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Die Markgrafschaft
Gemeinde, was sie schenken könne, er bitte um
eine Glocke. Domkapitular Schmidt schrieb an
Pfarrkurat Schultes, als dieser ihm von dem
Geschenk Mitteilung machte: „Die Einstimmigkeit
des Beschlusses ehrt, ich weiß nicht, ob mehr
die genannte Stadtbehörde und die gesamte protestantische
Bürgerschaft oder die wenigen katholischen
Ortseinwohner und die zahlreich in den
umliegenden protestantischen Orten zerstreuten
Katholiken. Bestehe nun das beabsichtigte Geschenk
in was es wolle und berechne sich sein
Wert in Geld hoch oder nieder, in beiden Fällen
lege ich einen unvergleichlich höheren, ja einen
unschätzbaren Wert auf die Gesinnung, der es
entsprossen. Möge es sein fernerhin ein Band der
innigsten Eintracht und der aufrichtigsten Liebe,
das sich schlinge um die Bekenner beider Konfessionen
. . . " Die Glocke trägt die Inschrift:
„Die ev.-prot. Stadtgemeinde Kandern ihren
kath. Mitbürgern und Einwohnern gewidmet im
Jahre 1861" auf der einen Seite, auf der andern
das Wort „Concordia". Am 3. Oktober 1861 wurde
die Kirche feierlich eingeweiht. 1888 wurde ein
Pfarrhaus gekauft an der Hauptstraße und 1929
wurde das jetzige Pfarrhaus erbaut. Wenn im
kommenden Jahre die katholische Gemeinde
Kandern am Tage der Jahrfeier der Kircheneinweihung
sich versammelt, wird das Gotteshaus,
das heute zu klein ist, einen Anbau haben.
Die Verhältnisse der letzten Jahre haben dazu
geführt, daß es keine rein evangelischen oder
rein katholischen Orte mehr gibt. Möge das dazu
beitragen, daß beide Konfessionen sich mehr und
mehr verstehen und miteinander leben als Bürger
eines Volkes.
A. Eisele
Einiges aus der Chronik von Tannenkirch / von k. Mink
Der Dichter Hermann Burte besingt als eines
der sieben Wunder der Heimat „gen Tannenkirch
die schön gebaute Trift". Und wer etwa an einem
sonnigen Herbsttag von Lörrach kommend die
Lücke erreicht hat und den Blick nach Nordwesten
wendet, wird eingefangen von der Schönheit
und Vielfalt dieser vor ihm sich dehnenden
Landschaft. Malerisch schön schmiegt sich an
den Rebenhang einer waldgekrönten Höhe, der
„Hohen Schule", das liebliche Dorf Tannenkirch.
Wenn es auch abgelegen ist vom Verkehr, so ist
es umso mehr für den Naturfreund eine Perle im
Markgräflerland — und wer vom Tannenkircher
Berg den Blick aufs Dorf und in die Weite ringsum
zum Schwarzwald, zu den Vogesen, zum Jura
und hin bis zu den Bergriesen des Berner Oberlandes
getan hat, kehrt immer wieder gern hierher
, um seine Augen diese Schönheit trinken zu
lassen. Aus der Geschichte dieses bekannten
Weinortes wollen wir kurz zusammengefaßt einiges
berichten, wie es uns Urkunden und frühere
Aufzeichnungen ermöglichen.
Das Dorf mit seinen vier Teilen hat sich aus
ursprünglich vier selbständigen Siedlungen entwickelt
. Die Namen dieser einstigen Dörfer sind
heute als Ortsteile noch gebräuchlich und als
Lagebezeichnungen angewendet: Gupf, Ettingen,
Uttnach und Tannenkirch. Sie bilden aber schon
seit langer Zeit kirchlich und verwaltungsmäßig
eine Einheit.
Der älteste Teil von Gupf lag in einer Mulde,
woher auch der Name rührt. Er soll vom althochdeutschen
„Chupf" stammen, verwandt mit dem
lateinischen cuppa, beides in der Bedeutung von
Becher, Schale oder geographisch gesehen eben
von Mulde. Wahrscheinlich war hier zuerst ein
römischer Meierhof errichtet. Es war eine günstige
, geschützte Lage, hatte Quellen und Zugangswege
, denn in nächster Nähe lagen drei
römische Siedlungen: die Kaltenherberge, die
heute ebenfalls zu Tannenkirch gehört, das
Maurenfeld und die Pritsche. Als dann die Alemannen
in dieses Gebiet vorgedrungen waren,
entwickelte sich aus dem und um dem einstigen
Meierhof ein alemannisches Dorf. Es ist in einer
Urkunde vom Jahre 1163 erstmals als „Gupho"
genannt. Um 1300 wird es Gupfe geschrieben,
dann Gupff und Gupf.
Ettingen ist in einer lateinischen Basler Urkunde
erstmals im Jahre 1265 erwähnt. Es wird
darin angeführt, daß die Brüder Lutold, Otto und
Walter von Rötteln ihre Güter und Höfe zu
Tannenkirch, Gupf und Ettingen mit allen Rechten
, Wäldern, Wiesen, Äckern und Weinbergen
um 78 Silbermark an einen Basler Bürger verkaufen
. Ettingen erscheint dann in verschiedenen
Schreibweisen als Attinkon, Ettiko, Aetticken
usw., bis es von 1700 ab den Namen Ettingen
bewahrt. Dieser Ortsteil war, wie ja die Endung
-ingen sagt, eine alemannische Siedlung. Der
Name bedeutet: bei den Leuten oder Nachkommen
des Etto. So ist im Ortsnamen der Name
des ersten Siedlers bzw. des Dorfgründers enthalten
.
Uttnach — ebenfalls eine alemannische Siedlung
— wurde 1196 urkundlich als Utenachir,
dann in einem Berain als Uttenacker und Utten-
akker geschrieben. In dem Namen sind die ersten
Besitzverhältnisse festgehalten: ,,Acker des Uto".
Die ersten urkundlichen Nachrichten von Tannenkirch
gehen ins 12. Jahrhundert zurück. In
einer päpstlichen Bulle aus dem Jahre 1179 ist
der Ort zusammen mit der Kirche erwähnt. Im
Jahre 1184 wird schon „Tannenkirche" geschrieben
, später aber auch noch Tannenkilch, Dannen-
kylch, Dannenkürch, seit Ende des 18. Jahrhunderts
dann Tannenkirch. Das Dorf verdankt seinen
Namen der Kirche. Das Ortswappen zeigt
die Kirche, umrahmt von zwei Tannen. Es kann
sich bei der Kirche, die dem Ort den Namen gab,
nicht um das heutige kirchliche Bauwerk handeln,
denn der älteste Teil unserer Kirche stammt etwa
aus dem 13. Jahrhundert. Es muß angenommen
werden, daß im Zeitraum von 700 bis 900 durch
missionierende Mönche in dem freien Raum zwischen
den beiden Alemannensiedlungen Uttnach
und Ettingen eine Kapelle errichtet worden war.
Um diese Kirche hat sich dann das Dorf Tannen-
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