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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-09/0011
Die Markgrafschaft

9

Vor dem Rathaus fand der Festakt statt. Jeder
hätte selbst gerne an diesem Sonntagmorgen einstimmen
mögen in den Beethoven-Choral „Die
Himmel rühmen". Das Lied „In einem Wiesental
" von Franz Philipp, die herzliche Begrüßung
des Bürgermeisters, die Rede des Badischen Ministers
für Wirtschaft und Arbeit, Dr. Edüard Lais,
und nicht zuletzt die eindrucksvolle Festansprache
des Badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb, gaben
dieser unvergeßlichen Stunde das besondere
Gepräge. Auch hier vermerkte der Staatspräsident
seinen schon im Vorjahr zum Ausdruck gebrachten
Wunsch, daß der Hans-Thoma-Tag in
Bernau das werden solle, was in Lörrach in so
schöner Weise der Hebeltag geworden sei.

In zahlreichen Originalgemälden, Zeichnungen

und Erinnerungsstücken hatten die Besucher des
Hans-ThoEna-Tages Gelegenheit, sich in das künstlerische
Schaffen und in die Umwelt des Meisters
hinein zu versenken.

Das Heimatspiel „Hochschwarzwälder Bauernbrauchtum
im Jahreslauf", dargeboten auf dem
Festplatz in Oberlehen, zeugte von der Spielfreudigkeit
und dem musischen Sinn der Bewohner
dieses stillen Tales.

Viel bewundert wurde das meisterliche Bild
von Prof. Hans Adolf Bühler, das Hans Thoma
zeigt, wie er in seinen Händen sozusagen ej#en
Gral hütet. Vor diesem Bild nahmen wir Abschied,
als wir über die Wacht zurück wieder in das Tal
der Wiese heimwärts zogen.

Hanns Uhl

Heitersheim einst Und jetZt / Aus der Chronik der Stadt Heitersheim

5. Fortsetzung.

Ein alter Streit wurde begraben

Im gleichen Jahr (1617) wurde der Hauptvertrag
für die Benützung des hinter Sulzburg liegenden
Almendwaldes abgeschlossen. Seit alten
Zeiten gehörten die Wälder, die das hintere Wassergebiet
des Sulzbaches bildeten und von den
Berghöhen des Riesters, Reiben, der Sirnitz und
dem Schnelling begrenzt sind, einer Markgenossenschaft
der Gemeinden Sulzburg, Döttingen,
Heitersheim, Betberg, Seefelden und Buggingen.
Die forstliche Oberhoheit besaßen in der ersten
Zeit die Sulzburger Herren v. "Osenberg, die im
Jahre 993 das Kloster in Sulzburg stifteten und
Schirmvögte desselben waren. Nach dem Aussterben
des Usenberg'schen Geschlechtes kam die
Stadt Sulzburg — nach einer vorübergehenden
Verpfändung an die Herren von Staufen — zuerst
an die Markgrafen von Hachberg, dann an
die Markgrafen von Baden. Der gemeinsame Besitz
des Waldes gab in der Folgezeit immer wieder
Anlaß zu vielen Streitigkeiten und Prozessen.
In den Urkunden darüber kehren diese Feindseligkeiten
ständig wieder, bis endlich nach vielen
Bemühungen zwischen Markgraf Georg Friedrich
und dem Fürsten Bernhard v. Angelloch, Fürst zu
Heitersheim, die Grundlagen für den am 4. Juli
1617 abgeschlossenen Hauptvertrag geschaffen
wurden.

Im Jahre 1619 wurde die Kirche mit dem
Kloster den Franziskanern übergeben. Drei Jahre
später kam es zu einer großen Teuerung, in der
die Goldpreise außerordentlich in die Höhe getrieben
wurden. Mit der Münzverbesserung trat dann
im darauffolgenden Jahr wieder Ordnung ein.
Ein ausgesprochen schlechtes Wein jähr war das
Jahr 1628, von dem es heißt, daß der Wein derart
sauer war, daß man ihn nicht genießen konnte
und die Trauben „in Fruchtsäcken und Esels-
krätten" heimgeführt und mit Holzschlegeln zerhackt
und zerstoßen werden mußten.

Die Jahre von 1633 bis 17 29

Ein besonders schwarzer Tag in der Geschichte
des Breisgaues war der 18. Juni 1633, der als

„Tag der Niedermetzelung der Bauern von Kirchhofen
" in die Chronik einging. An diesem Tag
hatten mehrere hundert Bauern, so heißt es in
den Aufzeichnungen, im Verein mit den Soldaten
den Ort und das Schloß gegen ein schwedisches
Korps in Stärke von 6000 Mann verteidigt, mußten
aber schließlich, da sie kein schweres Geschütz
besaßen, trotz aller Tapferkeit dem übermächtigen
Gegner sich ergeben. Darauf schickten die
Schweden einen Hauptmann in das Schloß, der
die Verhandlungen aufnehmen sollte. Man schlug
vor, daß die unterlegenen Soldaten mit den
Schweden sich vereinen sollten, während den
Bauern Sicherheit und Gnade zugesagt wurde.
Die Tauglichen unter den Bauern sollten zu den
Soldaten genommen, die andern aber nach Hause
zu Weib und Kindern geschickt werden. Rheingraf
Otto, der den Oberbefehl über das schwedische
Korps hatte, ließ vor dem Schloß eine lange
Gasse von den Soldaten bilden. Durch diese Gasse
mußten die Bauern, allen voran der Vogt, abziehen
. Der Vogt, der vor dem Obersten einen Kniefall
zu tun hatte, war bereits am Ende der Gasse
angelangt, als der Rheingraf ein Zeichen mit seinem
Hute gab, das zugleich das Losungswort für
seine Soldaten war, die plötzlich mit Musketen
und Spitzhämmern unbarmherzig auf die armen
Bauern einschlugen, sie zu Boden hieben oder
niederschossen, und dies solange, bis der letzte
Bauer auf der Mordstätte blieb. Fast einen Monat
lang blieben sie dort liegen, denn niemand durfte
es bei der angedrohten Strafe wagen, sie zu beerdigen
. Nach der Weisung des Rheingrafen
waren sie „des Erdboden nicht' wert, daß sie
darin verfaulen, sondern sie sollteh von Hunden,
Vögeln und wilden Tieren zerfressen werden".
Schließlich wurde das ganze Dorf samt Schloß
und Kirche in Brand gesteckt und Weiber und
Kinder, deren man noch habhaft werden konnte,
niedergemacht. Viele dieser Gejagten flohen vor
ihren Verfolgern in die Kirche, wo sie in letzter
Verzweiflung im Dachstuhl oder Kirchturm Zuflucht
suchten. Doch es nützte nichts, denn die
Hand des Todes griff auch hier nach ihnen, als
die Kirche vom Feuer ergriffen wurde und die


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