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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-11/0013
Die Markgrafschaft

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weit in den Schatten stellen und auch für die
Gemeinde mannigfaches Leid bringen sollte. Noch
bevor die Bevölkerung sich recht versah, war
das Weltgebäude aufs Neue in Brand geraten
und niemand fragte nach dem unermeßlichen
Leid, das daraus erwuchs.

Am 1. Juni 1940 wurde die Räumung von
Grißheim bekanntgegeben. Wenige Stunden später
trafen auch schon in einer langen Kolonne
die ersten Wagen dieses Leidenszuges hier ein.
Es war ein Bild des Jammers, und sollte doch
erst Vorbote weit schlimmerer Tage sein. Dreihundert
Grißheimer fanden in jenen Tagen mit
ihrer restlichen Habe und dem ihnen verbliebenen
Vieh in der Gemeinde hilfsbereite Aufnahme.
In echter Gemeinschaft teilte man mit dem Bruder
das Brot. Voll des Lobes über die gute und
herzliche Aufnahme in Heitersheim kam dann
auch für die Grißheimer wieder der Tag, an dem
sie in ihre geliebte Heimatgemeinde zurückkehren
und dort von der brüderlichen Aufnahme in
der Malteserstadt berichten durften. Wurden anfänglich
nur die Rheinorte mit Feuer belegt, so
wurde das Kampfgeschehen in der Folgezeit
immer mehr landein verlegt. Am 5. Juni 1940
fand die Beschießung des Heitersheimer Bahnhofes
statt. Sie verursachte unter den um diese Zeit
mit einem Personenzug aus Freiburg ankommenden
Fahrgästen eine große Panik. Mehrere Granaten
gingen über den Matten nieder, eine andere
riß die Kellerwand des „Schwarzwälder
Hof" auf. Zum Glück konnten die Bewohner der
Landstraße in jenen unheilvollen Tagen in den
schutzbietenden Stollen sich aufhalten. Viel Arbeit
mußte damals geleistet und große Opfer gebracht
werden. Es wurde alles still und ohne großen
Aufhebens getan. In jenen Junitagen schlug auch
die Schicksalsstunde des nicht weit entfernten,
leidgeprüften Neuenburg, das am 12. Juni 1940 in
Schutt und Asche sank. Badens älteste Glocke aus
dem Jahre 1200 stürzte vom Kirchturm der ehemals
freien Reichsstadt. Es war ihr bestimmt, der
Stadt als Sterbeglocke zu dienen.

Im Winter 1941/42 führte der Sulzbach durch
Eisgang Hochwasser. Noch größer war der Schaden
durch das Hochwasser im Juni 1948, als der
Sulzbach beim Bahnhof über sein Ufer trat und
weite Flächen überschwemmte. Der Schaden betrug
damals über 40 000 Mark.

Heitersheim heute

Heute bietet Heitersheim das Bild eines gut
fundierten Landstädtchens, in dem neben einer
schaffigen Landwirtschaft auch das fleißige
Handwerk und die unermüdlich arbeitende Industrie
ihren geachteten Platz haben und den guten
Ruf des Städtchens begründen. Sieht man in den
Werktag dieses fleißigen Völkchens hinein, dann
findet man nicht nur alle Handwerkszweige vertreten
, sondern auch eine leistungsfähige Industrie
, die bereits seit Jahrzehnten hier festen Fuß
gefaßt hat. Eine ansehnliche Maschinenfabrik mit
145 Arbeitern und Angestellten, eine bedeutende
Seifenfabrik mit 45 Mann Belegschaft, eine leistungsfähige
Schlosserei mit 25 Arbeitern, eine
Akku- und Batteriefabrik mit 20 Arbeitern, eine

Buchbinderei mit 18 Arbeitern und eine Ziegelei
— um nur einige Betriebe zu nennen — lassen
das Leben in diesem lebendigen Städtchen ebenso
pulsieren, wie die verschiedensten anderen Betriebe
, Geschäfte und Firmen. Daneben tragen
auch drei bedeutende Weinhandlungen den Namen
Heitersheim weit über die Landesgrenzen
hinaus, so, wie sich auch der Gast immer in den
sauberen, gemütlichen Gaststätten wohl fühlen
wird, die mit ihrer Gastlichkeit und guten Küche
ebenfalls das Ihre zum Ansehen des Malteserstädtchens
beitragen.

Heitersheim zeigt sich heute als ein Ort, der
in sozialer und wirtschaftlicher Beziehung einen
guten Klang besitzt. Ein Ort, der seit der Reformationszeit
zwischen dem evangelischen Mark-
gräflerland und dem katholischen Breisgau stets
das Band guter Nachbarschaft und freundschaftlicher
Beziehungen pflegte. Es ist ein Ort, der
die ganze Umgebung mit allen nur denkbaren
Lebensgütern versieht und in dessen Mauern
neben der Arbeit auch nicht der Frohsinn der
Feierstunde verkannt wird. Ein vielgestaltiges
Vereinsleben sorgt dafür, daß auch die Lebensfreude
als Grundlage bester Schaffenskraft hier
zu ihrem vollen Recht kommt.

Dieses saubere, schaffige, im Tale des Sulzbach
gelegene Malteserstädtchen wartet heute auf
den Tag, wo das Unrecht einer vergangenen Zeitepoche
wieder gut gemacht und ihm die Rechte
einer Stadt wieder zurückgegeben werden. Dies
ist nicht nur eine Dankespflicht dieser fleißigen
Stadt gegenüber, sondern auch eine Achtung vor

ihrer großen Vergangenheit. Karl Kraus Mannetstätter

Bebels Tod unö das ße6cnfcn an ihn in ©dnoet^ingen

Zum 125. Todestag J. P. Hebels hatte der
Hebelbund ein Telegramm an die Hebelgemeinde
in Schwetzingen gerichtet, die uns vom dortigen
Bürgermeisteramt mit folgenden Worten verdankt
wird:

„An den Hebelbund Lörrach! Für Ihre freundlichen
telegraphischen Grüße, die Sie der Hebelgemeinde
in Schwetzingen aus Anlaß der Hebelfeier
am 23. September 1951 übersandt haben,
danke ich Ihnen verbindlichst. Ich habe bei dem
am Nachmittag des genannten Tages durchgeführten
Hebeltrunk Ihr Telegramm bekanntgegeben
, das allerseits große Freude ausgelöst
hat. Die Hebelfeier hat einen außerordentlich
schönen Verlauf genommen, insbesondere die
Feierstunde am Grabe des Dichters hat überall
einen erhebenden Eindruck gemacht".

Unser Unterländer Gewährsmann, Herr Wilhelm
Neef-Mannheim, ein gebürtiger Wittlinger,
bestätigt uns als Augen- und Ohrenzeuge dieser
Schwetzinger Veranstaltungen den tiefen Eindruck
der Feier. Er hat uns ja auch das Bild von
Hebels Sterbehaus geliefert, das in der Oktober-
Nummer der „Markgrafschaft" auf Seite 13 zu
sehen war.

Damit seien auch wieder einmal unsere lieben
Unterländer Hebelfreunde, die in ihren „Oberländer
Gemeinden" so treu zusammenhalten, aus
der Heimat herzlich gegrüßt. Richard Nutzinger


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