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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-07/0015
Die Markgrafschaft 13

Der Kippenheimer Pfarrherr Sebastian Engler

Einem getreuen Freunde Hebels zum Gedächtnis / Von Emil Baader

Der zwischen Lahr und Ettenheim am Ge-
birgsrand gelegene Marktflecken Kippenheim ist
für den ,Freund der Geschichte, der Kunst und"
Literatur in mancher Hinsicht beachtenswert. In
der Pfarrkirche, die wertvolle Altarbilder aus der
Schule Martin Schongauers birgt, predigte am
1. Dezember 1146 Bernhard von Clairveaux, für
die Kreuzzüge werbend. Am Südausgang des
Ortes steht ein Denkmal, das an Johann Georg
Stulz von Ortenberg (1774—1832) erinnert. Durch
seinen Fleiß und seine Tüchtigkeit wurde er als
Hofschneider des Königs von England Millionär.
Der Kippenheimer Bürgerssohn
gab der Welt ein Beispiel, wie
man Reichtum sinnvoll verwendet
. Durch seine hochherzigen
Stiftungen ging er als
Wohltäter und Menschenfreund
in die Geschichte des badischen
Landes ein.

Im gleichen Gotteshaus, in
welchem einst Bernhard von
Clairveaux predigte, wirkte fast
ein halbes Jahrhundert lang
ein getreuer Freund Hebels,
Sebastian Engler, als Pfarrherr
seines Amtes. Im gleichen Jahr
wie Hebel geboren (1760), hat
er den alemannischen Dichter
um 24 Jahre überlebt. Im hohen
Alter von 90 Jahren starb er
1850 — vor hundert Jahren —
in Durlach, wo er sein letztes
Lebensjahr verbrachte.

16 Kinder entsprossen dem
Engler'schen Pfarrhaus in Kippenheim
. Einer der Söhne, der
später Pfarrer in Weisweil
wurde, verheiratete sich mit
Adelheid Haufe, einer Tochter
der Hebelfreunde Gottfried und
Sophie Haufe, die 1826 von
Straßburg nach Seelbach übergesiedelt
waren. Eine Tochter
Luise vermählte sich mit Hans Voß, dem Sohn
des Dichters Johann Heinrich Voß. Hans Voß
war in Karlsruhe Schüler von Weinbrenner und
gehörte — als einziger Norddeutscher — dem
Freundeskreis um Hebel an. Er wirkte als Kreisbaumeister
in Offenburg und Lahr. Von ihm
stammen die schönsten ,,Weinbrennerhäuser" der
Schutterstadt. Ein Enkel von Sebastian Engler
war der vor 25 Jahren verstorbene Karlsruher
Chemiker Karl Engler, ein Forscher von Weltruf.
Er erbrachte als Erster den Nachweis, daß das
Erdöl durch Zersetzung organischer Stoffe, nämlich
tierischer Substanzen, entstand. Als erster
stellte er künstlichen Indigo her. Er war ein
Berater der Industrie, wurde Exzellenz und Mitglied
zahlreicher Akademien, sowie Präsident der
internationalen Erdölgesellschaft. Reisen führten

ihn in alle Erdteile. Sein Karlsruher Laboratorium
war das bedeutendste Institut der Welt für
Erdölforschung. Hebel hätte es sich gewiß nicht
träumen lassen, daß ein Enkel seines Freundes
„Angeliko" einmal zu solchem Ruhm käme.

Sebastian Engler war Markgräfler wie Hebel.
Im Weindorf Britzingen, das in Urkunden des
Klosters Lorch bereits im Jahre 773 genannt
wird, — es zählte später zur Baden-Durlach'schen
Herrschaft Badenweiler — stand seine Wiege.
Als Pfarrer von Knielingen bei Durlach trat er
Hebel freundschaftlich nahe. Die beiden Oberländer
trafen sich gerne in dem heute noch bestehenden
Gasthaus zum Adler in Knielingen. Im
Frühjahr 1800 wurde Engler Diakonus in Schopfheim
. Das war ein Amt, mit dem die Pfarrei
Hausen (Hebels Heimat) in Personalunion verbunden
war. Von 1806 bis 1849 wirkte Engler in
Kippenheim.

Über das herzliche Verhältnis der beiden
Männer unterrichten uns die zahlreichen Briefe
Hebels an Engler. Der erste dieser Briefe stammt
aus dem Mai des Jahres 1800. „Mein lieber teuerster
Angeliko, also sind Sie wirklich in Ihrem
Eldorado angekommen!", so beginnt der Brief.
Wie beneidet er den Freund, daß es ihm gelungen
ist, ins geliebte Markgräflerland zu kommen. Wie
freut er sich, ihn dort bald einmal zu besuchen:
„Ja, lieber Angeliko, ich habe oft, da ich Sie zu

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Sreu ratn unt) red)t, ä lutert 9laDuur —
3Wng, o&m 3Rüef&, hrie's Otbme gobt fp ©djrttbe,
Us £tebt uni> Skrftanö für D'fireatur.

<£e Duet en aber au ne 3Me trübe
35fe tn Die böcbftt Clmnft, tm ©cbaffe pur,
(Er Übt unD lebt, fp Wttt foüri) ehug blübe.

H. S. B.

^ermann 25utte Scherenschnitt - Karikatur

von Karl Eisner, Efringen

(Aus: „Die Seele des Maien", Verlag Gg. Uehlin, Schopfheim)


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