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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-07/0007
Die Markgrafschaft

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die kirchliche Baupflicht, bis im Jahre 1806 das
Kloster aufgehoben wurde und diese Pflicht an
den Staat als Rechtsnachfolger überging.

Darüber, wie es in den Filialen um die Gotteshäuser
bestellt war, wissen wir nur wenig.
Die schöne Kirche von St. Ilgen stammt in der
Hauptsache aus dem Ende des 13. Jahrhunderts."
Zwischen 1360 und 1370 ist die „capella St.Egidii"
urkundlich bezeugt, auch 1469, das Dorf ,,Sant
Gylien (Gilien, Gylgen)" 1323, 1324, 1336, 1343
und weiterhin. Schon ihre anzunehmende Vorgängerin
scheint wie die heutige Kirche in alter
Zeit Wallfahrtskirche gewesen zu sein. Neben ihr
auf dem Kirchhof stand, an die Nordseite der
Kirche angelehnt, das „Kaplaneihaus", die Wohnung
des diensttuenden Priesters. Es war vor
Alter 1654 „sehr baufällig". 1560 hatte schon der
Bugginger Pfarrer als Obdachloser hineinziehen
sollen. 1707 war es „in miserablem Zustand",
1748 „unbewohnbar". 1797 bestand Einsturzgefahr
. 1799 wurde es von der staatlichen „Geistl.
Verwaltung" um 770 Gulden verkauft. Kirchenpatron
war der hl. Aegidius, einer der sogen. 14
Nothelfer, der um 700 Einsiedler, dann Abt von
St. Gilles in Südfrankreich gewesen sein soll.
Daher der Name St. Gilg (St. Ilg). Auch St. Ilgen
bei Heidelberg hatte ein dem hl. Aegidius als
Schutzheiligen geweihtes Klösterlein, das in der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts der Abt von
Sinsheim (bei Heidelberg) gegründet hatte. Das
Dorf Illingen (Iiiig) bei Rastatt hatte eine Aegidiuskirche
mit der Mutterkirche in Modern im
Elsaß. Ein Beleg mehr dafür, daß der Heilige aus
dem Fränkischen zu uns „eingewandert" ist. —
In der St. Ilgener Kirche befindet sich ein Epitaph
mit der Gestalt eines Geistlichen in Mönchskutte
und ein Grabstein, auf dem ein gotischer
Kelch mit segnender Hand (Zeichen .des kon-
sekrierenden Priesters) und der zum Teil zerstörten
Umschrift zu sehen ist. Nach dieser ist
ein Frater (Mönchsbruder) Johann 1503 gestorben.
Die Kirche war offenbar lange Zeit unbenutzt
und im Verfall, denn 1720 wurde es als nötig
bezeichnet, den Altar aufzurichten, Gestühl und
Chorboden zu reparieren. 1840 beabsichtigte die
badische Hof domänenkammer eine Instandsetzung,
bei der durch den schönen gotischen Chor durchgebrochen
und der Haupteingang dahin gelegt
werden sollte! Das Pfarramt Laufen hat dies verhindert
. Es ist das Verdienst des späteren Laufener
Geistlichen, des auch als alemannischer Dichter
hervorgetretenen Pfarrers Anton Hermann
Albrecht (1835—1900), daß er 1892 den Anstoß
zu richtiger Wiederherstellung bei Kirchen- und
Staatsbehörden gab. Sie verlief freilich äußerst
langsam und stückweise, dafür aber gründlich
und sachgemäß. Erst am 23. September 1906
wurde die wohlrestaurierte und gut ausgemalte
Kirche wieder feierlich in Gebrauch genommen
und erhielt auch 1913 eine neue Orgel. Die Kirche
hat den Ruf „die schönste des Markgräflerlandes"
zu sein.

Über Seefeldens Kirchenbauten sind wir aus
alter Zeit noch dürftiger unterrichtet. Daß 1360/70
eine Kapelle in Seefelden zur Pfarrei Betberg

gehörte, wissen wir aus einer Urkunde. Aus der
Zeit nach dem 30jährigen Krieg erfahren wir,
daß vorher in Seefelden zwei Kapellen vorhanden
waren, eine Mauritius- und eine Laurentius-
Kapelle. Jene lag im „äußeren", diese im „inneren
" Seefelden. Diese Unterscheidung und ihre
kirchliche Unterstreichung findet sich auch sonst,
z. B. in Auggen, wo das Oberdorf eine St. Pauls-,
das Unterdorf eine St. Nikolauskapelle hatte.

1258 wird schon das „ussere Sevelden" (1344
das „obere Sevelden"), 1358 das „inre Sevelden"
genannt, 1583 „Inner- und Außer-Sefelden". Nach

Inneres der Betberger Kirche

dem in ältere Zeit deutenden Patron Laurentius
ist wahrscheinlich die Laurentiuskapelle im äußeren
Seefelden das ältere der Kirchlein gewesen.
Sie lag „am Heitersheimer Feldweg", am nördlichen
Ende des Ortes. Beide Kapellen standen,
im 30jährigen Krieg eingeäschert, noch 1663 als
türm- und türenlose Ruinen ohne Dachstühle da.
Markgraf Friedrich VI. (t 1677) hat wie die Hauptkirche
in Betberg und die Kaplaneikirche in
St. Ilgen auch die Mauritiuskapelle wieder eindecken
und einigermaßen herrichten lassen. Dagegen
ließ man die Laurentiuskapelle so stehen,
wie sie war, und gab sie dem Verfall preis. Schon
ehe der große Krieg unsere Gegend berührte,
1618, war vom Markgrafen der Abtei St. Peter die
Herstellung der schon damals in schlechtestem


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