Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-07/0015
Die Markgrafschaft

13

Helgli, seil isch glich, Gebetbüechli, schöni Nas-
tüechli un farbigi Halstüecher, churz un guet,
allerhand schöni Sache. — Vu Steinestadt isch als
e Frau do gsi — 's Zucker-Lieseli — mit fiinem
Zuckerbrot. — E anderi — 's Ches-Fränzeli —
het saftige Ches feil gha. Bi 's Vomsteins ufe sin
Huet- un Chappe-Ständ gsi. 's het z'Schlienge
früehjer als au Huetmacher ge. Augge zue am
Pfarrhus ane isch irde und porzellane Gschirr
verchauft worde. Uf der andere Site hän d'Sieb-
macher ihri Wanne un Riddere feilbotte. Bim
Dorfbrunne gege der Chrone (Vogtsberger Haus
bzw. Weirich, jetzt Ruine) het der Volk us em
Elztal Säuli feil gha. „Wer vum Volk Säu will
chaufe, dä soll vor d'Chrone laufe! Borgfrist bis
Martini!" — so het er mit luter Stimm si War
abotte.

Viehmärt isch im Hof vum „Baselstab" — jetz
„Adler" — gsi. Isch er recht guet gsi, so het er
sich bis zuem Bückeli bi 's Freye Hof — des isch
jo früehjer dr Zehnthof gsi — ufezoge. Uf em
Dorfplatz vor 's Sunnewirts Stall het der
„Zwölfer" vu Friberg e Stand gha mit Iseware
un Chettene. Dä Ubername hän em halt au
d'Buebe a ghängt! Vis-ä-vis het's Tuech un Stoff
aller Art z'chaufe ge, un gege Hertige zue Holz-

gschirr, örgeli, Bücki un was me sunscht halt no
brucht.

's Schönst für die Junge isch aber (Jie schöni
Rößliritti gsi. Aimol isch si in der Ifahrt Blanke-
horn-Schlüsselwirt gsi, e andermol bi 's Saipfi-
sieders (Metzgerei Wettlin) oder auch bi 's Baselstabwirts
hinte — wu halt am beschte Platz gsi
isch. Un 's Tanzbei hän si in's Schlüsselwirts
Saal gschwunge.

Geld het me halt au dert scho ha müesse,
wenn me het welle ebbis ha vu dene schöne un
guete Sache. Un so hän halt d'Chinder au do un
dert uf d'Hürst gchlouft, wenn si nit eneweg
e Chrizer überchu hän. — „Do, Büebli, hesch au
e Chrizer uf dr Märt!" — Des sin Wort gsi, wu
me gern ghört het. So e Bueb het mit sim
Chrizer, wu-n-em der Großvadder gschenkt het,
e Los gehäuft. Un mit dem eine Los het er e
Zuckerstöckli vu fünf Pfund gwunne. Die Freud,
wu de Bueb gha het, dr chönnet's euch jo denke!

. Wer denkt dies nicht und würde sich auch
freuen über einen so süßen und nahrhaften
Gewinn! Es waren wohl geruhsamere Zeiten, als
die Schliengener Märkte noch florierten. Sie
gehörten zum Dorf, zu den Leuten, und etwas
Schönes fand ihr Ende, als sie eingingen.

Jörg und die Feriengäste \l Paula Ho* 11 e n w e g e r

Jetz isch Lebe gsi ufern Hof! D' Feriegäst sin
achu us der Stadt, zwei Buebe derbi! Grad für
d'Buebe hen doch d'Ferie ufern Land ihri extra
Bedütig: kei Schuel un Spiele vu morge bis nacht
ufern Hof, in Gärte, Feld im Wald. Weniger het
sich zwar der Jörg gfreut. Der het amel vorher
scho gsait: Ich cha mi numme ärgere. Wenn mir
schinde un schaffe müen, chönne die Stadtfräck
schbaziere laufe. Daß Chopfarbet au e Arbet
isch, sei het er nie begriffe. Doch wenn ihm sone
„Stadtfrack" emol e gueti Zigarre gschenkt het,
no isch guet Wetter gsi un er het glacht übers
ganz Gsicht.

Der chleiner Bueb isch e blunde, lockige,
blauäugige Bueb gsi. Was hets für de zluege un
zstune ge! Un het er der Treff no so arg an syne
Hoor zöge un zauslet, so isch doch der f ascht nümmi
vum Büebli eweg gange und hets an de Hösli
zöge, wenns noch zuem Bach het welle. An dem
Büebli het au der Jörg sy Freud gha. Er isch vu
einer Chue un vu eim Chalb zuem andere gange
mit ihm, het's uf d'Roß gsetzt un ritte lo. Das
isch e Freud gsi für beidi.

Au im ältere Bueb, im Hermann, het er
d'Zügel amel in d'Hand ge un het ihm stolz
zeigt, wie me fahrt: „Gel, wenn ihr in der Stadt
au meine, ihr chönne alles, so soll mir 's Fahre
einer vormache!"

Der Hermann us der Stadt, der Ältscht vum
Bur, der Willi, un 's Nochbers Dölfi hen sich bal
verbündet gha un hen z'semme triebe, was verböte
gsi isch und halt bsunders der Jörg hen sie
g'ärgeret. Eimol hen sie ihm Charesalbi an der
Geißlestecke gschmiert oder an Mischtgablestiel.
E andermol hätte sie solle Heu abemache. Was

hän sie gmacht? Zwee Bose Strauh hen sie ihm
abekeit un sin verduftet. „Dunder un Doria!, jetz
hen mir die dunderwetters Buebe der ganz Spalt-
chlotz mit Nägel vernaglet!" het er ame schöne
Tag gschimpft. Sellimols ischs lang gange, bis der
Jörg de Buebe wieder italienisch pfiffe het. Das
isch eso zuegange. Werne gsait het: Jörg, pfiff
doch Italienisch, un 's isch em grad drum gsi, so
het er mit der linke Hand ei Naseloch zueghebt
un vu der rechte Hand het er zwei Finger ins
Muul gsteckt un het so wunderschön pfiffe in
alle Donarte, daß die große un chleine Buebe
umen umme danzt sin, wie wenn sie e Neger-
danz uffüehre wotte, un do het der Jörg e gwal-
tige Stolz gha uf si Chunscht.

Emol chunnt der Hermann au zuenem in der
Stall. Der Jörg hockt grad untere Chue un milcht.
„Was macht denn ihr da, Jörg?" frogt der Hermann
. „He melche, siehsch's nit!" sait der Jörg.
„Nee", sait der Bueb. „Milch haben wir andere,
keine von der Kuh!" „Wu hen ihr derno euri
Milch her?" frogt der Jörg verwundert. „Ha,
eben vom Milchmann!" sait druf der Bueb. „Nu,
wenn de heimchunnsch, schicksch mir eure Milchmann
emol do ane!" meint der Jörg druf, „vergiß
es nit!" Un er lacht vor sich hi.

Sunscht isch er selte in Chüeistall gange,
höchstens im Notfall. D' Roß sin ihm mehr as
alles gsi. Sie hen ihn au gehennt, un will er so
chiei gsi isch, hen die große Roß bym ufgschirre
d'Chöpf so wit abe do, daß der Jörg ihne licht
het d'Chummet uftue chönne. Er isch no ganz
einer vum alte Schlag gsi. Nie het er gsait: Im
Buur syni Roß oder im Buur sy Feld. Nei, en het
gsait: Myni Roß un unser Feld!


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-07/0015