zwillinge
neue Kappen für den Winter. Die beiden Kleinen
wünschten sich eine Wurst und einen Wecken,
während der Adolf sich als Zeichen seiner jungen
Männlichkeit eine Tabakspfeife ersehnte.

Von vielen guten Wünschen begleitet, zog der
Bauer mit einem jährigen Stierlein am Strick
zum Markt. Nachbarn gesellten sich zu ihm, und
unter bedächtigem Gespräch über Haus und Hof,
Arbeit und zu erwartende Einnahmen wurde der
weite Weg tüchtig unter die Füße-genommen. Die
Herbstnebel schwammen über dem Wehratal.
Bald sanken sie tiefer und das Städtchen Wehr
lag im Licht des Herbstmorgens zu ihren Füßen.
Der jähe Abstieg begann. „Das haut aim ordli
in d'Chnüü", meinte der Fürchti-Schmied. „He,
tue gmach", lachte der Gaißschnyder, „'s Wirts-
hus vertlauft dr nit!" „Lueg", sagte der Berghofer
, „der Birsieder het scho der Fahne zuem
Willkumm useghängt", und deutete dabei auf die
dünne Rauchfahne, die aus dem Kamin der Bier-
siederei aufstieg. „Jo, dä würd hüt wieder sy
Schöfli schäre. Wenn numme ne Teil dervo my
wer, derno chönnt i myni Schulde zahle", seufzte
cjer Metzger-Gottlieb. (Fortsetzung folgt.)

100 Jatyt Bildhauerei 6d)t»ab

Ein hundertjähriges Geschäftsjubiläum ist nichts Alltägliches
. Welch ungeheure Summen an Fleiß, Mühe und
Sorgen in diesen 100 Jahren enthalten sind, läßt sich
kaum erahnen. Und es muß schon etwas von dem harten
Granit und Marmor, den die Schwabs verarbeitet
haben, auf sie übergegangen sein, um die Firma so viele
Jahre Schaffens und Wirkens erleben zu lassen.

Auch die sogenannte „gute alte Zeit", in die die
Gründung dieser Firma weit hineinragt, hat ihr nichts
geschenkt, sondern ihren Inhabern und Mitarbeitern das
Letzte an Fleiß und Mühe abverlangt.

Johann Martin Schwab, dessen Bildnis auf dem
Marmorrelief seines Grabsteines auf dem hiesigen Friedhof
jedem Müllheimer bekannt ist, legte im Jahre 1851
in Zunzingen den Grundstein zum Geschäft. Wenige Jahre
später siedelte er nach Müllheim über. Er war der erste
Bildhauer dieses Namens in Müllheim und lebte von
1820 bis 1893. — In dem Anwesen, das heute Metzgermeister
Waldkirch gehört, wurde im Jahre 1861 Friedrich
Schwab geboren. Er erlernte das Handwerk seines Vaters,
für das er große berufliche Begabung und Geschicklichkeit
mitbrachte. Nach einigen Jahren Wanderschaft, die
den jungen Gesellen nach Stuttgart, Baden-Baden und
Berlin führten, übernahm er später mit seinem Bruder
in Lörrach unter der Firma „Gebrüder Schwab, Bildhauer
, Lörrach und Müllheim" das väterliche Geschäft in
Müllheim. Das Lörracher Geschäft wurde in späteren
Jahren von Bildhauer Schwarzwälder übernommen, der
anfänglich bei Friedrich Schwab in Müllheim tätig gewesen
war.

1907 erbaute Friedrich Schwab das Anwesen an der
Parkstraße. Allseits als tüchtiger Meister seines Faches

geschätzt und geehrt, stellte er sein reiches Wissen und
Können auch dem öffentlichen Leben zur Verfügung und
war viele Jahre Mitglied der Meisterprüfungskommission
der Freiburger Handwerkskammer. Auch Feuerwehr und
Gesangverein zählten ihn zu ihren treusten Mitgliedern.

Im Jahre 1933 nahm ihm der Tod Hammer und Meißel,
die er so meisterlich zu handhaben verstand, aus der
Hand, und der Friedhof, wo er zeitlebens daheim gewesen,
wurde ihm letzte Ruhestätte.

Wohl Tausende von Grabsteinen und Denkmalen im
Markgräflerland geben Zeugnis von der hohen Berufsauffassung
der Firma Schwalb, und auch der jetzige
Inhaber, Fritz Schwab, ist bestrebt, das Geschäft seines
Vaters in der alten, guten Tradition der Familie weiterzuführen
. —er.

Der im Jahre 1926 nach Amerika ausgewanderte
Müllheimer Fritz Kallmann ist mit seiner Familie
zu einem Besuch in der Heimat eingetroffen. Wir entbieten
ihm herzliche Heimatgrüße.

Herausgeber: Hebelbund Lörrach und Müllheim (Baden)
Redaktionskommission des Hebelbundes
Gesamtredaktion: L. Börsig, Müllheim
Verantwortlich für den Lörracher Heimatteil: Max Demmler
Telefon : Lörrach 2900 - Müllheim 358
Manuskriptzusendungen an: Hebelbund Lörrach und Hebelbund Müllheim
Redaktionsschluß jeweils am 1. jeden Monats
Anzeigen-Annahme : F. Wolfsberger, Müllheim, Neue Parkstraße 7
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)


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