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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-08/0009
Die Markgrafschaft

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findet man eine Tabernakelwandnische ohne Umrahmung
und ein Wasserausgußloch wie in katholischen
Kirchen üblich. Der 1904 mit Tonplatten
belegte Chorboden ist nur wenig höher als der
des Langhauses. Als man den früheren Bretterboden
abnahm, fand man darunter, ja z. T. unter
der Orgel steckend, fünf Grabsteinplatten. Sie
wurden gehoben und gleich drei anderen in die
Kirchenwand eingesetzt, die sie nun schmücken.
Sie erinnern an den Pfarrer Vincenz Röttie (1570
bis 1617), seine Ehefrau und seine Eltern, an den
Pfarrer Johann Wagner (1621—28), Pfarrer Martin
Dreuttel (1663—71), Pfarrer Martin Lutz (1676

Fenster mit Butzenscheiben neu verglast worden.
Diese Nische war einst mit einem Spitzbogen
„oben mit einem steinernen Kranz" umrahmt, zu
dessen Abbruch das Oberamt erst im Jahre 1790
die erbetene Erlaubnis gegeben hat. Bis dahin
bildete die durch den Bogen betonte Nische sozusagen
ein flaches Seitenkapellchen in der Kirche.
1759 schrieb davon Pfarrer Förderer, es sei ehemals
vermutlich ein Heiliger darin verehrt worden
, jetzt sei darin der Stuhl der Pfarrfrau. 1728
aber schrieb Pfarrer Joh. Jak. Lindemann, es sei
in der Betberger Kirche, die der hl. Maria geweiht
war, in dem „sacellum" (der Nische) in katholi-

Betberg

Federzeichnung von M. D.

bis 1685) und Frau Pfarrer Trost (| 1724). — Im
30-jährigen Krieg und nachher rissen die Reparaturen
in der Kirche, ihrem Chor und an ihren
Dächern lange Zeit nicht mehr ab. (1632 über dem
Chor neu gedeckt, 1670 im Chor eine neue Empore
erstellt, die Kanzel erneuert, 1721 Dachstuhl und
Fenster repariert, 1742 neue Uhr akkordiert, 1767
Dachstuhl mit Latten und Hängewerk, total verfault
, ersetzt, 1792 ebenso der Glockenstuhl im
Turm.) 1791 wurde die Orgel mit hübschem, drei-
türmigem Barockgehäuse angeschafft. 1898 als
„ein ganz geringes Werk", 1928 als „abgängig"
beurteilt, wird sie in absehbarer Zeit ausgedient
haben. Dann ist der Augenblick gekommen, die
auf beiden Seiten der Orgel sich erstreckende Ostempore
, die die Chorfenster verdeckt, zu entfernen
und die Verhältnisse im Chor neu zu ordnen.
Der kultische Inbau hat keine besondere Note.
Der alte Altar, auf dem sich 1807 noch „alte verstümmelte
Heiligenbilder" (?) befanden, wurde
1891 durch den heutigen ersetzt und der Tauf stein
beschafft, 1904 die neue Kanzel.

Im Süden der Kirche ist eine Sakristei angebaut
. Wann, ist nicht festzustellen (1638 Fenster
darin repariert). Länge 3,20 m, Breite 2,40 m,
Höhe 2,08 m.

Besondere Erwähnung bedarf eine aus der
Südwand der Kirche ausgesparte hohe Nische,
von außen durch einen 4,5 m hohen Wandvorbau
mit spitzem Giebel in Mauerstärke geschlossen.
Sie sitzt links von der Kanzel zwischen der
Sakristeitüre und dem Seitenausgang der Kirche.
Der Giebel zeigt ein spätgotisches Fenster, zweigeteilt
, mit Maßwerk (1,90 m hoch, 0,90 m breit).
Der steinerne Mittelstab ist 1908 erneuert, das

scher Zeit ein hölzernes Bild der „allerseligsten
Jungfrau Maria" gestanden, wie sie den Leichnam
Jesu auf ihrem Schoß hielt. Es handelte sich also
um eine sogenannte „Pieta", ein Vesperbild. Die
ältesten solcher „Marienklagen" hat man lange
in die Zeit um 1400 bis 1420 datiert, heute erheblich
früher (die Röttgenpieta im Landesmuseum
zu Bonn um 1250). In der Reformation habe man
das Bild der Kirchenpatronin vor die Kirche hinausgestellt
und an die Mauer gelehnt. Nach acht
oder mehr Tagen habe man im katholisch gebliebenen
Heitersheim davon gehört, es, als in Betberg
nutzlos geworden, hier weggeholt und in der
Heitersheimer Pfarrkirche rechts vom Eingang
aufgestellt, wo es nunmehr verehrt werde. Lindemann
versichert, sich nach dem Hergang im
Franziskanerkloster und bei verschiedenen Einwohnern
in Heitersheim erkundigt zu haben mit
dem Ergebnis, die Sache sei dort allgemein bekannt
. (Ob aber nach Betberg gewallfahrtet worden
sei, darüber habe er weder in Heitersheim
noch in St. Peter etwas erfahren können.) Die
Tradition wird im wesentlichen richtig sein. Das
Vesperbild soll sich zu Anfang unseres Jahrhunderts
noch im Pfarrhaus zu Heitersheim befunden
haben. Daß die Betberger Kirche eine
Marienkirche ist, ist auch urkundlich bezeugt:
1461 „Kirche unser lieben Frowen", 1467 „lüt-
kilche unser lieben Frowen".

Nicht gelungen ist es mir, das Problem
„Propstei Betberg" restlos zu klären. Das gab es
nämlich einmal. Manches, was darüber geschrieben
und gedruckt ist, stimmt nachweislich nicht.
Wenn die Aufgabe der Propstei die Durchführung
oder Überwachung der klösterlichen Gutsverwaltung
war, so bestand schon sehr frühe ein Anlaß


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