Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-06/0015
Die Markgrafschaft

13

Steinkisten im »Alemannenstück« bei Niederweiler

Man schrieb das Jahr 260 nach Christi Geburt,
d. h. nur einige christliche Mönche und Bischöfe
schrieben so, während die römischen Geschichtsschreiber
die Jahre nach der Gründung Roms
rechneten, die im Jahr 753 vor Christi Geburt
stattgefunden haben soll. Im Jahr 260 also wurde
Südwestdeutschland, das römische Zehntland,.
von den Alemannen den Römern entrissen. Eine
550 km lange Befestigungslinie, der Grenzwall
oder Limes, hatte bisher das römische Kolonialland
vom unruhigen," freien
Germanien geschieden. Der
Wall lief von Koblenz-Neuwied
über den Taunus und
in nord - südlicher Richtung
durch Württemberg, dann
zur Donau nach Regensburg.
Zur Regierungszeit von Kaiser
Galienus (253 bis 268)
erfolgte ein furchtbarer Ansturm
der Alemannen und
(weiter nördlich) der Chatten,
wobei 1000 Wachtürme und
etwa 100 Kastelle erstürmt
wurden. Auf diese Schrek-
kensbotschaft hin verließen
die letzten Römer ihren Kurort
Badenweiler (Aquae
Dianae) und suchten Sicherheit
jenseits des Rheins, wo
sich die zurückflutenden römischen
Truppenteile erneut
befestigten. Der Rhein war
nun Grenze, jedoch machten
verschiedene Kaiser u. Heerführer
energische Gegenstöße
, die sie nicht nur in den Schwarzwald, sondern
bis ins Schwäbische hineinführten. Andererseits
machten die Alemannen öfters kühne Beutezüge
über den Rhein. Im Jahr 378 stand das
letzte römische Heer auf badischem Boden, im
Hegau. Im Jahr 400 räumten die Römer die
Rheinbefestigungen und die Alemannen konnten
ungestört das Elsaß besiedeln, später die Schweiz.
In dieser Kampf- und Wanderzeit haben die
Alemannen ihre Toten noch verbrannt; erst vom
5/ Jahrhundert ab findet man Beisetzung der
Leichen. Häufig sind auf badischem und württembergischem
Gebiet die Reihengräberfriedhöfe. Da
liegen die Toten in Reih' und Glied, oft findet
man Hunderte von Gräbern, z. B. in Mengen. Zum
Teil sind die Skelette von senkrechten Steinplatten
umstellt und mit Steinplatten abgedeckt,
da kommt also eine „Steinkiste" zustande. Oft
sind keine Steinplatten zur Hand oder nur wenige,
diese wenigen stellt man auch neben die Leiche,
aber zu einem richtigen Plattengrab reicht es
nicht. Bei vornehmen Kriegern gibt man sich
mehr Mühe, da kommen auch Beigaben mit ins
Grab, das Langschwert (Spatha) und c^as Kurzschwert
(Sax, unser Säxli). Gürtelbeschläg und
Armringe finden sich oft, das Messer fehlt selten.
Bei einem Frauengrab in Grißheim (1937) wurde

eine Perlenhalskette, eine eiserne Gürtelschnalle,
Bronzeohrringe und ein Messer gefunden. Wir
erwähnen Grißheim gern, weil dort der Heimatfreund
August Gutzweiler wohnt, dem es im
Jahr 1943 auch gelang, einen Reihengräberfriedhof
mit 32 Gräbern zu entdecken. In Müllheim
hat Unterzeichneter im Lauf der Jahre eine Anzahl
von Gräbern gesehen, von der Wehrgasse
hinauf bis an's „Greiffe Garte". Der Erhaltungszustand
all dieser Gräber war schlecht, fast keine

Alemannengrab bei Niederweiler

Beigaben. Aber eins ist all diesen Gräbern eigen:
der Tote „blickt** nach Osten, zur aufgehenden
Sonne.

So war es auch bei den Gräbern im unteren
Rebberg bei Niederweiler, die bei der Anlage
eines breiten Rebweges am 10. Januar ds. Js. entdeckt
worden sind. Offengestanden, es wurde bei
Niederweiler nicht so sorgfältig gearbeitet, besonders
vom bergwärts gelegenen Grab Nr. 1
kann das gesagt werden. Aber die Knochen wurden
in einem Kistle gut verwahrt, der Schädel
war stark beschädigt. Beim zweiten, dicht daneben
, ging man schon bedächtiger vor und
brachte ein Skelett, das auf gelbem Löß, umgeben
von braunem Lößlehm, ziemlich wohlbehalten zu
Tage. Später fand man noch weiter östlich ein
drittes Grab, hiervon hat Unterzeichneter nur
die Schädeldecke gesehen. Es handelt, sich um
einen Menschen mit langem, schmalem Kopf (fast
alle Alemannen dieser Zeit waren lang- und
schmalköpf ig, groß). Die Knochen befinden sich
nun in der Landesanstalt für Ur- und Frühgeschichte
in Freiburg.

Gespannt war man natürlich auf Grabbeigaben,
besonders als Unterzeichneter der hilfsbereiten
Jungmannschaft von den Grißheimer Funden erzählte
. Aber es fand sich nur eine kleine Scherbe


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-06/0015