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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-10/0011
Die Markgrafschaft

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genz; denn dieselben Menschen liefern meist eine
Arbeit, die sie ohne Intelligenz nicht fertig
brächten. Insofern ist die Unterscheidung zwischen
Kopf- und Handarbeit überhaupt sinnlos.
Man kann sogar mit gutem Gewissen behaupten,
daß keine Handarbeit ohne Kopf, wohl aber
Kopfarbeit ohne Hand möglich ist.

Das Hochdeutsche ist zwar heute auch Umgangssprache
, ist aber als Schriftsprache entstanden
und in der Hauptsache das Werk des Sprachgenies
Martin Luther. Und vor der Schriftsprache
bestand die Sprechsprache in ihren mundartlichen
Ausprägungen. Sie ist von Uranfang an
vorhanden, während die Schriftsprache ein Kind
der Neuzeit ist. Beide befruchten sich gegenseitig
und behaupten ihr Recht.

Wer sie gegeneinander abwägen will, der
lese in Hermann Burtes ,,Madlee" das Gedicht
,,Spracharten". Dort heißt es in den drei Versen:
„Hochdütsch raschlet wie ne Zyttig; Hochdütsch,
seil sin gsägti Bretter; Hochdütsch schmeckt no
Druckerschwärzi". Demgegenüber steht die Mundart
: „Alimannisch ruuscht wie Bluet; d'Mundart
isch e Wald im Saft; d'Muedersprooch het Boode-
guu". Besser kann es keiner sagen. Für Leute,
die gern das Kind mit dem Bade ausschütten, sei
hinzugefügt, daß Zeitung, Buch (Druckerschwärze)
und gesägte Bretter (Industrie und Technik) ebenso
in das moderne Leben gehören wie die ewig
junge Mundart als eigentliche „Muttersprache".

Ein oberflächlicher Beobachter könnte die
Mundart als Alltags- und Umgangssprache des
„gemeinen Volkes" betrachten, das Hochdeutsche
hingegen als die Sprache der „geistigen" Menschen
. Nichts wäre falscher als das!

Gewiß wird das Hochdeutsche als Sprache der
Wissenschaft, der Presse, der Politik, der Literatur
, des Unterrichts, ja auch als Umgangssprache
ihren unersetzlichen Wert behalten. Man übersehe
aber nicht, daß in Norddeutschland bis in
unsere Tage vielfach plattdeutsch gepredigt wurde
, daß das Niederländische (Holländische) und

Flämische nichts anderes als zur Hochsprache
gewordene Mundarten sind, und daß vielen
Schweizern die heimische Mundart zur Abhaltung
von Landtagen und Volksversammlungen vollauf
genügt.

Seitdem nun gar namhafte Dichter die Mundart
durch ihren Genius geadelt und mundartliche
Werke herausgegeben haben, die als wertvoller
Besitz in die gesamtdeutsche Literatur eingegangen
sind, ist die Mundart aus ihrer Aschen-

Titisee

M. Scherer-Wagner

brödelstellung längst herausgewachsen. Für den
niederdeutschen Raum sei nur auf Fritz Reuter
und auf Klaus Groth, für unsere engere Heimat
auf Johann Peter Hebel und Hermann Burte
hingewiesen. Sie haben gezeigt, daß die tiefsten
Gedanken und die zartesten Gefühle und Empfindungen
sehr wohl in der Mundart ihren treffendsten
Ausdruck zu finden vermögen.

Hdtersheim einst Und jetZt / Aus der Chronik der Stadt Heitersheim

6. Fortsetzung

1728: Am 5. April erhielt die Prozessionsstatue
der Muttergottes ein schönes Kleid, das über
dreißig Gulden kostete. Am Dienstag nach dem
Bartholomäifest wurde in die Kirche eingebrochen.
Das Marienbild lag ohne Kopf, seines Kleides
beraubt, mitten in der Kirche. Zwei silberne
Kronen, das Wetterkreuz mit dem Kreuzpartikel
und eine zinnerne Büchse mit der hl. Hostie darin,
waren gestohlen. Der Pfarrer hatte vorsichtigerweise
das silberne Ziborium nach Hause genommen
.

1736: In üblicher Weise wurde das Fronleichnamsfest
gefeiert und auch geschossen. Dabei entzündete
sich beim dritten Segen durch einen Funken
das Strohdach einer Scheune. Scheuer und
Stallung verbrannten, und ein siebzehnjähriges
Mädchen, M. Eva Wagner, fand, als sie das Vieh
retten wollte, in den Flammen den Tod.

1760: Durch den Geometer A. Kolb wurde der
Bann ausgemessen. Er enthielt 2246 Jauchert.

1764: Am 15. Jänner feierte Neupriester
Philipp Jakob Scheule, Sohn des hiesigen Bürgers
Johann Scheule, in hiesiger Pfarrkirche seine
erste hl. Messe. Der Neupriester stammte aus der
Familie ,'s hinteren Scheyli's'. Sein Großvater
war auf seiner Wanderschaft von Aosta in Oberitalien
über die Alpen gewandert und hatte sich
in Heitersheim als Schuhmacher festgesetzt.

1773: Am 19. Dezember Feuersbrunst in Mühle
und Haus des Jakob Sitterle.

1776: Kaiserin Maria Theresia erließ die Anordnung
zur ewigen Anbetung Jesu Christi im
allerheiligsten Altar Sakrament'. — Die Bannprozession
zu Pferd um den ganzen Bann wurde
abgestellt und eine kürzere zu Fuß eingeführt.


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