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Die Markgrafschaft
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kirch allmählich entwickelt, ' der Tannenwald
mußte der neuen Siedlung mehr und mehr weichen
. Die Kirche lag früher mehr im Mittelpunkt
des alten Tannenkilchs, den wie aus alten Berai-
nen zu entnehmen ist, standen in Gewannen des
jetzigen Rebgeländes (nämlich in der Steingasse,
im Kirchacker und im Woldweger) Höfe. Als die
neue Siedlung Tannenkirch emporgekommen war,
büßten die drei anderen, ursprünglich selbständigen
Dörfer Gupf, Uttnach und Ettingen langsam
ihre Selbständigkeit ein. So wurde schon um
1368 für das ganze Kirchspiel der Name Tannenkirch
gebraucht. Das ist erwiesen durch eine Urkunde
, in der es u. a. heißt: „ ... in dem Kirchspiel
zu Tannenkilch, do disu döerfer zu gehoe-
Hachberg-Sausenberg das Erbe an. Die Sausen-
berger waren die Herren unseres Dorfes wie auch
der Ortschaften Riedlingen und Hertingen. Die
Einwohner waren ihnen dienst-, fron- und
kriegspflichtig.
1326 und 1356 wurden hier öffentliche Landtage
gehalten.
Seit Mitte des 15. Jahrhunderts bestand in
den Herrschaften Rötteln, Badenweiler und
Sausenberg eine landständische Einrichtung. Der
Landesherr war von nun an verpflichtet, in wichtigen
Dingen wie etwa Einführung von neuen
Abgaben, Abschluß von Bündnissen usw. die Zustimmung
des von der Landschaft bestimmten
Ausschusses einzuholen. Die Landschaft war die
Tannenkirch
rent: des erst Gupf, Ettiko, Utnagker und Herti-
kon... " Später wird dann Tannenkirch auch der
gemeinsame Name für alle vier Dörfer, die dann
verwaltungsmäßig eine Einheit bilden. In einem
Berain der Burgvogtei Rötteln aus dem Jahre
1572 wird ausgeführt, daß Markgraf Karl zu
Baden und Hachberg, Landgraf zu Sausenberg
rechter einiger Herr der Flecken Thannenkilch,
Ruedlicken, Herticken usw. ist. Es waren also die
Dörfer Gupf, Ettingen und Uttnach damals schon
zu Ortsteilen von Tannenkirch geworden.
Im Jahre 1184 besaß das Priorat St. Ulrich das
Patronat der Kirche Tannenkirch. Das Kloster
hatte also das Recht, einen Geistlichen für die
hiesige Kirche vorzuschlagen, der auch vom
Priorat unterhalten wurde, wofür dieses den
Kirchenzehnten bezog. 72 Jahre später war dieses
Patronatsrecht an die Brüder Lutold, Walter und
Otto von Rötteln übergegangen. 1316 starb, fast
90-jährig, der letzte Herr von Rötteln, der Basler
Bischof Luitold. Nun traten die Markgrafen von
Gesamtheit der waffenfähigen Männer. Sie versammelte
sich immer auf dem Felde bei Tannenkirch
, auf dem Sausenhart. Mit dem Einverständnis
des Ausschusses hat Markgraf Rudolf IV. im
Jahre 1450 eine indirekte Steuer eingeführt, das
sogenannte Ohmgeld. Dies war eine Steuer auf
Weinverkauf, die vom Volk scherzhafterweise das
„Umgeld" genannt wurde. 1503 starb der letzte
Sausenberger. Wieder kamen 500 Bauern auf dem
Felde bei Tannenkirch zusammen und huldigten
dem Markgrafen Christoph von Baden-Durlach.
Im Jahre 1509 war der Ausschuß nach Tannenkirch
berufen worden, um die Aushebung von
300 Mann zu billigen, die der Markgraf dem
Kaiser in seinem Krieg mit Venedig stellen
sollte. Der Ausschuß verweigerte die Genehmigung
. Am 18. Juni 1511 kam die Landschaft der
Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler
bei Tannenkirch auf dem Sausenhart zusammen
. Sie sollte Philipp, dem Lieblingssohn des
Markgrafen Christoph, als künftigem Herrn hui-
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