http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-10/0009
Die Markgrafschaft
7
Professoren sagten ihm eine erfolgreiche Zukunft
voraus. Aber dem jungen Künstler war es nie
um Ruhm und Ehre, sondern immer um die Lobpreisung
seiner Heimat zu tun. Er blieb nicht in
Karlsruhe, wie sein Landsmann und Vorbild
Hebel, trotz der besseren Lebensbedingungen. Es
zog ihn heimwärts; er wollte in seiner Vaterstadt
arbeiten; seine Landschaften sollten der
Heimat immer mehr Freunde und begeisterte
Verehrer bescheren. Hat aber schon einmal der
Prophet in seinem Vaterland etwas gegolten?
Wohl fehlte es nicht an gelegentlichen Aufträgen,
weil der Hof seinen Schützling nicht aus den
Augen verloren hatte und für ihn eintrat; aber
der Neid ob solcher Bevorzugung, die Mißgunst
wandelte. Er wurde kein Modemaler, verschrieb
sich keiner neutönenden Richtung: was er aussagt
, ist klar und wahr, eingängig wie ein Sprichwort
, es macht den Beschauer froh und versonnen
wie ein Volkslied.
Er malte Menschen und Felder, Tiere und
Rebhügel seiner alemannischen Heimat. Dazwischen
kamen zu mehreren Malen Staatsaufträge,
u. a. für die Rastatter Schloßkirche, für die Landwirtschaftliche
Ausstellung in Mannheim; ihm
wurde die Ausschmückung der Kasernen in Müllheim
, und andere große Wandbilder übertragen.
Drei Italienreisen, die in den Jahren 1924,
1925 und 1929 erfolgten, und je etwa 4 Monate,
also zusammen rund 12 Monate in Anspruch
Kartoffelernte
Nach einem Gemälde von Karl Wolfsberger
manch eines Kleinstädters, vor allem aber der
Unverstand, die Gleichgültigkeit der Behörden
gegenüber dem einheimischen Könner, waren wie
Hagel in die sprossende Saat. Im Jahre 1924
kehrte Karl Wolfsberger nach Karlsruhe zurück,
wo die Überlassung eines Ateliers im Staatlichen
Akademiegebäude von der dortigen Wertschätzung
seiner Künstlerpersönlichkeit Zeugnis
gab. Hier arbeitete er nun in freudiger Begeisterung
und mit unermüdlichem Eifer. Das Heimweh
nach dem Oberland wurde ihm, wie hundert
Jahre vorher dem großen Hanspeter, zur unerschöpflichen
Gnadenquelle.
Welcher Schule schloß der Markgräfler sich
wohl an? Mit welchen „ismen" muß man seine
Kunst bezeichnen? Das ist eben das Wunderbare:
er blieb schlicht und verständlich, ein würdiger
Nachfahre Hans Thomas, verwurzelt im Urgrund
der Heimat, mit niegeteiltem Herzen seinem
Volke eigen, dessen kräftige, urige Muttersprache
er in starke Linien und leuchtende Farben vernahmen
, vertieften in diesem Jahrzehnt Bildung
und Blick. Er passierte dabei, jeweils mit fleißigen
Malarbeiten verbunden, die Kunststätten
Mailand, Genua, Venedig, Pisa, Livorno, Rom,
Florenz, Neapel, Sorent, Capri, dann ging es über
das Mittelmeer hinüber nach Sizilien, wo er in
Palermo, Mesina und Syrakus seine Studien
machte, um schließlich auf seiner zweiten und
dritten Reise längere Zeit in Rom und Florenz zu
verweilen. Die Staatlichen Sammlungen in Rom,
die Sixtinische Kapelle, sowie die Vatikanischen
Sammlungen, dann der Pallazo Pitti in Florenz
mit seinen berühmten Kunstwerken, ließen ihn
den Blick und sein Urteil über wahre große
Kunst festigen. Mit reicher Ausbeute von gemalten
Studien und innerer Bereicherung, kehrte
der Maler aus Italien zurück.
Bald darauf schnürte er wieder sein Bündel,
um in München sich vier Monate in der Pinakothek
mit einer großen Rubenskopie zu beschäftigen
.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-10/0009