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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-05/0012
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Die Markgralschaft

Künstler des ,weichen Stils' um 1400 unbegrenzte
mütterliche Güte. Der rechte Arm der Madonna
und die linke Hand des Kindes, die der Gruppe
sicherlich eine Geschlossenheit in sich verliehen
haben, sind uns leider nicht mehr erhalten.

Die Heimat der ausgestellten Madonnen ist
das Lörracher Museum; ihre Erwerbung verdanken
wir Herrn Denkmalpfleger Wilhelm und dem
Entgegenkommen des damaligen Bürgermeisters
und heutigen Landrats Dr. Graser. Jedoch auch
andere kostbare Schätze birgt, in einer der endgültigen
Anordnung noch harrenden Fülle, das
Museum. Den Geschäften, die in freundlicher
Bereitwilligkeit in ihren Schaufenstern den Madonnen
einen ihnen gemäßen Platz gewährten,
sei hier dafür gedankt. Lassen wir uns durch diese
Figuren daran erinnern, daß solche Schöpfungen
wie „gerettete und aufgesparte Jugend", nach
Jacob Burckhardts Worten, uns bewahrt geblieben
sind. Wir wollen uns auch zu ihrer Erhaltung
verpflichtet fühlen! Wenn das Museum am diesjährigen
Hebeltag in der Öffentlichkeit an seine^
Existenz mahnen möchte, so geschieht es nicht
deshalb, weil seine Mauern auch sehenswerte
Erinnerungen an Hebel bergen, sondern weil es
dem Wunsche Ausdruck verleihen will, das
kulturelle Leben einer Stadt in der Größe Lörrachs
zu bereichern, eingedenk der Goethe'schen
Mahnung:

„Wer nicht von dreitausend Jahren

Sich weiß Rechenschaft zu geben,

Bleib im Dunkeln unerfahren,

Mag von Tag zu Tage leben".

Angelika Holler.

Glück und Unglück

Auf eine so sonderbare Weise ist Glück im
Unglück und Unglück im Glück noch selten beisammen
gewesen wie in dem Schicksal zweier
Matrosen in dem Seekrieg zwischen den Russen
und Türken. Denn in einer Seschlacht, als es sehr
hitzig zuging, die Kugeln sausten, die Bretter
und Mastbäume krachten, die Feuerbrände flogen
, da und dort brach auf einem Schiff die
Flamme aus und konnte nicht gelöscht werden.
Es muß schrecklich sein, wenn man keine andere
Wahl hat, als dem Tod ins Wasser entgegenzuspringen
oder im Feuer zu verbrennen. Aber
unsern zwei russischen Matrosen wurde diese
Wahl erspart. Ihr Schiff fing Feuer in der
Pulverkammer und flog mit entsetzlichem Krachen
in die Luft. Beide Matrosen wurden mit in
die Höhe geschleudert, wirbelten unter sich und
über sich in der Luft herum, fielen nahe hinter
der feindlichen Flotte wieder ins Meer hinab und
waren noch lebendig und unbeschädigt, und das
war ein Glück. Allein die Türken fuhren
jetzt wie Drachen auf sie heraus, zogen sie wie
nasse Mäuse aus dem Wasser und brachten sie in
ein Schiff; und weil es Feinde waren, so war der
Willkomm kurz. Man fragte sie nicht lange, ob
sie vor ihrer Abreise von der russischen Flotte
schon zu Mittag gegessen hätten oder nicht, sondern
man legte sie in den untersten, feuchten
und dunkeln Teil des Schiffes an Ketten, und

das war kein Glück. Unterdessen sausten
die Kugeln fort, die Bretter und Mastbäume
krachten, die Feuerbrände flogen, und paff!
sprang auch das türkische Schiff, auf welchem
die Gefangenen waren, in tausend Trümmern in
die Luft. Die Matrosen flogen mit, kamen wieder
neben der russischen Flotte ins Wasser
herab, wurden eilig von ihren Freunden hineingezogen
und waren noch lebendig, und das war
ein großes Glück. Allein für diese wieder

Der Maientag

^)n Liedht und Glast verwobe
Schlieft frisch der Maietag,
Strait sini duft'ge Gobe
Un lait's uf Baum und Hag,
Me luegt in luter Wunder
Und isdh sido selber eis,
Es zieht eim usem Plunder
Und usem alte Glais.

In alle Gsdoöpf und Wese
Ruwerdot e bsundri Cbraft,
Und obni lang z verlese
Het si sich Geltig gschafft:
Si madbt sido Brut und Freier,
Und d'Liebi lockt und lacht;
Im duflge Blüeteschleier
Wird flißig Hochzit gmacht

Wer möcht au do no trure,

Wenns Lebe jung und gsund

Us Hurst und Adkerfure

Eim froh entgegedounnt!

Chumm und loß Chrütz und Chrugge

Im dunkle Egge stoh!

Chumm, s hebe baut is Brügge

Und heißt-is drüber goh!

F. Woifsberger

erhaltene Freiheit und für das zum zweiten Mal
gerettete Leben mußten diese guten Leute doch
ein teures Opfer geben, nämlich die Beine. Diese
Glieder wurden ihnen beim Losschnellen von
den Ketten, als das türkische Schiff auffuhr, teils
gebrochen, teils jämmerlich zerrissen und mußten
ihnen, sobald die Schlacht vorbei war, unter
dem Knie weg abgenommen werden, und das
war wieder ein großes Unglück.
Doch hielten beide die Operation aus und lebten
in diesem Zustande noch einige Jahre.

Diese Geschichte hat ein glaubwürdiger Mann
bekanntgemacht, welcher beide Matrosen ohne
Beine selber gesehen und die Erzählung davon
aus ihrem eigenen Munde gehört hat. J. P. Hebel


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