Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-01/0006
4

Die Markgrafschaft

Luftlinie nur 4 Kilometer voneinander entfernt
— das Grenzacher Horn, das als 100 Meter hohe
Warte den Hochrheinlauf östlich des Basler
Rheinknies überragt, und der Tüllinger Berg, der
190 Meter aus der Niederung emporsteigt und
einen umfassenden Blick gewährt sowohl über
die weite oberrheinische Tiefebene, die sich bei
Basel nach Norden öffnet, wie auch über die
Kämme der Vogesen und die Rücken des Juras
bis zu den Gletschern der Alpen im fernen
Süden. Grenzacher Horn und Tüllinger Berg sind
die Eckpfeiler des rechtsrheinischen Gebietes der
Stadt Basel, die sich an das Knie des 200 Meter
breiten Stromes vor die Mündung der Wiese
schmiegt.

Etwas oberhalb Basels springt die Grenze vom
Rheinufer bei 250 Meter Höhe zur Kanzel des
Grenzacher Horns und von dort auf die rund
500 Meter hohe Fläche des Dinkelberges bei
Chrischona nach Norden vor, senkt sich ins Tälchen
des Aubachs bei Unter-Inzlingen und zieht
dann nach Bildung eines beim Maienbühl nordöstlich
gerichteten schmalen Zipfels, der sogenannten
,,Eisernen Hand" — einem Eldorado der
Schmuggler — westwärts zur Wiese und an den
Hang des Tüllinger Berges. Die Grenze folgt
dann jedoch der Wiese nicht bis zu ihrer Mündung
in den Rhein bei Basel, sondern sie wendet
sich noch vorher bei den ,,langen Erlen" auf dem
rechten Wiesenufer ein kurzes Stück nordwärts
und umschließt den Basler Rheinhafen im Vorort
Klein-Hüningen. Dieses rechtsrheinische Landgebiet
der Stadt Basel am Eingang des badischen
Wiesentals umfaßt die Dörfer Riehen und Bettingen
. Basel kaufte Bettingen im Jahr 1513 und
Riehen 1522. Die Wiese bildete ursprünglich die
Grenze zwischen den zur Herrschaft Rötteln
gehörigen Gemarkungen von Weil und Tüllingen
und der von Riehen. Anläßlich einer Flußregulierung
im Jahr 1571 aber wurde die Schweizer
Grenze hier verschoben, so daß sich jetzt beide
Ufer der Wiese im Besitz des Basler Dorfes
Riehen befinden. Wiederholt aber vergeblich
versuchte Basel im 14. und 15. Jahrhundert, die
ganze Herrschaft Rötteln von den Markgrafen zu
erwerben. Wäre es nach dem Willen der Basler
gegangen, so würde auch Lörrach heute zur
Schweiz gehören.

Auf dem geschilderten Grenzverlauf vom
Rhein beim Grenzacher Horn bis zum Rhein bei
Hüningen treffen wir eine große Zahl von Grenzsteinen
, die bis ins 15. Jahrhundert zurückgehen.
Manche sind später überarbeitet und entsprechend
den Grenzveränderungen mit neuen Wappen
versehen worden; bei manchen wurde später
auch die Jahreszahl geändert, so daß das wirkliche
Alter der Steine nur aus der heraldischen
Form der Wappenschilder bestimmt werden
kann. Die heutige Grenzlinie zwischen Baden
und dem Basler Gebiet ist mit allen Ausbuchtungen
21,9 Kilometer lang und durch 206
Grenzsteine bezeichnet. Diese große Zahl wurde
notwendig wegen des überaus unübersichtlichen
Grenz Verlaufs; im Basler Flurplan von 1620 werden
allerdings nur 82 Steine auf der selben
Strecke vermerkt.

Die zum großen Teil recht gut erhaltenen
Grenzsteine, die wir beim Weg über Berg und
Tal, durch Wald und Wiese an der Landesgrenze
antreffen, bieten uns mit den verschiedenen eingemeißelten
Wappen und Jahreszahlen eine hochinteressante
Illustration der Territorialgeschichte
in dieser Südwestecke des Markgräflerlandes,
Auf der einen Seite tragen sie alle den Baselstab,
auf der entgegengesetzten die entsprechenden
Wappen von Österreich oder der Markgrafschaft,
bzw. der Herren von Schönau, von Bärenfels
oder der Reich von Reichenstein. Die ältesten
Grenzsteine stammen aus dem beginnenden 16.
Jahrhundert, die jüngsten aus dem Jahr 1844.
Am Otterbach bei Weil steht an der Stelle, wo
die Grenze einen rechten Winkel bildet, ein Stein
aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, der zwei-
schenklig gehauen ist, und dessen Innenseite das
Wappen der Markgrafschaft tragen. Aus den
ersten Jahren des 16. Jahrhunderts stammen die
Steine an der Weiler Gemarkung. Der älteste
von ihnen zeigt auf der einen Seite den Krummstab
des Bischofs mit dem darauf gelegten Wappen
von Basel, auf der andern Seite das badische
Wappen mit dem Worte „margraf". Da die Herren
von Schönau vom Damenstift Säckingen mit dem
Meieramt in Stetten begabt worden waren, so
tragen die Steine der Stettener Gemarkung deren
Wappen, wie auch die Steine der Inzlinger
Grenze das Wappen der Reich von Reichenstein
zeigen, welche dieses Dorf seit 1405 zu Lehen
hatten. Diese beiden Wappen zusammen mit dem
Baselstab sind auf einem Eckstein von 1717 eingemeißelt
, der auf der Grenze zwischen Stetten,
Inzlingen und Riehen aufgestellt wurde. Der
eigenartige Grenzzipfel der sog. ,,Eisernen Hand"
ist reich mit Grenzsteinen besetzt, die gut erhalten
sind. Es ist von besonderem Reiz, so der
Grenze entlang von Stein zu Stein zu schreiten,
die Jahreszahlen festzustellen und den Wechsel
der verschiedenen Herrschaftsgebiete vergangener
Zeiten zu erkennen. So verläuft die Grenze
um die Chrischona herum am ehemaligen österreichischen
Gebiet entlang. Hier tragen die Steine
neben dem Baselstab das Wappen von Österreich,
an den Gemarkungsgrenzen von Wyhlen und
Grenzach auch zum Teil das badische Wappen;
auf einem Stein aus dem Jahr 1591 ist das Wappen
der Herren von Bärenfels, der damaligen
Besitzer von Grenzach, zu sehen.

Ist so nun auch das Mündungsgebiet der Wiese
vom badischen Markgräflerland durch eine rein
politische Grenzziehung getrennt, so sind doch
— wie uns gerade die vergangenen Notjahre
wieder deutlich gezeigt haben — Basler und
Markgräfler durch engste Bande des Volkstums,
der Kultur und der Wirtschaft im gegenseitigen
Geben und Nehmen untrennbar miteinander
verbunden.

Abonnement auf^

die Monatszeitschrift des Hebelbundes

Sie erscheint monatlich und kostet einschließlich
Post oder Trägerlohn nur 50 Pfg.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-01/0006