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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-08/0008
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Die Markgrafschaft

Betberg — Seefelden — St. Ilgen

Von Oberkirchenrat i. R. D. Karl Bender in Karlsruhe

(Schluß.)

Wir kehren zur ehrwürdigen Mutterkirche in
Betberg zurück. Ihre Baugeschichte ist nicht ganz
zu erhellen, weil der heutige Bestand einige Rätsel
aufgibt, die nicht sicher zu lösen sind. Vom
ursprünglichen Bau — soviel läßt sich mit Sicherheit
sagen — steht heute noch das Langhaus der
Kirche. Es stammt aus romanischer Zeit und ist
älter als der gleichfalls romanische Turm. Auf der
Westempore rechts und links vom Turmeingang
sieht man kreisrunde Löcher von 0,52 m Durchmesser
und 1,13 m Tiefe, die bis auf die anschliessende
Turmmauer durchgehen. Es sind die beiden
oft auf der Fassade zu findenden kleinen Lichtöffnungen
, wie wir sie z. B. an der Muggardter
Kirche auf einem Rebhügel zwischen Britzingen
und Laufen seitlich des größeren Mittelfensters
sehen. Das in der Mitte zwischen den kreisrunden
Lichtlöchern liegende ehemalige Fenster ist in
Betberg ausgebrochen und als Durchgang in den
nachträglich davorgesetzten Kirchturm verwendet
worden, wie der Befund deutlich erkennen läßt.
Auch der Befund am Sockel von Turm und Langhaus
bestätigt die Tatsache, daß der Turm nicht
gleichzeitig mit dem Kirchenschiff — wenn auch
wohl nicht viel später — erbaut worden ist. Die
jetzigen Kirchenfenster sind zu verschiedenen
Zeiten in die Langhauswände eingesetzt worden.
Nach Aktenangaben sind im Jahre 1750 ,,noch
zwei große Fenster ausgebrochen, dagegen etliche
sehr kleine zugemauert worden". Demnach war
der Ausbruch von größeren Fenstern z. T. schon
vorher erfolgt. Bei den früheren „sehr kleinen"
Fenstern kann es sich nur um die ursprünglichen
Rundbogenfenster des romanischen Baues handeln
, von denen eines in der Nordwand auf der
Westempore am alten Platz bis heute erhalten
blieb. Danach hat man sich den ursprünglichen
Fensterbestand des Langhauses vorzustellen. Wir
kennen ihn von anderen romanischen Kirchen
her. In späteren evangelischen Zeiten hat man
sich mit dem dämmerigen Licht, das solche Fenster
nur einließen, nicht mehr begnügt und sie
(oft in ähnlich unregelmäßiger Anordnung wie in
Betberg) durch größere ersetzt, hier ganz im Stil
der Zeit um die Mitte des 18. Jahrhunderts. (Im
Westteil der Langhauswand des Sitzenkirchener
Kirchleins haben sich ähnliche kleine romanische
Fenster erhalten [vergl. die Abb. 76 auf Seite 145
des V. Bandes der ,,Kunstdenkmäler des Großh.
Baden"]. In der alten Kirche zu Nonnenweier
sind ähnlich wie in Betberg die alten romanischen
Fenster in evangelischer Zeit 1659, 1663 und 1664
durch große Spitzbogenfenster ersetzt worden
[vgl. die ,,Geschichte des Dorfes Nonnenweier bei
Lahr von K. L. Bender, 1908, S. 93]).

Die Mauerstärke des Langhauses in Betberg
beträgt ca. 95 cm, seine Länge vom Turm bis zum
Chor mißt außen 23,70 m, die Breite 10,20 m, die
Wandhöhe 6,5 m. Der Kirchturm mißt unten
5,90 m im Quadrat; an den Ecken glatt behauene
Quader in seiner ganzen Höhe. Diese beträgt im

ersten Geschoß 9,25 m, im zweiten 3,90 m, im
dritten 4,15 m, im vierten 2,90 m, die gesamte
Turmhöhe bis zum Ansatz des krönenden Satteldaches
rd. 20^ m, bis zum Dachfirst rd. 24^ m. .
Die Geschosse haben von unten nach oben Mauerstärken
von 1,50 bzw. 1,25, 1,10, 0,95 und 0,85 m.
Der Dachfirst des Langhauses schließt mit der
Höhe des zweiten Geschosses an den Turm an.
An Fenstern hat das erste Geschoß 6 m über der
Erde nur einen Mauerschlitz, ebenso das zweite,
das dritte zwei unverbunden nebeneinanderstehende
, schmale, das vierte zwei ebenfalls un-
gekuppelte große Rundbogenfenster mit glatten
Gewänden (ähnlich wie die beiden Fenster an
der Turmschmalseite der Klosterkirche im nahen
Sulzburg, vergl. ,,Kunstdenkmäler" V., Seite 149,
Abb. 79). Die Turmhalle dient als Haupteingang
der Kirche (2,90 m breit, 6,15 m hoch). Das ursprüngliche
Portal ist leider durch ein schlichtes,
zweitüriges ersetzt. Der Raum des Tympanons im
Rundbogen ist durch ein steinernes halbes Rad
mit sechs steinernen Speichen ausgefüllt, — eine
geringe Arbeit der Neuzeit. Der im 18. und 19.
Jahrhundert mehrfach vom Blitz getroffene, auch
durch das Erdbeben von 1911 beschädigte Kirchturm
ist 1950 von seinen größeren und kleineren
Rissen — der älteste wird schon im Jahre 1807
erwähnt — durch starke Eisenklammern geheilt
und mit dem ganzen Kirchenäußern neu verputzt
worden. Ein hochnötiges, aber eben darum in
unseren teuren Zeiten umso dankenswertes Werk!
Man kann nur herzlich wünschen, daß der Turm,
der wohl im 11. oder 12. Jahrhundert bald nach
der Kirche gebaut wurde, noch weitere Jahrhunderte
so stark und frei ins Markgräflerland
blicke.

Doch noch einmal zur Kirche zurück. Das
,Jüngste" Stück davon ist fraglos der spätgotische
Chor im Osten aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.
Vielleicht bezieht sich auf ihn die anderweitig
als Erbauungsjahr für die Kirche angegebene, aber
urkundlich nicht zu erhärtende oder wahrscheinlich
zu machende Jahreszahl 1467. Der Chor ist
aus drei Seiten des Achtecks geschlossen und geht
mit der 4. und 5. Seite in die Langhausmauern
über, die um etwa 5 cm stärker sind als die Chormauer
. Der Chor hat drei zweiteilige hohe Fenster
mit Fischblasenmaßwerk. Wie das Schiff ist
er mit einer flachen Holzdecke versehen. Auffallend
ist die Tatsache, daß der Sockel der Chormauern
nicht nur in sich selbst, sondern auch
gegenüber dem des Langhauses verschiedene
Höhen aufweist, daß die aufgehende Chormauer
keineswegs mit ihm bündig schließt und an einigen
Stellen geradezu den Eindruck macht, als ob
Chor und Sockel nicht planmäßig zusammengehörten
, der Sockel vielmehr vorher einem andern
Chor als Unterlage gedient habe, zumal er
ein anderes Steinmaterial zeigt als der Chor selber
. Ungenaue Maurerarbeit dürfte zur Erklärung
des Tatbestandes nicht ausreichen. Im Chor


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