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Die Markgrafschaft

9

Die FasnaStsfeuer im Markgräflerland

„So wit me Fürer brenne duet,

so wit glengt 's alimannisch Bluet".

Hermann Burte

Jawohl, so weit Alemannen wohnen, werden
am kommenden Sonntag, dem 22. Februar, der als
Bauernfasnachtstag gefeiert wird, auf den Höhen
unserer Heimat die Feuer brennen und Scheiben
geschlagen. Es ist dies ein uralter Brauch, der
zurückreicht in die Zeit, wo die Alemannen
ihre jetzigen Lebensräume
erkämpft und besiedelt haben (ums
Jahr 300).

Als ganz sicher ist anzunehmen,
daß das Fasnachtsfeuer ursprünglich
das Sommersonnwendfeuer war und
am Vorabend der kürzesten Nacht —
am 20. Juni — abgebrannt wurde.
Warum dieser Brauch bei uns in die
Zeit des ausgehenden Winters verlegt
wurde, hat seinen Grund im Eindringen
der Antike, die den Gedanken des
Fruchtbarkeitszaubers in den
Brauch des alten Fasnachtsfeuers brachte
, der Saat und Ernte sichern sollte.

Heute ist dieser Brauch nur als
Fasnachtsfeuer bekannt, und die Buben
und Maidli, die am Sonntag (22. Febr.)
ihre Scheiben schlagen, wissen kaum
etwas von der ursprünglichen Bedeutung
dieses Brauches. Dessen ungeachtet
halten wir Alemannen an ihm fest.

Schon Wochen vorher beginnen die
Vorbereitungen. Die Schulbuben sammeln
bei den Bauern Holz, oder die
Gemeinde weist ihnen im Wald sogenannten
Schlagraum zu, den sie dann
zu Wellen verarbeiten. Aus glatten,
viereckigen Buchenscheitern werden
an den langen Winterabenden die
Scheiben geschnitzt und gelocht und
mit einem Draht zum Kranze gebunden
, um dann auf der „Chunst", dem
alten, gemütlichen Kachelofen, der
heute noch die meisten markgräfler
Bauernstuben wärmt, gedörrt oder wie
man sagt, „rösch*4 gemacht zu werden.
Die Haselstauden der Wälder liefern
die Scheibenstecken.

So gerüstet, marschiert dann, wenn
der Tag des Fasnachtsfeuers gekommen
ist, alt und jung bei Dunkelwerden hinauf
auf die Höhen, wo das gesammelte Holz, in
große Haufen geschichtet, der verzehrenden
Flamme wartet. Bei Eintritt der Nacht werden
die Haufen angezündet, die Maidli und Buben
lösen ihren Scheibenkranz, befestigen ihre Scheiben
auf dem Stecken und lassen sie in der Glut
des Feuers anbrennen. Sobald die Scheibe an
allen vier Kanten von der Glut erfaßt ist, wird sie
dieser entzogen und durch kreisendes Schwingen
am Scheibenstecken vollends glühend gemacht,
und dann mit kräftigem Schwung und dem Ruf:

Schibi — Schibo! vom Scheibenstuhl abgeschlagen,
um als feuriges Sonnenrad talwärts zu sausen.

Wer von der Talsohle aus dieses Treiben
beobachtet, wird sich kaum dem Zauber dieses
nächtlichen Schauspiels entziehen können. Die
Hunderte glühender Kreise und feurigen Bahnen
am nächtlichen Himmel, dazwischen die lodernden
Feuer, die die Konturen der Höhen als fein-

Fasnachtsfeuer

Kohlezeichnung von F. Fischer

geschwungene Linien erkennen lassen, ziehen
jeden Beschauer in ihren Bann und lassen ihn
die Fasnachtsfeuer Alemanniens zu einem Erlebnis
werden, das er nicht so bald vergessen kann.

Wer sich aber die Mühe nimmt und hinaufsteigt
auf die Höhen, wo im frohen Gewühl des
Volkes die Feuer prasselnd gen Himmel steigen,
dem geht die Gewißheit ein, daß dieser Brauch
ein lebendiger Teil dieses Volkes ist, der sich
nicht verdrängen läßt. Und es wird wahrhaftig
sein, daß ,, s o 1 a n g me Für er brenne duet, s o
lang lebt 's alimannisch Bluet". F. W.


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