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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-08/0006
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Die Markgrafschaft

Korrespondenz. Aber was kann ich dafür, daß
ich so gern mich mit Ihnen unterhalte. Ihr redlicher
Hebel".

In einem Brief vom November 1796 gibt Hebel
einen Bericht über seine Eindrücke vom Oberland
: „Vorgestern kam ich aus dem Oberland
zurück, und Sie sind mir wohl auf viele Nachrichten
aus jener Gegend begierig. War's Wunder,
wenn ich Ihnen nur wenige geben könnte, da
ich fast die ganze Zeit in Lörrach blockiert war,
und nur den einzigen Paß in den Schweizer
Boden frei hatte. Den Gang der Hauptbegebenheiten
wissen Sie. Partikularitäten verlieren sich
im Großen und werden unwichtig. Also vom Zustande
unseres lieben Oberlandes: Bei den un-
zählichen Einquartierungen und Durchzügen der
französischen Truppen, die die Unterländer arm
und mutlos gemacht haben, blieben unsere Lands-

lm Dorfyasthaus

Ein alter Baum
regt sich im Wind
und tief im Traum
lächelt ein Kind

im Sonnenschein.
Kühl steht der Wein
im Kruge braun.
Munter vom Zaun

das Spatzenpaar
lärmt nach der Magd.
Ein Büblein gar
hat mich gefragt

nach dem großen I,
Onkel, weißt du wie?

L. B.

leute immer getrost. Artig und schonlich betrugen
sich auch im ganzen die Franzosen. General
des Enfans, der in Lörrach kommandierte, tat
dem Lande die wichtigsten Dienste. . . Noch
manches, was ich Ihnen gern schreiben möchte,
sei fürs nächste Mal verspart. Seien Sie mit Ihrer
lieben teuren Gattin tausendmal gegrüßt von
Ihrem Freund Hebel".

Am 28. November 1796 schreibt Hebel u. a.:
„Ich sehne mich herzlich, teurer Freund, Sie und
Ihre Gattin wieder zu sehen und frohe Abende
bei Ihnen zuzubringen. Kommen Sie bald, ehe
ich gehe. Mich gelüstet täglich mehr nach einer
guten Pfarrei. Ich habe im Oberland einige
Pflanzen gesehen, die mir noch fehlen. Seitdem
habe ich keine Ruhe mehr hier. Muß denn absolut
Frieden sein, ehe Sie kommen? Können Sie
nicht folgen, wenn alles kommt? Aber gelt, heimliche
Seele! Sie kommen gar nicht mehr? Führen
Sie mich nicht an. Ich habe allen, die Sie nicht
gern vermissen, für Ihre Rückkehr gutgesagt.
Ihr Schwager ist brav und lieb und seiner braven,
edlen Schwester wert. Adio! J. P. H.".

Am 8. Dezember 1796 schreibt Hebel verlockend
: „Noch ein Fund, der Ihnen das Heimgehen
von Erlangen erleichtern soll. Wie er
schon die Ohren spitzt — meinen Sie, ich habe
eine Peloria anectaria, aphylla, acaulis (Bezeichnungen
für abnorme pflanzliche Bildungen) entdeckt
? Etwas besseres, Lieber! Worauf Sie den
Mund spitzen sollen. Köstlichen Steinwein habe
ich an einer nahen Quelle entdeckt — und Est —
meiner Seele! Est! Gelt, wenn Er geschwind
wüßte, wo? Daß er ihn unterwegs schon versuchen
könnte. Aber nein — er soll den ersten bei
mir trinken. Viel tausend herzliche Empfehlungen
an die teure Frau Doktor Assa! Adis. Ihr
Hebel".

Am 2. Januar 1797 schließt Hebel einen Brief
an Gmelin folgendermaßen: „Und nun noch zum
freundlichen Abendgruß: Viel Glück ins neue
Jahr. Der lieben Frau Hofrätin und ihrem lieben
Herrn Gemahl und baldige Retour ins Vaterland
. Die Sonne scheint eben doch nirgends so
schön wie am Rhein, wenn sie schon, Gott
erbarm's, auf manchen Jammer scheint. Mög's
diese Wunden auch heilen, das neue Jahr. Ihr
Freund Hebel".

Der letzte Brief nach Erlangen wurde im
Frühjahr 1797 geschrieben. Er schließt: „Kommen
Sie nur, Sie werden allen herzlich lieb und
willkommen sein, vom Markgrafen bis auf seinen
Thürnizknecht, Johann Jakob Heiter, herab.
Daß Sie Ihre teure Gattin, wie Sie schreiben,
schwanger gemacht haben, ist herrlich. Macte
virtute! Leben Sie wohl, mein Bester! Mein Auge
kommt nimmer von der Durlacher Straße weg.
Ihr Hebel".

Zu Ehren des Geheimrats von Ittner, der das
Amt eines badischen Gesandten in der Schweiz
übertragen bekommen hatte, schrieb Hebel ein
Gedicht, in welchem Gmelin als „Chrüterma vo
Badewiler" genannt wird. Das Gedicht entstand
1807 und wurde in der „Iris" 1808 erstmals veröffentlicht
. Wir lesen dort u. a.:

„Der Chrütermaa vo Badewiiler het

mer's menggmol gseit un gfluecht derzue, es soll

kei Hypnum (Astmoos) meih, kei Carex (Zittergras)

in der Welt
vor siini Auge cho (der Teufel weiß,
sinn's Bueben oder Meidli), wenn e Maa
wie Ihr in siebe Heereländere seig.
Ich will's nit repetiere. Besser wär's,
der Chrütermaa hätt's au nit gseit; es isch
mit so me Fluech nit z'spasse. Het's der Recht
zuem Unglück ghört, se glänzt miim Chrütermaa
kei Sternli meh im grüene Mattegrund.
Du arme Chetzer, Carex, Hypnum schießt
diim Aug ergege, wo de stohsch un gohsch... "

In Briefen an seine Freunde kommt Hebel
immer wieder auf Gmelin zu sprechen. Um elf
Jahre hat der Botaniker den Dichter überlebt.
Nach einem an Erfolgen reichen Leben starb der
„Chrüterma vo Badewiler", Hebels Freund, am
26. Juni 1837 im 76. Lebensjahr.
_ E. Baader

Quellen: Badische Biographien v. Weech. I. Teil 1875 —
Johann Peter Hebels Briefe. Gesamtausgabe. Herausgegeben
und erläutert von Wilhelm Zentner. 1939.


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