Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-07/0010
8

Die Markgrafschaft

Sein Bruder Karl Anton, der 1770 in Freiburg
geboren wurde, war der Letzte derer von Baden.
Er war der älteste Sohn des k.k. österreichischen
wirklichen Geheimrats Franz Anton Freiherrn
von Baden; seine Mutter war eine Gräfin von
Sickingen-Hohenburg. Karl studierte in Freiburg
und Wien, und bei dem Landrechte in Freiburg
bereitete er sich praktisch für seinen Dienst vor.
Als die vorderösterreichischen Gebiete im Breisgau
an Baden gefallen waren, ernannte ihn Großherzog
Karl Friedrich zum Geheimen Rat, Stadt-
und Polizeidirektor und schließlich zum Landvogt
in Freiburg; am 14. April 1812 wurde er
zum aktiven Staatsrat befördert. Während der
Besetzung französischer Gebietsteile durch deutsche
Truppen hatte ihm Kaiser Franz von Österreich
das Amt eines Gouverneurs der Departements
Haute-Saöne und Cote d'or übertragen.
Nach Einführung der neuen badischen Verfassung
gehörte er den beiden ersten Landtagen, 1819
und 1822, als Vertreter des grundherrlichen
Adels der Ersten Kammer an. Es wird berichtet,
daß er an den Verhandlungen sehr regen Anteil
genommen habe und auch in Kommissionen tätig
gewesen sei. Durch seinen Freisinn fand Karl von
Baden Mißfallen bei den konservativen Regierungsmitgliedern
, die ihn mit Wessenberg und
Rotteck zusammen als „verdächtig und gefährlich
" bezeichneten. Eine Kandidatur für den drit-

9. Fortsetzung.

Nach beendigtem Mahle drängte der Kirchenschaffner
, mehr als Herr Bender, zum Aufbruch:
sie müßten doch heute noch wenigstens nach
Neckargemünd fahren; das Neckarsträßlein sei
aber trotz der bereits stattgehabten Wegbesserung
für eine Nachtfahrt nicht ungefährlich.

Also verabschiedeten sich die beiden Hardtleute
unter vielen Dankesbezeugungen für die
freundliche Aufnahme und die reichliche Gasterei.
Jakob begleitete sie noch ins Gasthaus zum
„Schiff", wo sie eingestellt hatten, und wo zufälligerweise
auch der Haßmersheimer Heuß auf
der Rückfahrt mit seinen Schiffern vor Anker
lag. Diese waren in voller Bereitschaft, das
feuchte Trinkgeld des Herrn von Erlenbaum für
die Rettung seiner Tochter in Empfang zu nehmen
. Als sie erfuhren, wer der Alte sei, beglückwünschten
auch sie den Großvater zu solch einem
Enkel, und Heuß sagte, auf des letzteren Schulter
klopfend: „Du hast deine Sach' gut gemacht bis
jetzt, mach' nur so fort, es steckt was in dir,
aber" — er sprach jetzt leiser, denn es waren
vielerlei Gäste in der Wirtsstube — „aber nur
bei der Stang' geblieben, immer gut reformiert!
Der Neckar hat seine Steinbuckel, und das Avancieren
der Herren Angestellten in der Pfalz hat
seine Naupen. Verstanden, Jakob!"

Der Kirchenschaffner nickte dem Schiffer
bejahend zu und sagte zum Enkel:

„Ja, das merk' dir und halt' die Augen offen;
schmeiß' deinen Metzger- oder Schäfer stock noch

ten Landtag lehnte er ab. Von dem gewohnten
Aufenthalt in Liel kehrte er 1829 geistig verstimmt
nach Freiburg zurück. Der sonst ihm
eigen gewesene Drang zu wissenschaftlichen
Studien und seine Liebe zu den schönen Künsten
waren verschwunden. Am 14. Februar 1830 erlag
er der Brustwassersucht.

Mit ihm ging der letzte Grundherr derer von
Baden in Liel dahin. Seine Stammgüter zu Liel,
Schliengen, Amoltern, Au und Sölden erbten
seine drei Schwestern Maria Anna, vermählt mit
Anton Freiherr von Rotberg, Amalie, vermählt
mit Freiherr von Fahnenberg, und Elisabeth,
vermählt mit Freiherr von Türkheim. Allodial-
erbe (ein Allod ist ein Freigut ohne Lehenszins)
wurde der Neffe Karls von Baden, Bruno Freiherr
von Türkheim. Dieser erhielt von Großherzog
Leopold das Recht, Namen und Wappen der
ausgestorbenen Freiherren von Baden mit denen
der Türkheim zu vereinigen.

In jüngster Zeit, 1952, wurde der Gemeinde
Liel von amtswegen gestattet, in ihrem Siegel
das Wappen der Freiherren von Baden zu führen.
Der Wunsch der Gemeinde, zu dem Wappen zurückzukehren
, unter dem das Dorf durch Jahrhunderte
in Freud und Leid gestanden hat, zeugt
von dem wachen Sinn seiner Bürger für die
Geschichte der Heimat und der Ehrfurcht vor
dem Gewesenen.

nicht zum Fenster hinaus, kannst ihn vielleicht
doch wieder einmal brauchen. Trau dem Glück
nicht, es hat ein Rad im Wappen. Ich hab' heut'
nichts Unrechtes an dir wahrgenommen, und
daß du zu dem Sambuga in seine Predigt gegangen
bist, das hat sich von selbst verstanden,
und hättest du mir gleich sagen dürfen, Jakob.
An den Sambuga halt' dich, wie an einen väterlichen
Freund, solange er in der Gegend ist. Es
ist kein falsch Äderlein in ihm, ob sie ihn gleich
einen Welschen schelten, wie uns Astore auch.
Mit des Amtsvogts Tochter halt' dich vorsichtig
zurück; sie sieht dich gern und hat ihren Vater
am Bändel. Soll sich etwas schicken mit dir, so
merk, was dir der Heuß da gewinkt hat, und
behaupt' auf alle Fäll* und durch alles durch deinen
Glauben für dich und deine Nachkommen.
So jetzt, Jakob, leb' wohl und bleib rechtschaffen;
du hast mir heute Freud* gemacht!"

Der Alte hatte eine Träne im Auge, als er
seinem Enkel die Hand schüttelte. Bender drückte
dem Jungen noch einen Dukaten in die Hand.
Es war eingespannt, man verabschiedete sich und
die beiden fuhren ab. Jakob hatte seinen Großvater
zum letzten Mal im Leben gesehen.

Er ließ sich von Heuß nicht mehr in die
Wirtsstube nötigen, sondern ging wieder die
Schloßsteige hinauf, aber mit ganz anderen Gefühlen
, als in der Morgenfrühe. Es schwirrte zuviel
in seinem Kopf und in seinem Herzen durcheinander
von den wechselnden Eindrücken dieses
Dreifaltigkeitssonntags.

InS neue Land / Aus J. J. Astors Lehrjahren

Von Herrmann Albrecht


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-07/0010