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Die Markgrafschaft
tersassen ein halber Laib, nebst den Accidentien.
Diese bestanden aus einem Wecken zu sechs
Kreuzern bei Kindstaufen, Zechfreiheit bei Hochzeiten
, endlich bei Leichen für Läuten und Singen
20 Kreuzer, für das Schreiben der Personalien
10 Kreuzer. Für die Grichtsschreiberei wurden
um 1730: 4 Gulden jährlich bezahlt; außerdem
aus der Gemeindekasse für das Orgelspiel 4 fl.
48 kr., aus dem Almosen für die Sonntagsschule
jährlich 2 fl.
1665 wurde die Schule getrennt. Bühler hatte
künftig nur die Mädchen zu unterrichten und die
Meßnerei zu besorgen, während die Knaben
einem Diakonen zugewiesen waren. 1673 tritt
Bühler in den Ruhestand. Von seinem Nachfolger,
Emanuel Biermann, weiß der Chronist nichts zu
berichten.
Der zweite Nachfolger Bühlers, Roßkopf, beschwerte
sich 1683, daß er seit 1679 keinen Kreuzer
für die in seinem Haus (da wo sich jetzt der
Egel'sche Laden befindet) mit eigenen Mitteln
eingerichtete Schule Zins erhalten habe, obwohl
ihm vom Burgvogt jährlich 10 Gulden dafür versprochen
seien, und klagt ,,daß Kühe- und
Schweinehirten es besser haben".
Im Jahre 1700 berichtet Burgvogt Drollinger
an den Markgrafen von einem alten, liederlichen,
einfälligen Häuslein bei der Kirche, darin man
bislang Schule gehalten und regt einen Neubau
an, welcher auch 1701 auf dem gleichen Platz
aufgeführt wurde. Das Haus stand so ungeschickt,
daß es die Vorderansicht der Kirche verdeckte
und der Eingang hinauf zu Kirche und Friedhof
unter dem Schulhaus durchführte. 1717 schon erwies
sich dieser Bau als zu klein und mehr als
50 Kinder blieben aus dem Unterricht fern, ,,weil
sie weder zum Sitzen noch zum Stehen Platz
fanden", so daß eine Erweiterung des Schulraumes
erforderlich war.
Seit 1747 bemühten sich Oberamtmann Salzer
und Kirchenrat Dahler (der Grabstein Dahlers ist
an der Margarethenkirche angebracht) um weitere
Verbesserungen im Schulwesen, trotz harten
Widerstandes vieler Eltern und auch von seiten
der Gemeindebehörde. Vor allem lag den beiden
daran, den Schulunterricht regelmäßig, auch im
Sommer, durchzuführen. Was die Gemüter aber
am meisten in Wallung brachte, war die Forderung
, daß das Schulgeld von 5 Schilling oder
3 Batzen vierteljährlich, auf 1 Gulden jährlich
erhöht werden sollte. Schließlich gelang es den
beiden aber doch sich durchzusetzen, freilich nicht,
ohne daß Widersetzliche mit beträchtlichen Geldstrafen
gebüßt werden mußten.
Bald nach diesen Vorkommnissen wurde von
Amts wegen an die Regierung ein Bericht eingereicht
, daß das ,,sehr ungeschickt angelegte
Schulhaus schlecht und klein sei". Der begründete
Antrag auf einen Neubau stieß jedoch bei der
Gemeinde auf hartnäckigen Widerstand. Inzwischen
war das alte Haus derart baufällig geworden
, daß es weder für Lehrerwohnung noch zum
Unterricht gebraucht werden konnte, so daß der
Unterricht auf der Gemeindestube (jetzt Stadthaus
) erteilt werden mußte. So ging es zwei Jahrzehnte
fort, bis sich endlich die Gemeinde ermannte
und den am Markt gelegenen Allmendplatz
für einen darauf zu erstellenden Schulhausneubau
hergab. Der Bau begann am 14. Januar
1788 und wurde im folgenden Jahr seinem Zweck
übergeben (jetzt Bäckerei Kramer).
1833 erfolgte erneut die Trennung der Schule
nach Geschlechtern, wodurch die Einstellung
einer weiteren Lehrkraft notwendig wurde. Zwei
Jahre später wurde aufs neue der Bau eines
Schulhauses angeregt und schon im Frühjahr
1836 mit dem bauen begonnen.
Müllheim war unterdessen das Stadtrecht verliehen
worden (1810), und diesem Umstand mag
es zuzuschreiben sein, daß der Neubau der Schule
ohne Widerstand zu finden, von den städtischen
Behörden bewilligt wurde. Die feierliche Einweihung
wurde am 15. November 1836 vorgenommen
. Im Jahre 1878 erhielt das Gebäude
einen Zuwachs durch einen Seitenbau, und im
Laufe des Herbstes und Winters 1883/84 erhielt
das Hauptgebäude, das anfänglich nur zweistöckig
war, ein drittes Stockwerk, so daß insgesamt
sechs Lehrsäle, vier Hauptlehrerwohnungen
, zwei Unterlehrerwohnungen und sonstige
Räumlichkeiten zur Verfügung standen. Mit diesem
Schulhaus an der Werderstraße war die
Schulraumfrage für viele Jahrzehnte in bester
Weise gelöst.
Seit dem Jahr 1925 ist die Volksschule in ein
Gebäude der ehemaligen Infanteriekaserne verlegt
, während die alten Schulräume an der Werderstraße
Wohnzwecken dienen. Die hellen, luftigen
Räume, in denen heute die Kinder unterrichtet
werden, lassen uns kaum ahnen, unter
welchen primitiven, ja skandalösen Zuständen
noch vor 165 Jahren Schulunterricht erteilt werden
mußte. Und wenn die Kinder der Volksschule
bei den Feiern und Festen des Hebelbundes unter
der bewährten Leitung von Rektor Fink ihre
hellen Stimmen erklingen lassen und Heimat-
und Volkslied so unbeschwert zum Vortrag bringen
, dann sei es uns dankbare Pflicht, der Jugend
den Weg frei zu halten und ihr das mit freudigem
Herzen zu geben, was ihr Leben emporhebt
und reich macht: Sorge und Liebe! Den Lehrern
aber gehört unsere Achtung und das rechte Verständnis
für ihre nicht immer leichte Aufgabe.
F. W.
Öas tft die ©acfye
Mitunter bekommt ein Brief einen Tintenoder
ein Buch einen Schmutzfleck. An diesen oder
jenen pürscht man sich dann mit einem Radiergummi
heran, um dem Fleck den Garaus zu
machen. Oder aber, insofern das nicht helfen
sollte, greift man zum Radiermesser und beginnt
zu schaben — und! — siehe da — der Fleck verschwindet
zusehends mehr und mehr — und
hahei! — endlich ganz. Gewiß, aber, wo vorher
ein Fleck war, befindet sich nun ein Loch! Das
ist die Sache.
Und solches besagt: nimm dem Menschen alle
seine Fehler — und, was bleibt? — ein — Loch.
Fahrenkrog.
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