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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-07/0006
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Die Markgrafschaft

(1308, 1381), zuletzt (1583) Seefelden. — Die Zugehörigkeit
zu Gau und Mark hat im Lauf der
Zeit gewechselt. Kirchlich gehörte die Pfarrei
Betberg zum Bistum Konstanz, dessen Diözese im
13. und 14. Jahrhundert das halbe Baden, zwei
Drittel des heutigen Württemberg und die Osthälfte
der Schweiz umfaßte. Das Bistum war in
10 Archidiakonate eingeteilt (deren eines war das
Archidiakonat „Brisgovia") und in 64 Diakonate
oder Landkapitel. Das unsere trug je nach dem
Pfarrsitz des Dekans wechselnde Benennung: 1275
Dekanat Fiurbach (Feuerbach), 1324 Riedelikon
(Rüdliken, Riedlingen), 1360 / 70 Nuwenburg
(Neuenburg bei Müllheim). — Politisch zählten
Betberg, Seefelden und St. Ilgen zur Herrschaft
Badenweiler.

Der Weg des Christentums zu den heidnischen
Alamannen ist nicht sonderlich deutlich. Gewiß
war es in den ersten Jahrhunderten ausgesprochenes
Stadt- und Diaspora-Christentum, gebunden
an die größeren Mittelpunkte römischer Kultur
wie Mainz, Worms, Speyer, Straßburg, BaseL
Im Gegensatz zu den Franken vollzog sich die
Annäherung der Alamannen an den neuen Glauben
nur langsam und zunächst nur bei den Führern
des Volkes, besonders auf den Königshöfen
und ihrem Anhang. Im 4. und 5. Jahrhundert, ja
noch um 570 war das alamannische Volk geschlossen
heidnisch. In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts
erst war das Volk überwiegend christlich
geworden. Diese Christianisierung hatte ihre
Bahnbrecher und Träger in den irisch-schottischen
Mönchen, die als Missionare teils predigend
das Land durchzogen, teils länger darin weilten,
vor allem Columba (f 645), Trudpert (t 607 oder
644), Gallus (| 645). Sie vollzog sich also im
7. Jahrhundert. Nachweisbar ist der organisatorische
Ausbau der jungen Kirche im Bereich von
ersten Pfarrsitzen. Man spricht von sogenannten
„Urpfarreien", in deren Sprengel dann weitere
Pfarrkirchen geschaffen wurden, so z. B. Wöplins-
berg bei Emmendingen für die ,,Vierdörfer"
(Mundingen, Köndringen, Malterdingen, Heimbach
), Denzlingen fürs vordere Elz- und Glottertal
, Nußbach fürs Renchtal, Hondingen, Geisingen
, Bräunlingen für die Baar und ihren Schwarzwaldrand
. Es fehlen ,uns die urkundlichen Unterlagen
, um die Pfarrei Betberg als eine solche
Urpfarrei für die Gegend sicher ansprechen zu
können; doch besteht die Möglichkeit dazu in
gewissem Umfang, denn Betberg ist erwiesenermaßen
die Mutterpfarrei von Seefelden. Da aber
Betberg selbst als Gemeinde wohl niemals ein an
sich eigengeschichtiger oder beherrschender Faktor
war, spricht alles für ein rein kirchlich-religiös
überragendes Ansehen der großen Kirche
und Pfarrei Betberg in früher Zeit. In dem Register
von 1360/70 lesen wir ,,ecclesia (Kirche)
Betberg cum capella (mit der Kapelle) in Sevel-
den" und „cum capella Sti Egidii (in St. Ilgen).
Über 200 Jahre schon vor der Nennung der Kirchlein
der beiden Nachbarorte wird ein „Eber-
hardus" als „presbyter" (Priester) von „Bette-
bura" 1145 genannt, 1258 die „kilche ze Bettebur",
1275 der „plebanus" (Pfarrer) in Betbur. Die
heutige Kirche von Betberg kann nicht mehr die

