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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-07/0014
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Die Markgrafschaft

Aufständischen zu wehren. Um diese Zeit bildete
bekanntlich der Kirchhof einschließlich Kirche
und besonders der Kirchturm oft genug die Wehrfeste
des Dorfes.

Die Gemeinde Heitersheim beantwortete das
Schreiben schon am nächsten Tage wie folgt:
„Wir haben Euer getreu Schreiben, das wir
wohlermessen, aus sonderlichen, geneigtem und
getreuen Willen, geschehen, verstanden, bedanken
und allseit untertäniglich, des gnädigen Zusagens
Euerer ehrsam Wisheit, nehmen es an,
und wollen auch solches als arme Lüt, allzeit
gehorsamlich, zuverdienen, willig und gefliessen
sein. Und anfänglich als ihr meldet, daß diejenigen
, so die Aufruhr und Empörung verursachen,
dem gemeinen Volk nichts anderes fürgeben,
dann ihnen zu Recht zu verhelfen und damit viel
zu ihnen zu bewegen, darauf geben, wir Eure
ehrsam Wisheit zu erkennen, daß wir solches kein
Wissen haben, auch niemand bei uns, der solch
Meinung angezeigt erschienen. Zum andern: So
wollen wir nach Inhalt, Eures ehrlichen und geziemendes
Begehrens nimmer gedenken, noch
viel weniger Tun, und ist auch unser Wille und
Meinung nie gewesen, daß wir das löblich Hus
Ostrich, unser gnädig Herrschaft Heiterschen,
noch ehrsam Wisheit und andern Lieb Herren
und getreuen Nachbarn, dem Hus Ostrich anhängig
, zurückstellen sollten, sondern allzitt und
hinfür, wie bisher alles tun, das frommen und
ehrbaren Untertanen ziemt, gebührt und wohl
ansteht. Wir sind auch der tröstlichen Hoffnung,
euer ehrsam Wisheit, als unser günstig und gebietend
lieb Herrn, zu denen wir und aller Ehren
und Gutes versehen, werden in dieser Empörung
dermaßen darin sehen, daß wir an unser Hab
und Güter unbelästigt und unbeschädigt blieben".

Gemessen an dem eigentlichen Bauernkrieg,
der erst im Frühjahr 1525 ausbrach, waren diese
Ereignisse um die Jahreswende 1524/25 nur als
Vorgeplänkel zu bezeichnen. Sein Haupt erhob
der Aufruhr weithin sichtbar erst im April 1525,
als sich die Bauern der Herrschaften Rötteln,
Sausenburg, Badenweiler um ihren Hauptmann
Hans Hammerstein scharten und keine Zweifel
mehr über ihre Absichten zuließen. Als die Amtsleute
wenig Neigung zeigten, auf die Forderung
der Aufständischen einzugehen, wurden von diesen
kurzerhand die Schlösser Rötteln, Sausenburg
und Badenweiler besetzt. Am 23. April 1525 ersuchte
der Komtur von Heitersheim, Johann von
Hatsein, der zugleich Sankt Johannes - Ordensmeister
in deutschen Landen war, von Heimbach
aus, einem Schloß bei Speyer, die Stadt Freiburg
um Schutz für das bedrohte Heitersheim,
von dem der Komtur annahm, daß die aufrührerischen
Waldbauern sich besonders dafür
interessieren würden und ,,besondere Begird und
Meinung dafür tragen'Die Stadt Freiburg ihrerseits
wandte sich sofort in einem Schreiben an die
Gemeinde Heitersheim und setzte diese von dem
Brief ihres Komturs in Kenntnis. Zugleich wurden
die Einwohner von Heitersheim ermahnt,
„weder fremde Sachen annehmen, noch damit sich
beladen, sondern ruhig und still sitzen, dem löblichen
Hus Ostrich und euwer Herrschaft, gehorsamlich
anhangen, und nicht von derselben weichen
, und bedenken, wo ihr dasselbe nicht thätet,
daß euch darauf verderblicher Schaden begegnen
möchte ... "

Diese Abmachung kam jedoch zu spät. Sie
mußte auch ohne Wirkung sein, denn in der
Gemeinde selbst hatte sich inzwischen eine große
Partei gebildet, die sehr rührig für einen Anschluß
an die aufrührerischen Bauern eintrat.
Was nützte es schon, daß die Amtsleute das mit
Proviant versehene Schloß in Ermangelung von
Soldaten von Heitersheimer Bürgern besetzen
ließen; stellte es sich doch wenig später heraus,
daß unter diesen Leuten, die das Schloß gegen
die Bauern verteidigen sollten, bereits viele auf
der Seite derselben standen. Hier war es besonders
ein gewisser Hans Graf, der als Haupträdelsführer
eine raffinierte Taktik verfolgte, indem
er sich zunächst unaufgefordert in das Schloß
begab und es verstand, darin in kürzester Zeit
die Meisterschaft ohne Befehl an sich zu reißen.
Dem Haupträdelsführer, der bereits im Jahre 1512
als Schaffner im Schloß amtierte, wurde von der
Obrigkeit zunächst keinerlei Bedenken entgegengebracht
. Seine Absicht war es indes, diejenigen
Bürger, welche dem Komtur feindselig und ungehorsam
, den Bauern dafür umso günstiger
gesinnt waren, nach und nach in immer stärkerem
Maße in das Schloß zu ziehen und so mit
diesen, seinem Anhang, bald die Oberhand zu
gewinnen. In dieser Position verbot er unter
anderem auch, sich gegen die Bauern zu wehren
und ließ sogar die Büchsen von den Mauern entfernen
. Den Amtsleuten, Ordenspriestern und
anderen Personen, die sich gegen diese Eigenmächtigkeit
wehren wollten, blieb nun nichts
mehr anderes übrig, als der plötzlich von innen
heraus auftretenden neuen Macht zu weichen,
d. h. sie wurden mehr oder weniger aus dem
Schloß ausgestoßen. Als Hans Graf gewahr wurde,
daß der Keller- und Schloßverwalter Simon
Iselin zwei Wagen mit Korn und Wein nach Freiburg
führen lassen wollte, wußte der Haupträdelsführer
dies mit seinem Anhang zu verhindern.
Während der Wein verkauft wurde, schickte er
das Korn in die Mühle nach Staufen und ließ das
Mehl dann unter seinem Anhang austeilen. Noch
bevor die aufständischen Markgräfler kamen,
fingen die Bürger, die das Schloß besetzt hielten,
an, dieses zu plündern. Sie brachen dabei auch
das Gemach des Ordensmeisters auf und nahmen
Harnisch, Gewehr und anderes heraus. Als dann
am Dienstag, 2. Mai, der Markgräfler Bauernhaufen
den Ort Heitersheim überzog, öffnete
ihnen Hans Graf das Schloß und hieß sie willkommen
. Das Schloß wurde nun erst recht geplündert
, beraubt, verwüstet und schließlich von
den Aufständischen zum Lager- und Hauptquartier
auserwählt.

Die Heitersheimer vereinigten sich hierauf mit
den Markgräflern und schworen ihnen zu. Hauptmann
des Heitersheimer Fähnleins wurde besagter
Hans Graf, während Felix Thoma Fähndrich,
und Endres Bind Beutemeister wurde.

(Fortsetzung folgt.) Karl Kraus-Mannetstätter.


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