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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-06/0005
Die Markgrafschaft

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Land und Leute am Oberrhein nach einem Reisebericht des Jahres 1517

Von Dr. A. Baumhauer, Lörrach

Es war im Juni des Jahres 1517, als sich eine
vornehme Reisegesellschaft, dem Rheinlauf folgend
, von Konstanz nach Basel bewegte. Sie
bestand aus dem Kardinal Luigi von Aragon,
einem der hervorragendsten Mitglieder des glänzenden
Hofes Papst Leo X. und Sprossen des
aragonischen Königshauses, dem Sekretär des
Kardinals, Antonio de Beatis, und einigen Dienern
. Der Kardinal war mit seinem
Gefolge über Verona und den Brennerpaß
nach Deutschland gekommen, wo
er Augsburg, Nürnberg, Konstanz, Basel
, Straßburg, Mainz und Köln besuchte
, um sich dann an den Hof des
spanischen Königs Karl, des nachmaligen
deutschen Kaisers Karl V. zu begeben
. Der Kardinal unternahm diese
Reise aus politischen Gründen, wenn
auch sein Sekretär versichert, es sei
Reiselust gewesen, die seinen Herrn
zum Antritt einer so weiten und beschwerlichen
Fahrt veranlaßt habe.

Antonio de Beatis verfaßte nun von
dieser Reise eine - kulturgeschichtlich
bemerkenswerte Schilderung, die in
ihrer Art einzig dasteht. Im Mittelalter
und zu Beginn der Neuzeit machte
sich nämlich noch niemand die Mühe,
Reiseberichte und Schilderungen von
Land und Leuten aufzuzeichnen. Schrieb
doch viele Jahre später noch Sebastian
Münster in seiner Cosmographie: „Es
weiß fast jedermann, was und welche
Kleider und Speis' im deutschen Land
jetzt im Brauche sind, darüber nit von
nöten ist, etwas zu schreiben". So müssen
wir denn dem Antonio de Beatis
ganz besonders dankbar sein für die
Aufzeichnung seiner Beobachtungen,
die er auf der Fahrt durch unser deutsches
Land machte. Ihm als Italiener
ist auch wohl im fremden Land mancherlei
aufgefallen, was ein Deutscher,
weil ihm selbstverständlich scheinend,
übergangen hätte. Aus der Fülle der
kulturgeschichtlichen Einzelheiten, welche
de Beatis bei den einzelnen deutschen
Städten beobachtet, seien im
folgenden nur diejenigen erwähnt, die
sich auf unser oberrheinisches Gebiet
beziehen.

Am 7. Juni 1517 gelangte die Reisegesellschaft
, von Ravensburg kommend, nach Meersburg
am Bodensee, von wo aus sie zu Schiff
Konstanz erreichte. Die Stadt in ihrer wunderschönen
Lage am See machte auf die Fremden
den besten Eindruck. Sie ritten über die schöne,
große Holzbrücke, die über den Rhein führte,
und wurden von den Einwohnern aufs herzlichste
begrüßt, de Beatis hebt besonders die

reizenden Frauen von Konstanz hervor, die
„bellisime donne", die so außerordentlich gesellig
und lustig seien. Eingehend wurde das herrliche
Münster besichtigt mit seinen vielen Reliquien
und Schätzen von Gold und Silber. So
werden zwei fast sechs Fuß lange Kreuze aus
gediegenem Gold erwähnt, ferner goldene Tabernakel
, zwei silberne Altar auf sätze, jeder acht

Hebeltag 1952
Auggener Kinder überreichen dem Bundespräsidenten ihren Festgruß

Fuß lang und fünf Fuß breit, und ein reich mit
Gold und Edelsteinen geschmückter Reliquienschrein
. Leider sind die erwähnten Kirchenschätze
mit dem Reliquienschrein des hl. Märtyrers
Pelagius der Bilderstürmerei in der Reformationszeit
zum Opfer gefallen. Besonderes
Interesse bekundete der Kardinal für die damals
gerade im Bau befindliche 30 Fuß hohe Orgel.
Die größte Pfeife derselben ließ der Kardinal


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