erste am Platze sein. Wenn schon im Jahre 789
von einem „Anteil an der Kirche" die Rede ist,
so ist die jetzige sicher die zweite. Aber die
Kirche im jetzigen Bestand ist gewiß dieselbe,
wie sie für das Jahr 1467 in einer Urkunde genannt
ist: „lütkilche (Gemeindekirche) unser lieben
frowen zu Bettburg" (so auch 1461), die
Kirche des „lütpriesters (Gemeindepfarrers) von
Betburg" Benedict von Tanheim (1400). Dieser
Geistliche wird als ein Mönch des Benediktinerklosters
St. Peter im Schwarzwald bezeichnet. Er
war gewiß nicht der geringste unter seinen Brüdern
, sonst hätten sie ihn nicht 1401 oder 1402
zum Abt ihres Klosters gewählt (der 24. in der
Reihe der Äbte). Er scheint vor seinem wohl
1405 erfolgten Tode noch resigniet zu haben. —
Wieso hatte Betberg einen Pater des „Gottshauses
" d. h. Klosters St. Peter zum Pfarrer statt
eines Weltgeistlichen? Die Antwort lautet: Weil
St. Peter seit etwa 300 Jahren den Pfarrsatz
innehatte, d. h. das Recht, der Gemeinde den
Pfarrer zu bestimmen. Dies durch lange Jahrhunderte
fortbestehende Recht hing seinem Ursprung
nach an dem Besitz gewisser Grundstücke
und kirchlicher „Besteuerungs"-Rechte, mit denen
die Pflicht des Kirchenbaues und der Instandhaltung
der Kirche, der Wohnung und der Besoldung
des Pfarrers verbunden war. Dazu wurde
der Zehnte vom Ertrag des Grundbesitzes in den
Gemeinden erhoben, der „große" Zehnte von
allen Früchten der Äcker und Wiesen, „alles was
der Halm trägt", aber auch Wein und Öl, der
„kleine" Zehnte von den sogenannten Wurzelgewächsen
und Baumfrüchten (Erbsen, Bohnen,
Linsen, Flachs usw.). Daneben gab es den „Blutzehnten
", der vom Tierbesitz entrichtet wurde.
Der für Betberg in der ältesten Zeit in Betracht
kommende Besitz gehörte zuerst dem 720 von
Herzog Burkard von Alemannien gestifteten
St. Margaretenklosters in Waldkirch (Waltehilicha),
das ihn im Jahre 1111 gegen St. Peter'sehe Güter
tauschte (Betberger gegen Seefelder Güter). Auch
St. Trudpert tauschte damals mit St. Peter. Der
Kirchensatz scheint aber nach anderen Nachrichten
schon vor 1111 bei den Herzögen von Zähringen
gewesen zu sein, denn Herzog Berthold II.
von Zähringen, der in dem von ihm 1093 gestifteten
Kloster St. Peter begraben liegt, hat 1111
diesem Kloster das Zehntrecht, den kleinen und
großen Zehnten zu Seefelden, St. Gilgen, Buggingen
, Laufen und Wolfenweiler mit den Baupflichten
und der Last des Unterhaltes des Pfarrers
und des Gottesdienstes übertragen. Seitdem besetzte
der Abt von St. Peter die Pfarrei Betberg
und die zugehörigen Kaplaneien in Seefelden und
St. Ilgen. Dabei blieb es durch das ganze Mittelalter
bis zur Reformationszeit. Von da an besetzte
der Markgraf von Baden die evangelischen
Pfarreien. Aber die Äbte von St. Peter hielten
auch nach der 1594 erfolgten Regelung des zwischen
dem Staat und der Propstei Betberg entstandenen
Zehntrechtstreites noch lange daran
fest, daß der evangelische Pfarrer sich bei ihnen
oder ihren Vertretern formell meldete und erst
dann durch sie als Zehntherren in seine Bezüge
eingewiesen wurde; andererseits hatten die Äbte


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