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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-04/0011
Die Markgrafschaft

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unter seiner geschickten Hand wieder in Gang,
wo es etwa noch mangelte.

Et>en ein Jahr nach ihrer zweiten Verehelichung
wurde der Sophie bekannt, daß der Theobald
Singeisen zu Riehen als erst vierzigjähriger
an einem bei seinen Patienten geholten „hitzigen
Fieber" gestorben sei. In diesem und dem folgenden
Jahn gebar sie ihrem Kaspar je einen Buben;
und nun war sie glücklich durch die Erfüllung
ihrer langersehnten Mutterfreude. Und als
schließlich gar der Meister Uhrmacher zum Bürgermeister
der Stadt Lörrach gewählt war, legte

eigener Familie das Glück voll erblüht war, nie
vergessen, was er an ihr in der Zeit ihrer tiefsten
seelischen Not in großzügiger Bruderliebe
und ernster Verantwortung getan hatte. Es war
ihr darum herzlich leid, als sie vernahm, daß er
das traute Röttier Pfarrhaus verließ, um nach
Schopfheim überzusiedeln, von wo aus er dann
nach weiteren sechs Jahren nach dem markgräfler
Dorf Auggen versetzt wurde. Diese räumliche
Trennung unterbrach für einige Jahre die geschwisterliche
Verbindung. Umso größer war ihre
Freude, als sie eines Tages erfuhr, daß ihr lieber

Badenweiler

Foto: Fotohaus Haarstick, Badenweiler

sie sich nicht ohne Stolz den ersten ihrer Vornamen
als Rufname zu; sie wollte von nun an
Augusta genannt sein, die „Erhabene". Denn nun
war sie nach den herben Jahren der Buße fertig
geworden mit ihrer Vergangenheit, ausgesöhnt
mit ihrem Schicksal und erhaben über alles
Dunkle eigener Schuld und Verfehlung, das
hinter ihr lag. Und als ein Jahr darauf ihrem
Bruder zu Rötteln und seinem Mineli das erste
Büblein geboren ward, stand ihr Name unter
dessen Paten neben dem des von ihnen allen so
verehrten und geliebten Johann Peter Hebel.
Und dieser Tauftag war wieder so ein recht
glücklicher Tag für die Augusta, die jetzt erst so
recht zum Leben in tieferer Reife aufzublühen
schien.

VII.

Wieder das Suffili

Die Jahre fließen dahin, und alles strebt dem
Ring seiner Vollendung zu. Die Augusta hatte es
ihrem Friedrich Wilhelm, wiewohl ihr nun in

Bruder mit seiner Familie bald als Stadtpfarrer
in Lörrach aufziehen sollte. Inzwischen war er,
als Anerkennung für seine theologischen Arbeiten
, zum Ehrendoktor und Kirchenrat ernannt
worden und wurde in Lörrach auch sogleich der
Spezial des Kirchenbezirks, aber der Mensch
Friedrich Wilhelm war der gleiche einfache und
bescheidene geblieben, mit dem man sich auf den
paradiesischen Gefilden der Kindheitserinnerungen
so heiter ergehen konnte. Inzwischen war
freilich der zuletzt noch zum Prälaten der unier-
ten badischen Landeskirche gekürte alte Hausfreund
und große Heimwehmensch, der Parmeni-
deus, in Schwetzingen gestorben. Aber seine köstlichen
Briefet lasen die beiden Geschwister immer
wieder gerne miteinander und ergötzten sich an
ihrem feinen Humor und ihrer erquickenden
Frische. Und da war dann alles Üble und Böse
so weit weg, und nur das Liebe und Gute war
ihnen noch nah und vertraut.

Und wieder gehen Jahre dahin, und mit ihnen
die Menschen. Die Reihen der Lebenden lichteten


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