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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-03/0010
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Die Markgrafschaft

aus roter Seide an Schlitzen der Taille und an
den Ärmeln besetzt ist. Einige Mädchen tragen
an Stelle des Kopfschmucks ein rotes Taschentuch
, das unter dem Kinn zusammengeknotet
wird. Sie sehen so entzückend aus. Das hindert
sie aber nicht daran, sich mit den Fingern zu
schneuzen!"

Das Markgräflerland und die mauergleich
aufstrebende Bergkette vom Schauinsland zum-
Belchen und Blauen hinterließen einen nachhaltigen
Eindruck auf das für Naturschönheiten
besonders empfängliche Gemüt des Dichters. In
die Schilderung der Landschaft fügt er in seinen
Briefen immer wieder Beobachtungen ein, die er
rechts und links der Landstraße machte, und läßt
so Mensch und Natur zu einem Bilde zusammenwachsen
. Hören wir ihn selbst: ,,Der Weg von
Freiburg nach Basel zieht sich längs einer herrlichen
Bergkette hin, welche schon hoch genug
ist, um die Wolken aufzuhalten. Von Zeit zu Zeit
begegnet man auf der Straße einem mit Ochsen
bespannten Fuhrwerk, das von einem Bauern
geführt wird, der einen großen Hut trägt, und
dessen Kleidung an die der Bauern in der Bretagne
erinnert. Man begegnet auch ab und zu
einem von acht Maultieren gezogenen Karren
oder einem langen Balken, der einmal eine
Tanne war, und den man nunmehr auf zwei
Paar Rädern, welche er wie ein Bindestrich miteinander
verbindet, nach Basel bringt. Dann

wieder sieht man eine alte Frau, die vor einem
geschnitzten Kruzifix kniet. Gegen acht Uhr
morgens sah ich in einer öden, zum Träumen
verlockenden Gegend einen ehrwürdigen, alten
Herrn, der mit einer gelben' Weste, grauen Hosen
und einem grauen Überrock bekleidet war. Er
trug einen großen, runden Hut, hielt einen
Regenschirm unter seinem linken Arm und ein
Buch in der rechten Hand. In seiner linken Hand
hielt er eine Peitsche . . , das beunruhigte mich!
Dazu hörte ich ein sonderbares Grunzen hinter
einem Gebüsch, welches die Straße einfaßte.
Plötzlich hörte das Gebüsch auf, und ich erkannte
, daß dieser Philosoph eine Schweineherde
hütete. — Zwei Stunden bevor man nach Basel
kommt, führt der Weg durch einen Wald mit
undurchdringlichem Dickicht aus Fichten, Tannen
und Lärchen. Ab und zu zeigt sich eine
Lichtung, auf welcher eine einzige große Eiche
emporragt wie ein siebenarmiger Leuchter, dann
wieder sieht man Schluchten, aus deren Tiefe
man das Rauschen der Wildbäche hört. Das ist
der Schwarzwald!"

So fuhr Victor Hugo im Jahre 1839 durch
unser badisches Oberland, für das er eine warme
Zuneigung empfand, und reiste weiter von Basel
über Rheinf elden nach Zürich und durch die halbe
Schweiz. Er reiste, wie er selbst von sich sagte,
wie die Schwalbe, immer dem blauen Himmel
und dem Sonnenschein entgegen gen Süden.

Die Bedeutung der Weinkostprobe / K a r 1 La i e r jg.

Anläßlich des 71. Weinmarktes in Müllheim
veröffentlichen wir einen Beitrag unseres Mitarbeiters
Karl Laier, der sich hier mit
der Bedeutung der Weinkostprobe, die in zunehmendem
Maße eine Rolle spielt, befaßt.

D. R.

Eines der wichtigsten Hilfsmittel für die Beurteilung
der Weine ist die Kostprobe. Durch die
chemische Analyse wird man zwar in die Lage
versetzt, sich Anhaltspunkte über die Beschaffenheit
der Weine zu verschaffen, man kann aber
nur die einzelnen Bestandteile eines Weines
mengenmäßig feststellen wie z. B. Alkoholgehalt,
Gesamtsäuren, die einzelnen Fruchtsäuren, die
flüchtigen Säuren usw., aber diese Kenntnis ist
nicht ausreichend für die Beurteilung der Weine.

Weit wichtiger ist die Kostprobe, denn mit
Hilfe derselben kann man das Zusammenwirken
der einzelnen Bestandteile eines Weines erkennen
. Es kann oft vorkommen, daß das Hervortreten
eines Bestandteiles im Wein von der
Menge der übrigen Bestandteile abhängig ist.
Sie können sich in ihrer Wirkung abschwächen,
ja sogar unter Umständen ganz oder teilweise
verdecken. Der Geschmack der Weine wird von
dem harmonischen Verhältnis der einzelnen Bestandteile
bestimmt, und um diese Harmonie
festzustellen, bedarf es der Kostprobe.

Die richtige Beurteilung eines Weines mittels
der Kostprobe hängt naturgemäß von verschiedenen
Umständen ab. Einmal von der Begabung
und natürlichen Veranlagung des Probierenden,

wozu ein gutes Auge, sowie feinfühlige Geruchsund
Geschmacksorgane gehören. Zum andern von
der Sachkenntnis und Übung des Probierers und
dessen körperlicher Disposition. Erkrankung der
Geruchs- und Geschmacksorgane, sowie auch allgemeine
Erkrankung und Störung des Allgemeinbefindens
setzen die Beurteilungsfähigkeit herab.
Das Einnehmen scharfer und gewürzter Speisen
vor der Kostprobe beeinträchtigen die Fähigkeit
zur Weinbqurteilung. Auch der Zustand des
Weines ist von großer Wichtigkeit. Ein zur Probe
angestellter Wein soll klar und entsprechend
temperiert sein. Weißwein probiert man am
besten bei 10 bis 11 Grad Celsius, Rotwein bei
12 bis 14 Grad.

Das Probelokal muß hell, staub- und geruchfrei
sein. Ein gefälliges Probierglas hebt das Aussehen
und damit die Qualität des Weines. Es soll
aus dünnem, weißem, glattem Glas bestehen und

„Die Markgrafschaft'

Monatszeitschrift des Hebelbundes

stellt die Verbindung zwischen den Hebelfreunden in der
Heimat und in der Ferne dar. Wer sie abonniert, hilft
dem Hebelbund bei der Erfüllung seiner vielen und
großen Aufgaben.

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Jahresabonnement für 12 Hefte . DM 6.—

Bestellungen nimmt jederzeit entgegen:

Hebelbund Lörrach, und
Hebelbund Müllheim (Baden)


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