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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-08/0005
Die Markgrafschaft

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ernst und selbst bei launigen Bemerkungen, die
er gern einstreute, änderte sich seine Miene nicht.
Auch im Umgang des gewöhnlichen Lebens hatte
er etwas Ernsthaftes; aber das hinderte ihn nicht,
zur geselligen Unterhaltung recht viel und mit
großer Lebhaftigkeit beizutragen, wozu seine
reiche Erfahrung, zumal seine Reisen, Stoff
genug boten".

Uns interessieren besonders Gmelins Beziehungen
zu Johann Peter Hebel.

Als Hebel 1791 nach Karlsruhe berufen wurde,
weilte Gmelin bereits seit sieben Jahren in dieser
Stadt. Er fand in diesem Oberländer Landsund
Lob. Empfehlen Sie mich bestens Ihrer
teuren lieben Gemahlin". Unter dem „Herrn
Schwager" ist Christian Philipp Herbst zu verstehen
, 1781 in Tegernau als Sohn des Pfarrers
Philipp Jakob Herbst geboren, jüngerer Bruder
der Frau Gmelin. Er war damals Schüler des
Karlsruher Gymnasiums, wurde später Pfarrer
in Oberöwisheim, Weisweil, Britzingen und Mundingen
. Er ist der Chronist der Gemeinden
Britzingen und Mundingen.

Reizvoll ist der Schluß des zweiten Briefes
nach Erlangen, im Februar 1796 geschrieben:
„Hat die teure Frau Doktorin denn immer noch

Gmelin in den Pyrenäen

Gmelins Erzählungen standen, zumal in seinen
jungen Jahren, im Ruf „poetischer Ausschmückung
". Hebel hat diese humoristische Seite
im Wesen Gmelins in sehr launiger Weise in der
Erzählung von den Madrider Maultierbarbieren
dargestellt. Wir können diese Erzählung nachlesen
im „Schatzkästlein". Sie bildet den zweiten
Teil der Erzählung „Zwei Gehilfen des Hausfreundes
". Wir wollen den Schluß davon uns
wieder einmal ins Gedächtnis zurückrufen.

„Hausfreund", sagt der Adjunkt, „wenn Ihr
mir einen Groschen leiht, so will ich Euch für
dieses Rätsel ein paar Brezeln kaufen. Den Wein,
den wir dazu trinken, bezahlt Ihr. Ratet hin,
ratet her, was ist das?

Holde, die ich meine.

Niedliche und Kleine,

Ich liebe dich, und ohne dich

Wird mir der Abend weinerlich.

Auch gönnst du mir,

Nach rüihm' ich's dir,

Wohl manchen lieblichen Genuß;

Doch bald bekommst du's Überdruß.

Und laufst zu meiner tiefen Schmach,

Ein feiles Mensch, den Juden nach.

Und dennoch, Falsche aus und ein,

Hörst du nicht auf, mir lieb zu sein.

„Ihr erratet's nicht", sagt der Statthalter,
„wenn ich's Euch nicht expliziere. Es ist eine
Adjunktsbesoldung, zum Exempel meine eigene,
die ich von Euch bekomme".

Allein der Adjunkt hat selber wieder eine
Adjunktin, nämlich seine Schwiegermutter, die
Tochter hat er noch nicht, bekommt sie auch
nicht; und der Hausfreund hat an ihm einen ganz
anderen Glückszug getan, als sein guter Freund,
der Doktor (gemeint ist Karl Christian Gmelin),
auf seiner Heimreise aus Spanien an der Madrider
Barbiergilde.

Als unser guter Freund (gemeint ist Gmelin)
aus der großen Stadt Madrid heraustritt, seinem
Tierlein wuchsen in dem warmen Land und bei
der üppigen Nahrung die Haare so kräftig, daß
er nach Landesart zwei Barbiere mitnehmen
mußte, die auch ritten, und wenn sie abends in
die Herberge kamen, so rasierten sie sein Tierlein
. Weil sie aber selber keine gemeinen Leute
waren und die ganze Nacht Arbeit genug hatten,
bis das Tierlein eingeseift und rasiert und wieder
mit Lavendelöl eingerieben war, so nahm jeder
wieder für sein eigenes Tierlein zwei Barbiere
mit, die ebenfalls ritten, und diese wieder. Als
nun der Doktor oben auf dem pyrenäischen Berg
zum ersten Mal umschaute und mit dem Perspek-
tiv sehen wollte, wo er hergekommen war, als
er mit Verwunderung und Schrecken den langen
Zug seiner Begleiter gewahr wurde, und wie
noch immer neue Barbiere zum Stadttor von
Madrid herausritten und inwendig wieder aufsaßen
, sagte er bei sich selbst: „Was hab ich denn
nötig, länger zu reiten; es geht nun jetzt bergunter
, — und ging früh am Tag in aller Stille
zu Fuß nach Mont Louis".

mann einen getreuen Freund. Er war, wie Adolf
Hofmann berichtet, stets Hebels „eifriger Exkursionsbegleiter
". Hebel hatte starke Interessen
für alle Gebiete der Natur. Gmelin war sein
getreuer Ratgeber.

Neun Originalbriefe Hebels an Gmelin sind
uns erhalten. Sie wurden in den Jahren 1796 bis
1797 geschrieben, in der Zeit, da Gmelin zum
zweiten Mal studierend in Erlangen weilte.

Der erste Brief stammt vom 29. Januar 1796.
Hebel sollte Gmelin eine topographische Landesbeschreibung
besorgen. Es war ihm aber nicht
möglich, dies zu tun. Zum Schluß schreibt er:
„Ihr Herr Schwager läßt Sie grüßen; er erwirbt
sich durch Fleiß, sittsames und artiges Betragen
und flammenden Patriotismus immer mehr Liebe

das Heimweh nicht? Kein Fünkchen Sehnsucht
nach Rheinluft? Ich muß gestehen, daß ich, um
mich mit dem angenehmen Gedanken Ihrer
Heimkehr zu laben, immer mehr auf dieses als
auf den Frieden gerechnet habe. Aber diesen
Sommer kommen Sie doch? Es haben sich alle
Anemonen und Veroniken und Draben (Hungerblümchen
) verschworen, keine Knospe aufzutun,
bis Sie wieder da seien. Tausend Komplimente!
Ihr Hebel".

Ein dritter Brief vom Juni 1796 schließt:
„Abermal ein Brief voll Geplauder! Ich darf
Ihnen wohl gestehen, daß es unvermerkt, und.
ohne meine Absicht geschehen ist. Denn eigentlich
hatte ich mir vorgenommen, nach Ihrem
Beispiel, ebenfalls ein wenig rar zu tun in meiner


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