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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-04/0008
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Die Markgrafschaft

Aus der Geschichte Zienkens / von otto Sick

Am 14. Juni 1928 waren es hundert Jahre,
seit Zienken als selbständige Gemeinde existiert.
In dem folgenden Aufsatz sollen einige wesentliche
Abschnitte der Dorfgeschichte, wie sie sich
in alten Urkunden widerspiegelt, aufgezeigt
werden.

Das Fischerdorf
vom Rhein weggerissen

Zienken war früher ein Fischerdorf. Die
Fischerei war der Haupterwerbszweig. Das Dorf
stand im jetzigen Rheinwald unterhalb der
„Riese" und zwar im mittleren „Grün". Außerdem
hat auf dem Gemeinacker ,,Sauloch" unter
dem Hochgestade der sogenannte „Protasiehof"
gestanden. Dieser wurde abgebrochen und ist
teilweise wieder in Grißheim aufgebaut worden.
Da der Rhein in seinem wilden Gang oft in die
Nähe der Behausungen kam, waren die Ortseinwohner
stets in Gefahr, ihr Hab und Gut, ja
selbst das Leben zu verlieren. So geschah es anno
1633, daß der Rhein das ganze Dorf samt 360
Jauchert Garten und Ackerland weggerissen hat.
Von den Bewohnern waren viele auf der Flucht
vor dem Wasser nicht wieder heimgekehrt; entweder
hatten sie draußen eine neue Heimat gefunden
, oder sie waren, wie in den meisten Fällen
, im Elend gestorben und verdorben. Das Dorf
zählte nach dieser furchtbaren Katastrophe nur
noch sieben waffenfähige Mannspersonen.

Nachdem an dem Flecken, wo Zienken heute
steht, die wenigen Leute sich niedergelassen hatten
, um ein neues Heim zu bauen, kamen in die
neue Gemeinde Einwanderer, meist Schweizer,
arbeitskräftiges Volk von unternehmendem
Schlag. Es bedurfte allerdings mühevoller Arbeit,
unbeugsamen Unternehmungssinnes, verbunden
mit starkem Gottvertrauen, um alle Schäden zu
tilgen und neu aufzubauen. Denn langsam nur
heilten die tiefen Wunden, welche dem armen
Volke geschlagen waren, und drückende Schuldenlast
hemmte jeden freudigen Aufschwung.

So lag, um vieles andere unerwähnt zu lassen,
der Herrschaft Badenweiler, der auch
Zienken angehörte, die Tilgung der Schuldsumme
ob, welche Markgraf Friedrich 1624 von dem
Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg
entliehen hatte. Die ganze Schuld belief sich einschließlich
rückständiger Zinsen im Jahre 1655
auf 450 000 Gulden, welche auf die Orte der
Markgrafschaft umgelegt wurden. Die gänzliche
Abzahlung dieser Schuld erfolgte erst gegen
Ende des Jahrhunderts.

Nur wenige sind es, die an dem Aufbau des
Dorfes beteiligt waren und mit Namen festgestellt
werden konnten, und zwar: Arnold,
Amper, Barth, Vöglin, Bürgelin, Zahner, Fischer,
Hörnlin, Freyvogel, Zöllin, Tennenbacher, Sigge,
Sturm.

Im Jahre 1660 wurde vom Markgrafen und
Fürsten zu Baden und Hornberg, von den Herren
Grafen zu Sausenburg, Grafen zu Pforzheim und
Eberstein, Herren von Rötteln und Badenweiler,

der Gemeinde die Permission (Genehmigung) zum
Weidgang erteilt und zwar an: Johannes Bürgelin,
Johannes Fischer, Christian Hörnle, Claus Gerber,
Tennenbacher, und Hans Zimmerlin allda. Am
25. August 1700 gab es Streitigkeiten wegen dem
Weidgang zwischen Hügelheim und Zienken.
Oft wird in dieser Zeit Zienken „Züncken" genannt
. Ein von 1720 ausgestellter „Extractus"
lautet:

Wir verlangen den Gebrauch abzustellen, daß, wenn
vor Johanny Heu gemacht wird, man mit dem Zug
und anderem Vieh nicht mehr auf die Matten fahren
solle.

Badenweiler, den 15. Juny 1703

Fürstlicher Landschreiber Allda.

Der Vorgesetzte von Züncken soll diesen
Gebrauch abstellen bei herrschaftlichen Strafen.

Eine eigenartige Truppenschau

1791 kamen die Franzosen. Im April 1795
standen von Schliengen bis Altbreisach vier Lager
am Rhein. Eines davon bei Zienken. Nach der
Aufzeichnung könnte es an der Stelle gewesen
sein, die man heute noch den ,,Batterieacker"
nennt. Die Unterbefehlshaber der französischen
Armee entließen einen großen Teil der Mannschaft
, um deren Sold in die eigene Tasche fließen
zu lassen. Wenn nun der Befehlshaber Truppenschau
zu halten wünschte, so wurden Bauernburschen
aus derUmgebung indie
Uniform gesteckt, und paradierten als
Franzosen, so daß der Befehlshaber auf dem
Glauben blieb, ein vollzähliges Heer zu besitzen.

Später sammelte sich im Oberland noch ein
Heer französischer Emigranten. Ein großer Teil
von ihnen zeichnete sich derart aus, daß sie lange
Zeit des Volkes Schrecken waren.

1797 hat die Regierung den Schaden feststellen
lassen, der durch den Rückzug der französischen
Armeen entstanden war. Zienken meldete
damals einen Schaden von 2360 Gulden an, woraus
wir sehen können, wie unser kleines Dörfchen
in den früheren Jahren gelitten hat. Nach eingetretener
Waffenruhe brach 1796 im Oberland,
auch in Zienken, eine heftige Viehseuche aus,
welche die Viehbesitzer stark heimsuchte. 1798/99
war eine große Kälte, so daß die wieder
neu angelegten Reben radikal erfroren.

Die Trennung von Hügelheim

Am 5. April 1816 wurden zwischen den Vorgesetzten
von Zienken und denen von Hügelheim
Verhandlungen mit dem Großh. Amts-Revisionat
Müllheim geführt, wegen der Trennung der Gemeinde
Zienken vom Vogteiamt Hügelheim. Ein
neuer, schwerer Kampf hatte begonnen, welcher
Jahrzehnte brauchte, bis er zu einem Ziele führte,
und unsere Väter sagen konnten: Wir sind für
uns „hier". Das Jahr 1816 war ungewöhnlich naß.
So war vom 1. Mai bis fast zum 29. Dezember
dauernd Regenwetter; ja am 6. Juni hatte es
tüchtig geschneit; die Kartoffeln faulten sogar in
unseren sandigen Hardtäckern, die Ernte eben-


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