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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-07/0008
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Die Markgrafschaft

der Dinghof in Huttingen. Das Klostergebäude
brannte 1387 ab und wurde nicht mehr aufgebaut
.

Als in Folge des Luneviller Friedens die
rechtsrheinischen Teile des Bistums Basel an
Baden kamen, wurden diese in Istein zunächst
von der geistlichen Verwaltung Lörrach verwaltet
. Aber 1811 ging das ganze Domprobsteigut an
den damaligen Oberst v. Freystedt um 20 000 fl.
Es war der Fronhof in Istein, der Schäferhof in
Huttingen, dann die Güter an Reben, Matten und
Ackerfeld, etwa 148 Juchert. Der Wert wurde auf
etwa 29 000 fl veranschlagt bei der Abschätzung,
doch wurde erklärt, daß Gebäulichkeiten und
Ländereien sich in einem sehr verwahrlosten
Zustand befänden. Es gelang ihm, ihren Wert
bedeutend zu heben. Auch der Wohlstand vieler
Familien hob sich in der Zeit des Bahnbaues. Im
Juni 1847 war man in Schliengen angelangt. Seit
1838 spielte der Isteiner Klotz in den Beratungen
eine Rolle. Der am 5. März 1833 vorgelegte
Kommissionsbericht enthält folgende Sätze: „Das
größte Bedenken wurde gegen die Bahnrichtung
durch den Isteiner Klotz geäußert, einesteils in
strategischer Beziehung, weil dieser Zug dem
linken Rheinufer allzu sehr bloßgestellt ist,
andernteils weil die Richtung durch die Täler
östlich des Schliengener Berges durch die Berührung
bedeutender Orte große Vorteile in volks-
wirtschatflicher Beziehung darbietet". Aber trotzdem
wurde die Linie am Westabhang des
Klotzen gebaut. Albert Kuntzemüller erklärt in
„Die badischen Eisenbahnen 1840—1940": „Der
Eisenbahnbauer von einst fürchtete Steigungen
weit mehr als Kurven. Baute man östlich des
Klotzes, so waren verlorene Steigungen nicht zu
vermeiden, und alle Bemühungen von Kandern
und Lörrach, diese Linienführung zu erreichen,
scheiterten an der Angst vor der Steigung". Und
an anderer Stelle: „Allein zwischen Schliengen
und Efringen liegen seither nicht weniger als elf
Rechts- und zwölf Linkskurven, davon fünf mit
kleinerem Radius als 400 m, die man damals
ohne weiteres in Kauf nahm, weil man mit Geschwindigkeiten
von höchstens 40 bis 50 km/h
rechnete. Dafür kam aber die ganze kurvenreiche
Strecke in der Horizontalen zu liegen, und die
vier Bahnhöfe Rheinweiler, Kleinkems, Istein
und Efringen-Kirchen ausnahmslos auf einer
Meereshöhe von 257 m. Eine so lange Horizontale
gibt es im ganzen badischen Eisenbahnnetz nicht
wieder!"

Und nun noch ein kurzes Wort über das
Schloß, das einst auf dem Klotz stand. Nach
einem Bericht von Martini soll an der Stelle des
unteren Schlosses vor hundert Jahren eine Inschrift
nach dem Bericht des Basler Chronisten
Wurstisen (um 1580) also gelautet haben: „Im
Jahre 1383 hat Imer von Ramstein das hier
gestandene feste Bergschloß von Werner Schaler,
nachmaligem Bischof von Basel, für 3000 fl pfandweis
überkommen dafür, daß er vom Bistum
abgestanden. Derselbe gab sein Pfand dem Erzherzog
Leopold von Österreich und dieser stellte
es dem Burkard Mönch von Landskron zu. Als
nun die Stadt Basel mit dem Erzhause in Krieg

geraten und der Inhaber dieses Schlosses sich
feindselig gegen die Basler erzeigte, gingen diese
1409 mit 5000 Mann vor Istein, beschossen, bestürmten
und eroberten das Schloß, welches auch
der Stadt in dem anno 1411 zu Ensisheim erfolgten
Frieden überlassen, hernach abgebrochen, die
Quader nach Basel geführt und am Riehener Tor
daselbst verbaut worden. Lange danach hat
Bischof Kasper zu Rhein Istein pfandweise an
Hermann von Eptingen übergeben, der wollte
das Schloß wieder aufbauen, allein die Stadt
legte sich dawider und verhinderte es".

Im Jahre 1784 war der Dinghof abgebrannt.
Diesen baute der Freiherr von Freystedt zu dem
Schlößchen aus, das heute mit dem Rest des
ehemaligen Gutes — rund 15 ha — im Besitz der
Stadt Karlsruhe ist, der es der letzte des Geschlechts
der Freiherren vermacht hat. Sonst
weist das Dorf noch eine Reihe bemerkenswerter
Bauten auf. Vor allem die „Chanzel", ein Haus
mit der Jahreszahl 1599 und einem sechsseitigen
großen Erker (Durchmesser 3,20 m), der auf
einem Holzpfosten ruht. Das älteste Haus zeigt
die Jahreszahl 1553 und den schweren Eichenbalken
.

Einst war Istein ein Fischerdorf. Von den
kleinen Fischerhäuschen aus konnten die Männer
zum Lachsfang gleich in die Waidlinge steigen
. Das ist vorbei. Daß man aber auch Trauben
in den Waidlingen heimfuhr, berichtet uns Martini
anhand der Aufzeichnungen Wuchners, des
ehemaligen Lehrers in Istein und späteren Verwalters
des Frevstedt'schen Gutes. „Bei der
Traubenlese fühlte man es ganz besonders, wie
lästig es sei, die gelesenen Trauben von den
Klosterreben entweder auf „Waidlingen" bis in
die Nähe des Fronhofes zu bringen oder im
„Bücke" über den steilen Weg und Steg bei der
Veitskapelle heimtragen zu lassen". Deshalb begann
man, die beim Bahnbau, hauptsächlich bei
den Sprengungen anfallenden Mengen Schutt
unmittelbar beim Klotz in den Rhein zu versenken
. „Inspektor Ruoff (von der Wasser- und
Straßenbauinspektion) zweifelte anfangs selbst
am guten Erfolg, denn es war eine schwierige
Arbeit, weil das anprallende Wasser immer wieder
einen Teil des versenkten Materials hinwegschwemmte
. Doch das Werk ist gelungen. Die
Verbindung der beiden Orte Istein und Kleinkems
längs des Rheins ist hergestellt und dadurch
der Grund gelegt zur Herstellung einer
Rheinstraße von Bellingen bis Efringen, die ohne
Zweifel auch zu Stand kommen wird".

Manches wäre noch zu sagen über die eigenartige
Pflanzenwelt auf dem Isteiner Klotz und
auch über den unglücklichen Ritter Veit, von
dem die Sage erzählt. Auch an Scheffels Hugideo
sei erinnert, der die Priesterin „Benigna Serena"
kennen und lieben gelernt hatte und der sich in
der Höhle in der Bergwand eine Wohnung baute,
in der er hauste, bis eines Tages die Fluten des
Rheins die tote Geliebte anschwemmten. Da
nahm er sich das Leben. „Heutigen Tages ist
unweit jener Strandgrabstätte ein Tunnel in den
Berg gebrochen und die Lokomotive saust quer
durch den Isteiner Klotz..."


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