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Die Markgrafschaft

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Die Karstersdheinungen des Dinkelbergs

Vom Grenzacher Horn bis zum Wehratal erstreckt
sich der Höhenzug des Dinkelbergs über
25 km Länge und 7—9 km Breite. Er ist eine
in geologischer Vergangenheit am Rande des
Schwarzwaldes abgesunkene Scholle aus Muschelkalk
, die einzige südliche Vorbergzone dieses
Gebirges. Wenn sich der Dinkelberg auch aus
dem Rhein-, Wiese- und Wehratal in verhältnismäßig
steilem Anstieg von etwa 100 bis 200
Metern erhebt, so überragen seine höchsten
Höhen in der Hohen Flum und bei St. Chrischona
doch kaum die 500 - Meter - Linie. Das Berggelände
erweckt bei einer
Wanderung mehr den
Eindruck einer welligen,
von häufigen nord-süd-
lichen Brüchen durchzogenen
Hochebene, die
teils von prächtigen,
hochstämmigen Wäldern,
teils von wogenden Kornfeldern
oder von Wiesen
und Weiden mit zahlreichen
Obstbäumen bedeckt
ist. Seinen Namen
trägt das ganze Gebiet
bekanntlich nach dem
früheren Hauptanbaugetreide
, dem Spelz oder
Dinkel, das der Bauer
des Dinkelberges auch
schlechthin als Korn bezeichnet
.

Das hervorstechendste
Merkmal der Landschaft
des Dinkelberges ist die
Wasserarmut an seiner
Oberfläche, die sich in
einem außerordentlichen
Mangel an Bächen und
Quellen äußert. Bei Berechnung
der sogenannten Gewässerdichte des
Dinkelberges ergibt sich der geringe Wert von
0,62 gegenüber einem Mittelwert von 1,33 für
den ganzen südlichen Schwarzwald. Der Hauptgrund
hierfür liegt nicht etwa im Regenmangel,
als vielmehr in der Natur des Muschelkalkes, aus
dem der Dinkelberg aufgebaut ist. Sobald die
wenig zahlreichen Bäche auf den durchlässigen
Kalkboden geraten, versickern sie sofort in dessen
Spalten und Löchern, es bilden sich Grundwassermassen
, die schon seit Jahrtausenden Salze
und Gipse der tieferen Erdschichten ausgelaugt
haben und dadurch schlauchartige Hohlräume
entstehen ließen. Wir haben es hier mit den
gleichen Erscheinungen zu tun, wie sie im Jurakalk
Schwabens die Regel sind, und wie sie durch
die Versickerung der Donau bei Möhringen und
durch den Ausfluß des Donauwassers in der
Aachquelle im Hegau allgemein bekannt sind.

Das klassische Beispiel für diese auflösende,
unterirdische Ausräumungsarbeit des Wassers
bietet die Hochebene des Karst, nordöstlich des

Golfes von Triest und auf der Halbinsel Istrien
am Adriatischen Meer. So spricht man denn bei
allen solchen durch chemische Lösung des Wassers
auf und unter der Erdoberfläche im Kalkboden
hervorgerufenen Bodenreformen kurzweg
von Karsterscheinungen. Die unterirdischen Höhlendecken
können gelegentlich auch einstürzen,
so daß sich schüsseiförmige Hohlformen von mehreren
hundert Metern Durchmesser bilden, die
man Dolinen nennt und auf deren Grund von
den Rändern her besserer Verwitterungsboden
angeschwemmt wird, der sich durch seine beson-

Sommerliches Land

Holzschnitt von Emmi von Lilljeström

dere Fruchtbarkeit gegenüber der Umgebung
auszeichnet. Neben diesen Einsturzdolinen gibt
es solche, die ihre Entstehung der chemischen
Lösung des Oberflächenkalkes durch Regenwasser
verdanken. Sie sind gewöhnlich — zum
Unterschied von den ersteren — steil und trichterförmig
. Manche Dolinen sind reihenförmig
angeordnet oder durch Zerstörung der Zwischenwände
miteinander verwachsen. Manche senkrechte
Klüfte werden durch Wasserausnagung zu
Naturschächten von über 100 Meter Tiefe erweitert
. Dem Karst eigentümlich sind auch große,
warzenförmige Bodenvertiefungen, die zeitweilig
durch Speilöcher mit Grundwasser gefüllt und
unterirdisch entwässert werden.

Alle diese nur kurz gestreiften sogenannten
Karstbildungen kommen nun auch in unserem
heimatlichen ,,Karst"-Gebiet in besonders schöner
Entwicklung vor, so daß wir im Dinkelberg
die eigenartigsten Erscheinungen dieser Art von
ganz Südwestdeutschland antreffen. Eine ganze
Anzahl solcher trichterförmiger Dolinen in


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