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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-03/0017
Die Markgrafschaft

15

ins Zwingenberger Schloß mußt du jetzt doch, du
magst wollen oder nicht. Wenn du zu Mittag
gegessen hast, tue ich meinen Kirchenrock an
und bring' dich hin".

Das Mittagessen war Jakob schon recht. Der
Gang nach Zwingenberg stimmte aber weder mit
seinem Reiseplan, noch seinen Vorsätzen. Bald
hatten sie das Haus des Vogts erreicht; es lag
hinter der reformierten Dorfkirche, war zwar
nur einstöckig, aber breit und bequem, und vom
Vogt selber bei seiner Verheiratung neu von
Stein erbaut; ohne weiteres das schönste Haus
im Dorf. Es hatte ein Ziegeldach, während alle
andern mit Stroh gedeckt waren. Auf der hohen
Steintreppe des Hauses stand die Vögtin und

essen auf dem Tisch haben. Während der Rede
ihres Eheherrn hatte sich das Gesicht der behäbigen
, rundwangigen Wälderfrau verklärt, wie
wenn die Sonne die Wolken durchbricht. In herzlicher
Freude streckte sie dem jungen Mann die
Hand entgegen; droben auf der Trittplatte vor
der Haustür aber stellte sie sich breit hin und
ließ die beiden nicht von der Stelle, bis Damian
ihr den ganzen Hergang wortgetreu berichtet
hatte. Jetzt erst gewährte die Frau Vögtin den
Eingang ins Haus und die Wirtsstube; denn das
Haus des Vogts war zugleich Gasthaus der Gemeinde
. Der Vogt wies dem Gast seinen Sitz
unter dem Kruzifix mit dem Stechpalmstrauß,
dann ging er in den Keller, Wein zu holen. Und

Letzte Winterfreuden auf dem Schauinsland

Erwin Pfefferle

sonnte Betten. Als sie ihres Eheherrn ansichtig
ward, lief sie ihm mit tiefbetrübter Miene und
Tränen in den Augen die Treppe herunter entgegen
mit der Frage, „ob er schon wisse, welch
ein großes Unglück in Zwingenberg geschehen.
Die Beine trugen sie fast nimmer, so schluchzte
die Vögtin; soeben habe der Hasenjörg die
Hiobspost gebracht".

„Und hier", lachte der Vogt, „bring' ich dir
den Mann, der sie lebendig wieder aus dem Wasser
gezogen, oder vielmehr sein Leben gewagt
um dein Nättele. Er und sein Phylax da sind
schuld, daß dein Augapfel noch am Leben ist!
Jetzt geh aber und mach keine langen Spangle-
mente, er hat Hunger; koch/ oder brat' ihm was
rechtes, für's Trinken will i c h sorgen".

Der Vogt hatte sich aber verrechnet mit der
Meinung, sein Gast werde in Bälde ein Mittag-

auch Frau Kreszenz ging, ihres Küchenamtes zu
walten. Sie tat Heidekorngries in die Milchpfanne
und bereitete somit ihrem Gast das Leibgericht
des Herrn Amtsvogts, wenn derselbe heraufkam:
in Butterschmalz gebackene Heidekornküchlein
waren ihre Spezialität, darob sie berühmt war.
Frischgekochten Schinken und Kopfsalat trug sie
sogleich auf als Vorspiel zu den späteren
Schmalzküchlein mit gekochten dürren Waldkirschen
.

Jakob beteiligte sich lebhaft an dem Vorspiel,
der Vogt schenkte dem Gast fleißig ein, während
eine Stunde lang das Gespräch vom Hundertsten
ins Tausendste kam. Endlich brachte auch die
Vögtin des Amtsvogts Leibgericht; da wurde
zuerst Herr Damian über die Maßen heiter und
auch der sonst so stille Jakob ausnehmend
gesprächig.


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