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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-11/0006
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Die Markgrafschaft

Die Entstehung katholischer Kirchen im Markgräflerland im 19. Jahrhundert

Der Augsburger Religionsfrieden von 1555
gab den Landesherren volle Religionsfreiheit und
das Recht, in ihren Gebieten die Reformation einzuführen
. Durch einen Erlaß vom 1. Juni 1556
führte Markgraf Karl IL in seinen Besitzungen
die Reformation ein. Schon im Spätjahr 1556
wurde in den Herrschaften Sulzburg und Badenweiler
eine Kirchen Visitation abgehalten, um festzustellen
, ob die Religionsänderung durchgführt
sei. In den einzelnen Gemeinden gab es keine
Schwierigkeiten. Wie stand es aber mit den
klösterlichen Besitzungen? Gutnau und Sitzenkirch
hatten nach dem Bauernkrieg keine Nonnen
mehr, da die Klösterlein beide zerstört worden
waren. In Sitzenkirch blieb als Verwalter ein
Klosterbruder. Bartholomäus Ramspach kam 1537
auf die Stelle und fand dort noch eine Nonne,
Dorothea Sebechin, die mit den anderen nach
Basel geflohen war, dann aber nach Sitzenkirch
zurückkehrte, weil sie nicht wußte, wohin. Nach
Einführung der Reformation blieb Ramspach,
aber nur als Schaffner des Klosters. Der Markgraf
verlangte, daß nach Ramspachs Tod kein
Nachfolger von St. Blasien komme, denn er hoffte,
den Besitz und die Einkünfte des Klösterleins einziehen
zu können. Aber die vorderösterreichische
Regierung als Schutzherrschaft St. Blasiens verwahrte
sich dagegen. 1582 schlössen beide Parteien
einen Vergleich: die Besitzungen verblieben
St. Blasien, das sich verpflichete, keine Nonnen
oder geistliche Verwalter mehr nach Sitzenkirch
zu schicken und das Klostergut durch den Propst
von Bürgeln verwalten zu lassen. Nach Bürgeln
begab sich 1557 auch der letzte Propst von
Kloster Weitenau mit seinem Prior, bevor er
nach St. Blasien zurückkehrte. St. Blasien behielt
die Güter seiner ehemaligen Propstei Weitenau
und verwaltete sie von Basel aus. Das Kloster
wurde evangelische Pfarrkirche.

Die katholische Gemeinde in Lörrach war
früher nach Stetten eingeteilt. Stetten war eine
alte Besitzung des Stiftes zu Säckingen. 1559 verlangte
der markgräfliche Landvogt, die Äbtissin
solle den katholischen Priester von hier entfernen
und einen lutherischen dafür einsetzen. Die
Äbtissin verklagte den Markgrafen bei der vorderösterreichischen
Regierung in Ensisheim, und
es kam erst nach 1597 Ruhe in die Gemeinde,
nachdem inzwischen Geistliche beider Bekenntnisse
abwechselnd tätig gewesen waren. 1821/22
wurde die katholische Fridolinskirche in Stetten
erbaut. Lörrach erhielt 1867 eine Pfarrkuratie,
welche 1868 zur Pfarrei erhoben wurde. 1867
wurde in Lörrach die katholische Kirche eingeweiht
.

Die Katholiken in Müllheim mußten anfänglich
nach Neuenburg, wenn sie einen Gottesdienst
besuchen wollten. Auf Ansuchen des Dekans
Haury in Neuenburg genehmigte der Gemeinderat
Müllheim, daß in der Margarethenkirche zu
Müllheim katholischer Gottesdienst abgehalten
wurde. Durch Geistliche von Neuenburg wurde
hier (erstmals am 6. Januar 1850) Gottesdienst

abgehalten, bis 1866 eine Kuratie errichtet wurde
, aus der 1881 die Stadtpfarrei entstand. Seit
1878 hat die Gemeinde eine eigene Kirche.

Nach dieser kurzen Übersicht sollen die Verhältnisse
in Kandern ausführlicher dargestellt
werden. Ein Gutachten aus dem Jahre 1813 berichtet
ungefähr folgendes: die vielen Gefälle,
welche das Kloster St. Blasien einzuziehen hatte,
erforderten die Anwesenheit eines Mitglieds der
Abtei. „In der auf einem hohen Berg befindlichen
lieblichen Wohnung wurde die Vorrichtung zu
einer gottesdienstlichen Kapelle gemacht und
diese so eingerichtet, daß sie der Fürstabt von
St. Blasien auch besuchen konnte. Es wurde daselbst
auf eigene Autorität hin Gottesdienst von
dem exponierten Priester gehalten. Der Vertrag
zwischen diesseitiger Landesherrschaft und dem
Abt von St. Blasien von 1718 zeigt auch, daß
erstere Einsprache dagegen gemacht, endlich aber
aus Gnaden es dabei belassen habe", nämlich, daß
der Propst für sich und die Seinen Gottesdienst
hielt. Die Bewohner der Oberämter Rötteln und
Badenweiler waren mit dem „fast überall eingeführten
kostbaren Rebbau so beschäftigt, daß
sie sich mit andern Arbeiten nicht abgeben können
". Zum Bergbau zog man daher katholische
Arbeiter aus dem Münstertal, zur Landwirtschaft
Hilfe aus der Zeller und Schönauer Gegend und
dem Münstertal bei. Den katholischen Bergleuten
wurde die Ehe mit lutherischen Mädchen gestattet
, wenn die Kinder lutherisch wurden und
„erst bei den Unterscheidungsjähren blieb es
diesen Kindern frei, in der angeborenen Religion
zu beharren oder die des Vaters zu erwählen".

Das bischöfliche Ordinariat zu Konstanz hatte
die Errichtung einer Kaplanei im Auge. Als
nämlich zu Anfang des 19. Jahrhunderts bei der
Säkularisation St. Blasiens Bürgeln mit seinem
ganzen Grundbesitz dem badischen Staat zufiel,
blieb der letzte Propst, Martin Schmidt, als einfacher
Geistlicher auf Bürgeln bis zu seinem Tode
im Jahre 1816. Auch nachher wohnte auf Bürgeln
ein Pfarrvikar von Liel, für den der katholische
Religionsfond in Freiburg den nördlichen
Flügel des Propsteigebäudes mit der Kapelle gekauft
hatte. Nachdem nun die ganzen bisherigen
Einkünfte weggefallen waren, dachte das Ordinariat
daran, die Bezüge des Kaplans in Bürgeln
dadurch aufzubessern, daß er in der Stadt Kandern
den lateinischen Unterricht übernahm. Ich
habe in Heft 3 des 1. Jahrgangs der Zeitschrift
„Das Markgräflerland" die Entwicklung der lateinischen
Schule in Kandern unter der Überschrift
„Pfarrvikariat und Präzeptorat zu Kandern"
aktenmäßig dargestellt. Es waren im Jahre 1808
nur noch drei Schüler in der lat. Schule. Man
hätte also die Schule ruhig eingehen lassen können
, wenn man nicht das für die Stelle bestimmte
Stipendium von 200 fl hätte behalten wollen.
Eben diese 200 fl waren es, die das Ordinariat
dem Vikar in Bürgeln zukommen lassen wollte,
wenn er den Lateinunterricht in Kandern wieder


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