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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-09/0017
Die Markgraf Schaft

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kennung sogar einen Schluck aus seinem Glase
tun. Er selbst genehmigte sich daraufhin noch ein
Viertele, weil er jetzt einen guten Gesprächsstoff
für seine Stammbrüder am Wirtshaustisch gefunden
hatte: er hatte ja nun allen Grund, den durchschlagenden
Erfolg seiner Erziehungsmethode an
diesem Buben zu demonstrieren, dem er manchmal
das V... versohlt habe und der sich nunmehr
also dankbar erweise, und konnte es nicht unterlassen
hinzuzufügen, daß man eigentlich den
Schullehrern auch das Recht der Prügelstrafe
wieder zuerkennen müsse, wie es zu seiner Schulzeit
gewesen sei — und er und seine Zeitgenossen
seien darum auch besser geraten als die Lausbuben
der Gegenwart je geraten könnten. Schließlich
merkte der Hardi doch, daß er hinreichend
gestärkt sei und daß seine Pflicht ihn zum Aufbruch
ins Unterdorf mahne, und seine Stammtischbrüder
unterstützten ihn nicht nur in diesem
Entschluß, sondern auch beim Aufstehen. War es
nun der bereits hereinbrechende Abend, war es
sein nachlassendes Augenlicht oder war es der
Wein, der ihm die Buchstaben manchmal verwirrte
und ihn die Worte und deren Sinn nicht
mehr recht zusammenfinden ließ? Kurz er deklamierte
mit noch heiserer Stimme an weiteren drei
Plätzen im Unterdorf also: Bekanntmachung! Es
wird zum wiederholten Male darauf hingewiesen,
daß alle Hühner des Dorfes nach nunmehriger
Beendigung der Heuferien sich am Montag, den
19. Juni, wieder in der Schule einzufinden haben.
Ferner wird wiederholt darauf aufmerksam gemacht
, daß ein fast neuer Lautsprecher und ein
Leichtmotorrad sich beim Betzeitläuten auch im

Sommer von der Straße nach Hause zu begeben
haben. Weiter: Es wird den Eltern und Erziehungsberechtigten
zur Pflicht gemacht, daß die
schulpflichtigen Kinder von fremden Feldern und
Gärten fern- und eingesperrt zu halten sind. Im
Nichtbeachtungsfalle tritt Strafe durch das Bürgermeisteramt
ein. Endlich: es ~ wird bekanntgegeben
, daß alle schulpflichtigen Kinder am
Samstag, den 24. Juni, um 11 Uhr, im Rathaus
auf dem Zwangswege versteigert werden. Das
Bürgermeisteramt. —

Die Unterdörfler aber schüttelten die Köpfe
und sagten zueinander, der Hardi werde doch
„efangen alt", und wer ihn nach der näheren Auslegung
dieser merkwürdigen Bekanntmachungen
fragte, dem konnte der Hardi nur antworten, da
komme er selber nimmer draus, knurrte etwas
von einem Sauhund und ging, ohne nochmals einzukehren
, seiner Heimstatt zu im Gefühl, er sei
selbst auf den Hund gekommen. Zum Glück passierte
kein Mißgeschick als Folge dieser verdrehten
Verordnungen, sondern die Schule fing wieder
ordnungsmäßig an, der Lautsprecher und das
Motorrad wurden versteigert und nicht die Kinder
, nur die Hühner gingen ungehindert ihren
Gang ins fremde Gelände und die Kinder nicht
beim Abendläuten von der Straße, d. h. wenn
nämlich der Hardi nicht um den Weg war. Aber
der war fortan meist doppelt fest auf seinem
Posten und hütete sich fernerhin, eins über den
Durst zu trinken, da ihn der Bürgermeister in
den Senkel gestellt und ihm verheißen hatte, er
werde ihn im Wiederholungsfalle selbst meistbietend
versteigern lassen. R. Nutzinger

Der Jakob

Er isch numme e Taglöhner gsi, der Jakob,
un scho en alte Maa, woni en chenne glehrt ha.
„Numme", sag i, wie me's halt so derher schwätzt;
aber 's chunnt myseel nit druf a, was einer isch;
doch wie-n-er isch, uf seil chunnt's gwiß a. Me
schrybt mänggmol eim e Nooruef ins Blättli, wo's
weniger verdient het as der Jakob Läuger vo
Niederwiiler. Un dodrum schriib i jetz e weng
vom Jakob.

Het einer Zaine braucht, so isch er zuem
Jakob. Het ör welle Holz un Welle gmacht ha,
het er der Jakob drum gfrogt. Het er e Mähder
braucht, der Jakob het em ghulfe. Im Muurer
het er g'handlangeret un im en andere Schnaps
brennt. Er het alles chönne un het jede Tag
gschafft, trotz sym böse Bei. Un wenn's em no
so Müeih gmacht het, so het er doch sy trochene
Humor nie verlöre. Do derwege hän en alli Lüt
gern gha un hän en g'ästimiert.

Mit mir het er ammel gmaiht. Er als voruus,
un i ha mi chönne astrenge wie-n-i ha welle,
i bin em gwiß nit noocho. Nonere Stund oder
zwo het er gsait: „I mein, mer sötte nemol eis
trinke". No hämmer eis trunke mitenander. Un
derno isch's wyter gange. Un woni emol bärzt ha:
„Hüt isch's bygolliger wieder heiß!" no het er
numme glacht uf de Stockzähn un het gsait: „Sei

froh, daß de 's Gras numme muesqh unten abhaue
. Wenn de's au no müeßtisch oben abhaue,
hätt'sch doppleti Arbet!"

Emol het is der Hund ider Ziger gfresse.
„Jeregott, Jakob", sag i, wo-n-is gmerkt ha, „jetz
het is der Hund der Ziger gfresse. Was mache
mer do?" — „Jetz esse mer 's Brot halt ohni
Ziger", sait er un het wyter gmaiht. —

„Witt nüt meh trinke?", frogt er mi emol bym
Znüni-neh. „Nei", sag i, „i ha 's Mageweh". Druf
der Jakob: „Mir tuet der Magen amel au weh". —
„So?" — „Jä, wenn i nüt drin ha".

En andermol het en d'Büüri gfrogt bym Esse:
„Jakob, wennt er kei Brot meh?" — „Nei", seit
der Jakob, „'s isch mer z'viel Mehl dra!"

Emol hämmer der ganz Tag gmaiht. Z'oben
am achti sag i: „Jakob, jetz höre mer uf; i cha
nümmi". Im Jakob het me-n-aber no gar kei
Müedigkeit agmerkt. Er het halt zwüschen iine
ammel eis trunke, no het er wyter gmaiht. —
„Wämmer nit no fertig mache?", meint er, „in
ere Stund hämmer's". — „Nüt isch! Jetz göhmer
heim. Mir längt's!", han-i kommidiert. — Nu,
im Jakob isch's au recht gsi, un mer hän unsi
Sache zämmepackt. — „Do isch jo no Wii in der
Guttere",. sait der Jakob, „dä trage mer aber nit
heim. Chumm, hilf mer trinke". — „I gär kei


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