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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-08/0004
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Die Markgrafschaft

der uns helfen will aus aller Auflösung und
Säkularisierung unseres Lebens zu einer liebevollen
und lebensstarken Verbindung mit Schöpfung
und Schöpfer, mit Sitte und Sinndeutung
unseres Daseins. Und ihn so zu verstehen und

Abschieds- und Empfangs

So dürfen wir wohl den Pfarrer Dr. M e r k 1 e
titulieren, der seit 14 Jahren in Alt-Weil amtiert
und in jenem Pfarrhaus gewohnt hat, das einst
31 Jahre lang den Vogt des Proteuserbundes und
treuen Freund Hebels, den Pfarrer Tobias Günt-
tert, und seine Schwägerin Gustave Fecht beherbergt
hat. Noch heute wird in diesem Haus
ein Stübchen gezeigt, in dem der Präzeptorats-
vikari Hebel von Lörrach gelegentlich seiner
Besuche in Weil übernachtet hat. Mit diesem
Haus ist denn auch Hebel zeitlebens verbunden
geblieben. Dahin fliegen dann von Karlsruhe
aus die vielen Briefe treuer, unverbrüchlicher
Freundschaft. 35 Jahre lang — vom Dezember
1791 bis 13 Tage vor Hebels Tod —
dauert dieser Briefwechsel, aus dem uns
freilich nur diejenigen Briefe Hebels an
Gustave — und es sind gegen hundert —
erhalten sind. Sie strahlen aber so recht die
Anhänglichkeit des Dichters an sein geliebtes
Oberland und die ritterliche Treue Hebels zur
Pfarrjungfer Gustave aus. Kein Wunder also,
wenn die Geistlichen in jenem ehrwürdigen
Pfarrhaus je und je von dieser alten Tradition
und von solch gutem Geist angehaucht wurden.
So ist es auch in besonderer Weise unserm lieben
Weiler Hebelvogt, dem Pfarrer Hans Merkle, in
diesen Jahren ergangen; er hat sich um die Erforschung
der alten oberbadischen Pfarrergeschlechter
verdient gemacht und im Sinne Hebels in
einer reinen Menschengüte dort gewirkt. Und die
Weiler lassen ihn nicht gerne ziehen.

Aber eigentümlich und wie vorherbestimmt
ist es nun, daß er gerade nach Buggingen versetzt
wird, dessen Pfarrhaus auch ein beliebtes
Absteigequartier Hebels auf seinen Reisen ins
und vom Oberland gewesen ist. Dort wohnte in
den letzten fünf Jahren seines Lebens und Wirkens
sein alter Schul- und Studienfreund Johann
Wilhelm Schmidt, der Hebel durch sein ganzes
Leben zugetan blieb und für die Verbreitung der
alemannischen Gedichte seines Freundes wohl
die stärkste Tätigkeit entfaltet hat. Als Hebel
auf _ seiner zweitletzten Oberlandreise im Herbst
1811 — es war aber zugleich seine letzte wirklich
genußreiche — in sein Welschkornland zurückreist
, läßt er sich Zeit, als ahne er, es gelte sich
für immer zu verabschieden von all den lieben
Plätzlein seiner Heimat; zwei Tage verbringt er
noch auf seiner letzten Station im Bugginger
Pfarrhaus, und Schmidt, dem das Beisammensein
mit dem geliebten alten Freund doch zu kurz
schien, hat ihn noch bis Emmendingen begleitet.
So kommt also unser Hebelpfarrer Merkle —
diesmal zugleich als Dekan des Müllheimer
Kirchenbezirks — wieder in ein unserm Hebel
wohlvertrautes Haus. Und wie die Geburtsstätten
von weiland Pfarrer Joh. Wilh. Schmidt und von

den Hebel da anzusetzen, damit stehen wir ja
heute erst am Anfang unserer Aufgaben. Kult
um Hebel? Nein! Aber Kultur mit und durch
Hebel, das ist es, was uns aufgetragen ist.

Richard Nutzinger.

ruß für einen Hebelpfarrer

Dr. Merkle nahe beieinander liegen — Königsbach
und Bretten — und wie diese beiden, die
von Hause aus Unterländer sind, so treue Hebelverehrer
und Verwalter alemannischen Geistesgutes
wurden, so steht über dem neuen Müllheimer
Dekan auch jetzt schon in seinem neuen
Bugginger Heim ein guter Stern. Wir grüßen
diesen Hebelpfarrer zum Abschied und zum Neuanfang
im Oberland, das ihn nicht mehr losläßt.

Richard Nutzinger.

üom 3un6dfrieöer unö feinem €n6e

Von Albert Eisele

Die Geschichte vom ehrlichen Tode des Zundel-
frieders, die im Februarheft dieser Zeitschrift zu
lesen war, ist nicht neu. Schon Eduard Kaiser
aber hat in seinen Lebenserinnerungen „Aus
alten Tagen" darauf hingewiesen, daß der Zun-
del, ,,den alles hier kannte", gar nicht Friedrich
hieß. „Ein Schuß in den Unterleib tötete ihn in
einem Straßengraben bei Frenkendorf, soviel ich
mich entsinne", schreibt Kaiser. Wilhelm Altwegg
berichtet im Anhang zu seinem Hebelbuch, daß
man vergebens den Namen Zundel in den Verlustlisten
, die sehr genau geführt wurden, suchte.
Altwegg weiß aber über die Gestalt des Zundel-
frieders eine genauere Herkunftsgeschichte. „Tatsächlich
verdankt Hebel die Gestalt niemand
anderem als seinem verehrten Joh. Heinr. Voß.
Denn die erste der unsterblichen Geschichten
vom edlen Brüderpaar Zundelfrieder und Zun-
delheiner und ihrem ebenso edlen Kumpan, dem
roten Dieter, geht auf, ein Gedicht „Die drei
Diebe" zurück, das Hebel schon 1791 im Vossischen
„Musenalmanach" gelesen haben mochte
und das er nun in der schönen Gesamtausgabe
der Vossischen Werke von 1803 im VI. Band auf
Seite 143 ff. erneut kosten konnte, wie es die
Einleitung der auch gleich betitelten Hausfreundgeschichte
übrigens selber andeutet: „Der geneigte
Leser wird ermahnt, nicht alles für wahr zu halten
, was in dieser Erzählung vorkommt. Doch ist
sie in einem schönen Buch beschrieben und zu
Vers gebracht". Und am Schluß des Abschnitts
(Seite 183/184) faßt Altwegg nochmals zusammen:
„Überall hat nur seine Menschlichkeit die Streiche
der Gesellen und damit diese selber harmloser
gemacht, zugleich aber waltete seine ausgestaltende
Phantasie so wirklichkeitsgetreu, daß
die übernommene literarische Figur längst vergangener
Erzählerlust als eine tatsächliche Persönlichkeit
unmittelbarer Gegenwart geglaubt
wurde und nun gleichgesetzt werden konnte mit
einem Inzlinger Kumpan, der zufällig auch Zundel
hieß, aber weder den Namen Friedrich trug,
noch auch in den Kämpfen von 1833 fiel".


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